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Der letzte Befehl

Titel: Der letzte Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Einige Augenblicke lang schaute sie ihm noch lächelnd hinterher, dann schüttelte sie den Kopf und schob den Datenchip in ihr Lesegerät. Sofort erschien der Datenvorsatz auf dem Display. Mirandas Lächeln verwandelte sich in ein konzentriertes Stirnrunzeln, während sie den Inhalt der Datei durcharbeitete.
    Vermutlich war es durchaus möglich – sogar wahrscheinlich –, dass viele Manticoraner es mehr als nur ein wenig lächerlich fanden, wenn man einen Sicherheitsplan von mehr als fünfzig Seiten für einen Tagesausflug aufstellte – einen Tagesausflug, bei dem es darum ging, ein zehn Monate altes Baby und dessen Großmutter zur Geburtstagsfeier der Tante besagten Kindes zu bringen. Miranda LaFollet hingegen erschien das alles andere als lächerlich, schließlich handelte es sich bei erwähnter Großmutter um die Mutter ihrer Gutsherrin, und das zehn Monate alte Kind war Raoul Alfred Alastair Alexander-Harrington, der eines Tages, so es der Prüfer wollte, Mirandas Gutsherr sein würde.
    Nicht, dass sie damit rechnete, diesen Tag noch zu erleben. Zumindest hoffe ich das , dachte sie bittersüß – ein Gefühl, das ihr bestens vertraut war. Sie war zu alt gewesen, um selbst noch in den Genuss einer Prolong-Behandlung zu kommen, als diese dank des Bündnisses zwischen Manticore und Grayson verfügbar geworden war. Mit ihren fünfzig Jahren war sie dreizehn Jahre jünger als Lady Harrington, doch hätte jemand die beiden miteinander verglichen, so hätte dieser Beobachter vermutet, der Altersunterschied sei mindestens doppelt so groß – und zwar in der genau umgekehrten Richtung. Miranda hätte übermenschliche Größe zeigen müssen, wenn sie nicht zumindest hin und wieder darüber betrübt gewesen wäre, dass Manticoraner ein derart langes Leben genießen durften – und es sogar für selbstverständlich hielten. Doch eigentlich kam sie damit durchaus zurecht, dass es nun einmal so war. Das dachte sie zumindest. Und auch wenn weder sie selbst noch Andrew jemals eine Prolong-Behandlung erhalten würden, so war es bei ihren jüngeren Geschwistern, zum Beispiel ihrem Bruder Micah, schon wieder anders.
    Einige Sekunden lang starrte Miranda nur blicklos das Display an, dann schüttelte sie den Kopf und stieß ein Schnauben aus. Sie hatte nun wirklich Wichtigeres zu tun als bloß in nutzlose Sinniererei zu verfallen, wie sie sich scharf ins Gedächtnis rief. Und so wandte sie ihre Aufmerksamkeit wieder ganz Andrews Plan zu.
    »... dämlichste Idee, die ich je gehört habe! Ist ja nun nicht so, als hätten wir nichts anderes zu tun, und zwar deutlich Sinnvolleres! Und wenn der Station tatsächlich irgendetwas zustoßen sollte, wer zur Hölle hat denn dann überhaupt die Zeit , erst zu einer dieser bescheuerten Rettungskapseln zu rennen?«
    Ensign Paulo d’Arezzo hatte das immense Bedürfnis, Lieutenant Anthony Berkeley zu erwürgen. Bedauerlicherweise mangelte es ihm an Geschick im waffenlosen Kampf – ganz anders als beispielsweise Helen Zilwicki. Vielleicht war es aber auch gut so, denn Berkeley war schließlich ein ausgewachsener Lieutenant Senior-Grade, und so hätte das, was d’Arezzo am liebsten getan hätte, alle möglichen unschönen Probleme mit sich gebracht: ›tätlicher Angriff auf einen Vorgesetzten, und das zu einem Zeitpunkt, da sich das Sternenimperium im Kriegszustand befindet‹ hätte die treffende Beschreibung gelautet. Paulo vermutete, das Kriegsgericht würde sich seiner Ansicht nicht anschließen wollen, der Verstorbene sei ›so ein großmäuliger Idiot‹ gewesen. Zumindest wäre das vermutlich keine hinreichende Rechtfertigung für einen Verstoß gegen Artikel neun. Aber wenn die Personen, aus denen sich das Kriegsgericht zusammensetzte, Berkeley gekannt hätten ...
    »Und noch etwas«, fuhr der Lieutenant fort und wedelte mit der rechten Hand, den Zeigefinger ausgestreckt, um seinen Gedankengängen Nachdruck zu verleihen, »wie viel zur Hölle kostet diese dämliche Schnapsidee denn wohl? Ich meine, wir reden hier davon, jede einzelne Rettungskapsel abzufeuern, die diese Station überhaupt hat! Meine Fresse! Es wird Wochen dauern, die alle wieder neu zertifizieren zu lassen, und Sie wissen doch auch, dass wir zumindest ein paar von denen anschließend unter Garantie einmotten müssen!«
    Also , dachte Paulo, an Bord der Hexapuma war es lustiger – selbst als da auf uns geschossen wurde! Wenn Helen sich schon ohne mich zurück nach Talbott beordern lassen musste, warum konnte ich dann

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