Der letzte Befehl
machen.«
»Soll ich das in meiner Eigenschaft als Chef des Admiralstabes tun, oder lieber als Kriegsminister? Also lieber vom militärischen oder vom zivilen Standpunkt aus?«
»Wahrscheinlich beides. Wir müssen dafür sorgen, dass die beiden darüber ganz genau Bescheid wissen.«
Pritchart runzelte die Stirn und spielte mit einer platinblonden Locke.
»Herzogin Harrington hat bemerkenswert viel Geduld bewiesen! Auf unsere Vorkriegs-Korrespondenz ist sie noch überhaupt nicht zu sprechen gekommen – bislang zumindest. Aber sie hat nie so getan, als würde dieses Thema gänzlich ausgeklammert bleiben«, fuhr die Präsidentin nach einer kurzen Pause fort. »Ich denke ja, dass sie willens ist, damit noch zu warten, nachdem wir ja bereits offiziell zugegeben haben, wir seien diejenigen gewesen, die dieses Mal die Kampfhandlungen begonnen haben. Wahrscheinlich lässt sie uns erst noch ein bisschen Zeit, uns über Dinge wie Volksabstimmungen und allgemeine Grundlagen zur Berechnung etwaiger Reparationszahlungen zu streiten, um so die eine oder andere Schwierigkeit zu beseitigen. Erst dann wird sie sich dem zuwenden, was, wie sie genau weiß, das kniffligste aller Themen sein wird. Wahrscheinlich möchte sie auf diese Weise auch dafür sorgen, dass diese Verhandlungen endlich Fahrt aufnehmen, damit wir auch dann noch gut vorankommen, wenn der Weg ein bisschen steiniger wird. Admiral hin oder her, sie hat wirklich einen beachtlichen diplomatischen Instinkt.
Aber wie dem auch sei, wir werden uns diesem Thema verdammt bald zuwenden müssen. Einerseits wird es für Alexander-Harrington viel einfacher sein, als sie auch nur vermuten kann, schließlich wissen wir doch schon einiges über Arnolds Mätzchen. Aber für uns wird das ein einziger Albtraum werden, vor allem innenpolitisch betrachtet, und ich möchte, dass jedes Mitglied unserer Delegation ganz genau weiß, wie ... düster unsere militärischen Aussichten aussehen, wenn diese Sache hier in die Hose geht.«
»Und du denkst, unsere zwo ›Kollegen‹ sind wirklich dämlich genug, das bisher nicht begriffen zu haben?« Theisman klang ein wenig skeptisch.
»Ich ... ich weiß es nicht.« Die Falten auf Pritcharts Stirn wurden noch tiefer. »Ich weiß, dass ich beiden nicht traue . Beide achten doch nur auf ihren persönlichen Vorteil – na ja, das ist wohl selbstverständlich. Aber ich weiß nicht, wie gut die beiden darin sind zu erkennen, wo die Grenzen für ihren persönlichen Vorteil liegen. Oder inwieweit ein gewünschter Vorteil überhaupt erreichbar ist. Um ganz ehrlich zu sein bereitet Younger mir da noch mehr Sorgen als McGwire. Irgendetwas stimmt mit dem nicht! Dass er immer und völlig unbeirrbar glaubt, aus einer beliebigen Situation stets siegreich hervorzugehen, das macht mich wirklich sehr nervös. McGwire ist wahrscheinlich sogar noch selbstsüchtiger als Younger – wenn das überhaupt möglich ist. Aber gleichzeitig habe ich den Eindruck, dass er einen gewissen Sinn fürs Pragmatische hat, wenn die Wirklichkeit ärgerlicherweise anders aussieht, als er das gerne hätte. Vielleicht kannst du ihm ja dabei ein wenig unter die Arme greifen.«
»Na, vielen Dank auch«, erwiderte Theisman.
»Betrachten Sie das als ein Privileg, das Ihnen dank Ihrer Position zukommt, Herr Minister. Eine weitere Gelegenheit, jene besser kennen zu lernen, die über unser politisches Schicksal zu entscheiden haben.«
»Na klar. Meinst du, Sheila hätte etwas dagegen, wenn ich eine Waffe mitnehme?«
Deutlich später an jenem Abend klingelte leise das Com auf Pritcharts Schreibtisch.
Die Präsidentin blickte von dem Bericht auf, mit dem sie sich gerade befasst hatte – eigentlich befasste sie sich immer gerade mit irgendeinem Bericht. Erstaunt wölbte sie die Brauen, als das Klingeln erneut ertönte. Sie fügte ein elektronisches Lesezeichen in die Datei ein und drückte dann auf den Annahmeknopf.
»Ja?«
»Bitte verzeihen Sie die Störung, Madame Präsidentin«, sagte Angela Rousseau, fast noch bevor ihr Gesicht auf dem kleinen Display erschien. »Ich weiß, dass Sie arbeiten, aber ich glaube, Sie sollten dieses Gespräch lieber annehmen.«
»Angela, in weniger als einer Stunde beginnt der Empfang«, rief ihr Pritchart ins Gedächtnis zurück.
»Das weiß ich, Madame Präsidentin«, erwiderte sie. »Aber es ist Admiral Alexander-Harrington, Ma’am. Sie sagt, es sei dringend.«
Pritchart erstarrte und richtete sich in ihrem Sessel kerzengerade auf.
»Hat sie
Weitere Kostenlose Bücher