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Der letzte Befehl

Titel: Der letzte Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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es sei schon viel, wenn die mesanischen Berichte überhaupt eine einzige Wahrheit enthielten. Mehr als das hielt er für äußerst unwahrscheinlich. Aber diese spektakulären Anschuldigungen, die Mesa erhob, waren natürlich Wasser auf Abruzzis Mühlen gewesen.
    Nur dass sie die Öffentlichkeit vielleicht ein wenig zu sehr angeheizt hatten, wie MacArtney gerade angesprochen hatte. Der Zorn, den die Öffentlichkeit Manticore entgegenbrachte – zumindest hier auf Alterde –, grenzte wirklich bereits an Hysterie. Die Furcht nach den Ereignissen von New Tuscany stachelte das alles nur noch weiter an. Doch schon jetzt blickten sich zumindest einige nach jemand anderem um, der die Schuld tragen müsse – jemand, der deutlich näher war als das Doppelsternsystem von Manticore. Einige fragten sich, wie es sein konnte, dass die Leute, die für die Sicherheit der Liga verantwortlich waren, so fest geschlafen hatten, dass sie etwas Derartiges nicht einmal hatten kommen sehen. Andere wiederum verlangten zu wissen, wie besagte Leute eigentlich zulassen konnten, dass eine derart unberechenbare Person wie Sandra Crandall die ganze SLN geradewegs in ein solches Fiasko hineinsteuern konnte.
    Das waren die ganz besonders Gefährlichen, und das nicht nur, weil sie eine direkte Bedrohung für Innokentiy Kolokoltsovs persönlichen Einfluss und sein Ansehen darstellten. Er wollte wirklich nicht behaupten, bei seiner eigenen Entscheidungsfindung würden derlei persönliche Überlegungen keine Rolle spielen, aber sie waren wahrhaftig nicht der Dreh- und Angelpunkt seines Lebens. Bei weitem nicht. Ein viel größeres Problem war etwas anderes: Jegliche gründliche, unvoreingenommene Untersuchung der katastrophalen Fehlentscheidungen, die letztendlich zur Schlacht von Spindle geführt hatten, würde auf einen äußerst unschönen Schlamassel stoßen. Eine solche Untersuchung würde letztendlich immer zu Kolokoltsov und seinen Kollegen führen. Und auch wenn die persönlichen Konsequenzen einer solchen Untersuchung zweifellos unschön ausfallen mussten, mochten sich die institutionellen Konsequenzen schlussendlich als fatal für das gesamte System herausstellen, das seit Jahrhunderten die Solare Liga regierte.
    Er hatte sogar schon darüber nachgedacht, selbst eine Untersuchung zu fordern. Es gab genügend erstklassige Gutachter und ›unabhängige Prüfer‹, die gehorsam genau die erforderlichen Schlussfolgerungen darlegen würden, genau wie sie im Laufe der Jahre sämtliche anderen peinlichen kleinen Probleme beiseite gewischt hatten. Doch dieses Mal, nach derartigem Zorn und so öffentlicher Berichterstattung der Katastrophe, war sich Kolokoltsov nicht mehr sicher, dass sich eine entsprechende Untersuchung in der gleichen Weise steuern ließe. Und eine Untersuchung, die sich nicht steuern ließe, wäre noch schlimmer als das, was im Spindle-System vorgefallen war.
    Ob es ihm nun passte oder nicht: Es gab keine politische Struktur, die an die Stelle der Bürokratie hätte treten können, die sich im Laufe so vieler Jahre wie von selbst entwickelt und immer weiter ausgedehnt hatte. Alleine schon die Sprache, in der die Verfassung der Liga abgefasst war, verhinderte die Entstehung einer anders gearteten Struktur, vor allem angesichts der Jahrhunderte voller ungeschriebener Gesetze und Traditionen, die im Laufe der Zeit an die Stelle der eigentlichen Verfassung getreten waren. Kolokoltsov bezweifelte ernstlich, dass sich eine politische Struktur dafür überhaupt schaffen ließe, egal unter welchen Umständen. Unter einer rein politischen Führung ließe sich etwas von der Größe der Liga überhaupt nicht regieren. Doch selbst wenn er sich in dieses Hinsicht vielleicht täuschte, selbst wenn es denkbar wäre, unter Idealbedingungen eine solche Struktur tatsächlich zu schaffen, war es doch unter den gegebenen Umständen schlichtweg unmöglich.
    Das bedeutete, seine Kollegen und er mussten sich eine Reaktion überlegen. Sie ritten jetzt geradewegs auf dem Rücken des Tigers, und das Beste, was sie sich erhoffen konnten, das war wohl, dass das Untier wenigstens mit Sattel und Zaumzeug käme.
    Bislang jedoch sah es nicht danach aus.
    »Seien wir doch ehrlich«, wandte er sich an seine drei Kollegen. »Es ist zu spät für eine diplomatische Beilegung des Konfliktes. Und es gibt zwei Dinge, die wir uns absolut nicht leisten können. Wir können nicht zulassen, dass man infrage stellt, ob die Liga mit etwas von der Größe Manticores überhaupt

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