Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der letzte Befehl

Titel: Der letzte Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
Vom Netzwerk:
nicht einfach weiter an Bord bleiben, so wie Aikawa? Und wo wir gerade dabei sind: Warum konnte ich nicht irgendwo anders landen? Irgendwo, wo ich mich nicht mit so einem Trottel wie diesem Berkeley herumschlagen muss?
    Tief in seinem Innersten vermutete er, dass er sowieso mit keinem Ort zufrieden gewesen wäre, an den es ihn verschlagen hätte, wenn er nicht Helen an seiner Seite haben konnte. Aber auf diesen Gedanken wollte er lieber nicht weiter eingehen. Das machte ihn immer noch ... nervös, nachdem er so viele Jahre damit verbracht hatte, vor jeglicher emotionalen Verstrickung davonzulaufen. Aber es stimmte schon: dass sie fort war, hinterließ in ihm eine sonderbare Leere – eine Leere, die er nie bemerkt hatte, als ihm nichts anderes durch den Kopf ging, als dass Manpower Incorporated eine so attraktive körperliche ›Verpackung‹ für ihn zusammengebastelt hatte. Klar, eigentlich hatte man ihn ja auch als Lustsklaven verkaufen wollen. Im Prinzip war er nichts anderes als ein sehr teures Sexspielzeug.
    Wie dem auch sei, dass er nun gezwungen war, aufgrund seiner derzeitigen Verwendung unter jemandem wie Anthony Berkeley zu arbeiten, fiel eindeutig in die Kategorie ›unangemessen grausame Bestrafung‹. Gäbe es in der Galaxis wirklich so etwas wie Gerechtigkeit, dann hätte Paulo zu Admiral Yeagers Forschungs- und Entwicklungsabteilung abkommandiert werden müssen, zusammen mit Captain Lewis. Das wäre interessant gewesen, vor allem für jemanden wie Paulo, der mit einem gewissen Naturtalent für die Karriere eines Offiziers für Elektronische Kampfführung gesegnet war. Aber nein! In ihrer unendlichen Weisheit hatten die herrschenden Kreise des Bureaus für Personalangelegenheiten verfügt, er und Senior Chief Wanderman sollten ein wenig praktische Erfahrung mit der Fabrikation sammeln. So ungern Paulo das auch zugab, diese Entscheidung mochte tatsächlich ein Funken von Vernunft bergen. Es konnte wirklich nie schaden, wenn ein ELO mit den Grundlagen seiner Hardware zumindest ein wenig vertraut war. Aber es musste doch irgendeine Möglichkeit geben, sich diese Grundlagen anzueignen, ohne dass er dabei diesen Berkeley ertragen müsste!
    Wenn er doch nur eine Gelegenheit fände, leise und unauffällig den kleinen Seminarraum zu verlassen, in dem ihre Evakuierten-Gruppe warten sollte. Bedauerlicherweise gab es eine solche Gelegenheit aber nun einmal nicht, und Berkeley war zufälligerweise der ranghöchste Offizier vor Ort. Damit kam ihm das Kommando über ihre kleine Abteilung zu. Wenn Paulo jetzt versuchte, sich davonzuschleichen, dann würde der Lieutenant sofort wissen wollen, wohin er denn wolle, und ›irgendwohin, wo Sie nicht sind!‹ erschien Paolo nicht gerade die diplomatischste aller Antworten. Wahrheitsgemäß? Gewiss. Diplomatisch? Nein.
    »Und wenn wir schon eine so dämliche Aktion durchziehen müssen «, fuhr Berkeley fort, »dann hätte man das doch wenigstens machen können, während wir nicht gerade ...«
    »Entschuldigen Sie, Lieutenant«, fiel ihm eine melodische Altstimme aus Richtung der Tür ins Wort, »aber was für eine ›dämliche Aktion‹ meinen Sie?«
    Berkeley schloss so rasch den Mund, dass Paulo glaubte, seine Zähne klappern gehört zu haben. Ruckartig drehte sich der Lieutenant (Senior-Grade) zu dem schlanken, dunkelhaarigen Commander herum, der in der offenen Tür stand, den Kopf ein wenig zur Seite geneigt.
    »Ich, öhm ... hatte Sie gar nicht gesehen, Commander McGillicuddy«, sagte er.
    »Nein«, bestätigte Commander Anastasia McGillicuddy freundlich, »das hatte ich mir schon gedacht. Aber ich kam gerade vorbei, als ich etwas hörte, war mir aber nicht sicher, es richtig verstanden zu haben.« Ihr Lächeln war ebenso freundlich wie ihr Tonfall, doch ihre braunen Augen waren eisig. Der deutlich größere und massigere Berkeley schien vor Paulos Augen ein wenig zu schrumpfen.
    »Als ich dann näher kam, habe ich begriffen, dass Sie diese Gelegenheit ausnutzen, um die Subalternoffiziere, die man Ihnen anvertraut hat, zu unterweisen«, fuhr sie fort. »Ihr unverkennbarer Eifer hat mich beeindruckt. Ganz offensichtlich hatten Sie gerade ein Thema gefunden, über das Sie sehr entschiedene Ansichten haben.«
    »Ma’am, ich wollte nur ... das heißt, ich ... also ...« Berkeleys Versuch, dieser Vorgesetzten zu antworten, schlug bemerkenswert fehl. Unwillkürlich empfand Paolo einen Hauch von Mitleid für den Lieutenant. Aber wirklich nur einen Hauch.
    Und den vermochte

Weitere Kostenlose Bücher