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Der letzte Befehl

Titel: Der letzte Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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davon überzeugen könnte, der Blitz schlage nur äußerst selten zweimal an der gleichen Stelle ein. Bedauerlicherweise kam so etwas hin und wieder eben doch vor. Also verbrachte er einen Teil seiner Zeit damit, sich selbst immer wieder zu sagen, dass Katastrophen wie Grendelsbane ja überhaupt nichts mit irgendwelchen Gewittern zu tun hatten und er sich deswegen nicht Sorgen um irgendwelche albernen Sprichwörter machen müsse.
    Na ja , sinniert er, da fühle ich mich doch auch gleich viel besser.
    Seine Mundwinkel zuckten, als er bemerkte, dass sich seine Gedanken wieder einmal im Kreis gedreht hatten, wie so häufig in derartigen Momenten. Wahrscheinlich konnte er von Glück reden, dass sein Sinn für Humor auch Grendelsbane und die Schlacht von Manticore überlebt hatte. Mittlerweile war dieser Humor deutlich trockener geworden, hin und wieder auch beißender, aber wenigstens gab es ihn überhaupt noch. Wahrscheinlich würde er diesen Sinn für Humor auch noch bitter benötigen, wo jetzt Laokoon Eins in Kraft getreten war. Die Liga würde sich nicht gerade darüber freuen, wenn sie herausfand, dass Manticore tatsächlich jeglichen Solly-Schiffen den Zugang zum Wurmlochknoten verwehrte. Oder dass unveränderliche Rückrufbefehle an jedes manticoranische Handelsschiff in solarischem Territorium ergangen waren. Und wo er jetzt darüber nachdachte, dürfte es den Sollys auch nicht gerade passen, dass Depeschen an jeden Stationskommandeur abgeschickt worden waren, in denen sie angewiesen wurden, alles Erforderliche zu unternehmen, um manticoranische Schiffe, manticoranisches Eigentum und das Leben manticoranischer Bürger vor jedweden Übergriffen seitens der Solarier zu beschützen.
    Nein, das wird ihnen wirklich gar nicht gefallen , dachte Higgins. Während er das Emblem seines Flaggschiffs betrachtete, das auf dem Schott neben der Aufzugstür angebracht war, sinnierte er weiter. Wahrscheinlich werden verdammt viele unwillkürlich den Namen dieses Flaggschiffes aussprechen, sobald sie davon erfahren.
    HMS Inconceivable – ›unfassbar‹. Higgins war sich nicht ganz sicher, was er davon halten sollte, dass ein Schiff Ihrer Majestät einen solchen Namen trug. Doch unter den gegebenen Umständen war dieser Name auf jeden Fall treffend für sein Flaggschiff.
    »Den Flugplan hast du wohl noch nicht für mich, oder?«, fragte eine geduldige, langmütige Stimme, als Colonel Andrew LaFollet der Harringtoner Gutsgarde das Büro betrat. Mit verschlagen-unschuldiger Miene blickte er die Frau an, die in diesem Büro saß.
    »›Flugplan‹?«, wiederholte er in gespielter Verständnislosigkeit. »Was für einen Flugplan denn?«
    Seine Schwester bedachte ihn mit einem finsteren Blick, und der Baumkater, der auf Miranda LaFollets Schreibtisch saß, lachte bliekend auf.
    »Der Flugplan für die Fahrt nach Sphinx«, erklärte sie mit gestrengem Blick. »Du erinnerst dich doch noch, dass es nach Sphinx gehen sollte? Wegen Claires Geburtstag?«
    »Ach, dieser Flugplan!« Er lächelte sie an. »Wie kommst du darauf, ich könnte den haben? Du bist doch für alles hier verantwortlich, wenn die Gutsherrin und Mac nicht da sind. Meine Aufgabe ist das doch nicht!«
    Miranda funkelte ihn noch ein wenig länger finster an, doch das Zucken ihrer Mundwinkel verriet sie, und so gab sie schließlich auf. Es hatte ja keinen Sinn, jetzt noch zu versuchen, ihren Bruder zu ändern. Außerdem wäre sie regelrecht enttäuscht gewesen, wenn es ihr doch noch gelänge ... vermutlich, zumindest.
    »Also gut«, sagte sie. »Du hast gewonnen. Ich kümmere mich um die Vorbereitungen. Das kann ich aber nicht, solange du mich nicht über die Sicherheitsvorkehrungen informierst. Also, wo ist der Sicherheitsplan?«
    »Ach, den habe ich hier«, erwiderte er und lachte leise in sich hinein. Dann warf er ihr den Chipordner zu. Miranda versuchte ihn aufzufangen, verfehlte ihn aber. Farragut hingegen hob seine langfingrige Echthand und pflückte das kleine Geschoss mühelos aus der Luft.
    »Danke«, sagte Miranda zu ihrem Gefährten, als er ihr den Ordner reichte. »Ist doch immer wieder schön zu sehen, dass zumindest einige männliche Vertreter mancher Spezies ein Mindestmaß an Höflichkeit zeigen können«, setzte sie hinzu und blickte recht auffordernd Andrew an.
    »Ha! Der will sich doch nur bei seiner Sellerie-Quelle einschmeicheln!«
    Miranda lachte, und Andrew blinzelte ihr zu. Dann winkte er ihr beiläufig zum Abschied und verließ ihr Büro wieder.

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