Der letzte Befehl
nur das: Während die Planungserfordernisse für Oyster Bay ermittelt wurden, war sich die MAN schmerzlich bewusst geworden, dass die Reaktion der Manticoraner rascher und besser koordiniert ausfallen würde, als die Planer ursprünglich gedacht hatten. Das lag an den Gravimpuls-Sendern und daran, dass die Manticoraner nach der Schlacht von Manticore zweifellos ihre Bereitschaftsstufe erhöht hatten. Gewiss basierte jegliche Veränderung ihrer Truppenaufstellung auf dem Einsatz bekannter Waffensysteme, schließlich bereitete man sich normalerweise nicht darauf vor, sich gegen Bedrohungen zu wappnen, von denen man nichts wusste. Doch auch diese Überlegung erschien der MAN nicht gerade tröstlich. Die Strategen des Alignments waren der Ansicht, es sei generell eine gute Idee, immer Vorsicht walten zu lassen, wenn man sich in die Höhle einer schlafenden Tigerin wagen wollte, um ihr Junges zu entführen. Daher hatte man den ersten Einsatz der Waffensysteme von Oyster Bay äußerst gewissenhaft geplant und durchgerechnet – und der Angriff selbst sollte mit akribisch trainierter Präzision erfolgen.
Doch nichts davon war für besagte Waffensysteme selbst von Bedeutung.
Die achtzehn Torpedos von Angriffswelle Mike hielten auf den Planeten Manticore zu und korrigierten nur geringfügig ihren Kurs. Bei Angriffswelle Sierra, die sich gegen den Planeten Sphinx richtete, war nicht einmal das erforderlich. Die bordeigenen Passiv-Sensoren lokalisierten die unverkennbaren Emissionssignaturen ihrer Zielobjekte, und die angriffsvorbereitenden Testsignale durchliefen kaskadenartig ihre Systeme.
»Nein, Sir«, sagte Lieutenant Commander Neukirch. »Ich habe genauso wenig Ahnung wie Lieutenant Dombroski, was das sein könnte oder von wem das stammt. Aber ich bin der Ansicht, sie hat genau richtig entschieden, als sie uns darüber informiert hat.«
»Das sehe ich auch so«, erwiderte Commodore Tanner. »Ich habe auch bereits der Perimeter Security einen Kurzbericht übermittelt. Aber selbst über Gravimpuls-Com wird es ein paar Minuten dauern, bis wir eine Antwort erhalten. Falls irgendjemand noch etwas Grundlegendes beizusteuern hat, würde ich das gerne hören.«
Einstimmiges Schweigen war die Antwort. Tanners Combildschirm war im Augenblick in vier Quadranten unterteilt, sodass er vier Gesichter gleichzeitig im Blick hatte: Captain Madison Marcos, der Kommandeur von HMS Star Dance (damit war er zugleich auch Tanners Flaggkommandant), Captain Vince McMahon, der Kommandeur der Star Witch , und dazu die Gesichter des jeweils ranghöchsten Taktischen Offiziers der beiden Kreuzer. Commander Alexandros Adriopoulos, Tanners Stabschef, war persönlich anwesend. Er hatte immer noch die Kaffeetasse in der Hand, an der er gerade genippt hatte, als vor dreihundertundsiebzig Sekunden die Meldung von der Star Witch eingetroffen war. Ganz offenkundig hatte keiner von Commodore Tanners Gesprächspartnern irgendetwas beizusteuern, grundlegend oder nicht.
Nicht ungerecht werden, Jim! , ermahnte er sich. Du weißt über die Lage genauso viel wie sie, und du weißt auch nicht, was du davon halten sollst. Abgesehen von dem Offensichtlichen natürlich, aber das hat Neukirch ja schon angesprochen. Also lass deinen Unmut jetzt nicht an deinen Untergebenen aus!
»Also gut«, sagte er dann. »Ein paar Dinge können wir noch tun, während wir darauf warten, dass sich die Perimeter Security bei uns meldet. Commander Neukirch, Ihrer Anfrage, zusätzliche Geisterreiter-Plattformen aussetzen zu dürfen, wird stattgegeben. Verwenden Sie so viele, wie Sie für erforderlich halten. Versuchen Sie unbedingt herauszufinden, von wem diese Übertragung stammt!«
Neukirch wollte schon den Mund öffnen, doch Tanner hob die Hand und verhinderte so, dass der Lieutenant Commander das Wort ergriff.
»Ich weiß, dass ich Sie hier bitte, eine sehr kleine Nadel in einem verdammt großen Heuhaufen zu finden, Commander. Aber wir haben zumindest eine grobe Peilung, und ich möchte nicht, dass diese Daten veralten, bis wir endlich anfangen können, den Absender zu suchen. Tun Sie Ihr Bestes! Wunder erwartet niemand von Ihnen.«
»Jawohl, Sir.«
»Alexandros«, wandte sich der Commodore an seinen Stabschef, »ich denke, es ist an der Zeit, auch die anderen Skipper und Taktik-Offiziere der Division zu wecken. Je mehr Leute nach diesem geheimnisvollen Besucher Ausschau halten, desto besser. Und wo ich gerade darüber nachdenke, fällt mir noch etwas ein: Wir sollten auch
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