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Der letzte Befehl

Titel: Der letzte Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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lachte. Trotz der beachtlichen Lautstärke, die er hin und wieder zustande brachte, war der Kleine doch im Ganzen ein sehr ruhiges Kind. Aus irgendeinem Grund erhob er besonders lautstark Protest, wann immer es darum ging, seine Windeln zu wechseln, doch davon abgesehen verbrachte er deutlich mehr Zeit damit, sich am Universum zu erfreuen als sich darüber zu beklagen. Seit Raouls Mutter im Alter ihres Sohnes gewesen war, waren zweiundsechzig Jahre vergangen, und in dieser Zeit hatte sich so manches verändert. Doch Allison erinnerte sich nicht, dass die kleine Honor Harrington seinerzeit so fröhlich gewesen wäre wie er. Andererseits hatte Honor Nimitz auch erst im Alter von zwölf Jahren kennengelernt, während Raoul praktisch von Baumkatzen ebenso aufgezogen wurde wie von Menschen. Wo das noch enden mochte, wusste nur Gott allein!
    »Ich sage Jeremiah Bescheid«, erklärte LaFollet, und Allison nickte. Sergeant Jeremiah Tennard war eigentlich der persönliche Waffenträger ihrer Tochter Faith, doch die Waffenträger der Zwillinge teilten sich häufig die Aufgabe, die Kinder zu bewachen, damit einer von ihnen stets Alfred oder Allison selbst im Auge behalten konnte. Deswegen war LaFollet auch Allison zur Seite gestellt worden, als sie nach Sphinx gekommen war, um das Haus in den Copper Walls wieder mit Leben zu füllen. Und deswegen war er bei dieser kleinen Vergnügungsreise auch der Pilot ihrer Limousine.
    Die meinen es so verdammt gut und sind immer so eifrig, dass ich noch nicht einmal anständig sauer werden kann , dachte Allison. Auch wenn sie mir manchmal das Gefühl geben, ich sei bloß eine weitere Neunjährige, die sie im Auge behalten müssen!
    »Lindsey!«, rief sie.
    »Ja, Mylady?« Lindsey Phillips, Raouls Nanny, streckte den Kopf durch die Tür des Kinderzimmers.
    »Wir wären dann soweit«, erklärte ihr Allison. »Zumindest riecht er jetzt besser.«
    »Mylady, das hätte ich doch übernehmen können«, gab Lindsey zurück. »Wenn ich mich nicht täusche, steht davon auch irgendetwas in meiner Tätigkeitsbeschreibung.«
    »Ach, tatsächlich?« Allison lächelte die junge Frau an, die zugleich auch Katherine Alexander-Harringtons Kindermädchen war. Zuvor hatte sie sich auch um Faith und James Harrington gekümmert. »Nach all den Jahren willst du mir sagen, dass ich das Windelwechseln dir hätte überlassen können?«
    »Ja, allerdings«, erwiderte Lindsey ernsthaft.
    »Ach, wenn ich das nur gewusst hätte!«
    Leise lachte Lindsey in sich hinein. Dann nahm sie Allison Raoul ab und lehnte seinen Kopf vorsichtig gegen ihre Schulter. Gemeinsam verließen die beiden Frauen das Kinderzimmer und schritten den kurzen Korridor in dem gemütlichen, jahrhundertealten Haus hinab, das hoch oben in den Copper Wall Mountains lag. Auf der Veranda hielten sie inne und betrachteten die dichten, grünen Wälder von Sphinx. In weiter Ferne, tief unter ihnen, blitzte hin und wieder blau der Tannerman-Ozean auf.
    Auf dem Liegekreis des Hauses stand ein Flugwagen – eine Limousine in Sonderanfertigung, im charakteristischen Grün des Gutes Harrington. Davor standen LaFollet und Sergeant Tennard und unterhielten sich leise. Über ihnen kreisten geduldig zwei schwer bewaffnete Stingships. Allison schüttelte den Kopf. Hin und wieder bemerkte sie mit unverkennbarer, fast schon widernatürlicher Klarheit, welche absurden Veränderungen sich in ihrem Leben ergeben hatten. Besonders häufig geschah das in genau solchen Momenten wie diesen hier: So viele Sicherheitskräfte hatten sich hier auf und in der Nähe des Besitzes Harrington versammelt, jenem Freisassengut, das schon seit der Seuche im Besitz der Familie ihres Ehemannes war und das auch ihr das Zuhause bot, seit sie vor so vielen Jahren zusammen mit ihm von Beowulf nach Manticore gekommen war. Und in diesen Momenten wünschte sie sich auch immer wieder besonders sehnsüchtig, ihr Leben hätte doch vielleicht nicht ganz so kompliziert werden müssen.
    Aber solche Wünsche haben überhaupt keinen Sinn , rief sie sich wieder einmal ins Gedächtnis zurück. Und wie ›kompliziert‹ die Dinge auch manchmal scheinen mögen: Selbst wenn du etwas davon ändern könntest, dann würdest du doch damit alles ändern! Und was dann? Ich kann mir nicht vorstellen, dass du bereit wärest, auf Raoul oder Katherine zu verzichten, nur um dich nicht dauernd mit den Zeitplänen anderer Leute herumschlagen zu müssen!
    »Da sind wir, Andrew«, sagte sie. Raouls Waffenträger drehte sich

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