Der letzte Befehl
gewaltig täusche, dann müssen die damit schon angefangen haben, bevor es überhaupt zum ersten Zwischenfall von New Tuscany gekommen ist. Und ganz sicher vor dem zwoten. Das bedeutet, die haben beide Aspekte ihres Plans gleichzeitig in die Tat umgesetzt. Nein. Die wussten ganz genau, dass wir die Mantys nicht erledigen konnten, aber sie haben uns trotzdem in einen Krieg mit denen hineinmanövriert. Und das lässt mich vermuten, dass es ihnen vielleicht gar nicht darum ging, die Mantys zu einem Krieg mit uns zu bewegen. Ich denke, die wollten, dass wir den Krieg zu den Mantys tragen.«
»Warum das denn?« Die Falten auf Teagues Stirn waren tiefer denn je, und al-Fanudahi zuckte unzufrieden mit den Schultern.
»Wenn ich das wüsste, dann könnte ich vielleicht auch etwas unternehmen«, sagte er. »Aber so richtig Sorgen bereitet mir etwas anderes, Irene. Wir haben bloß gedacht , es ginge darum, die Liga zu einem vernichtenden Schlag gegen Manticore zu bringen. Jetzt glaube ich, dass dahinter noch viel mehr steckt. Und so ungeheuerlich das auch klingen mag, im Augenblick sehe ich nur ein weiteres mögliches Angriffsziel für die.«
Mit sorgenumschatteten Augen blickte er über den Schreibtisch hinweg seine Kollegin von der Grenzflotte an.
»Und das sind wir«, sagte er sehr, sehr leise.
Kapitel 9
»Madame Präsidentin, Minister Theisman im am Com.«
»Ich danke Ihnen, Antoine«, sagte Eloise Pritchart und verkniff sich ein Lächeln. Allmählich kannte sie das ja schon.
Antoine Belardinelli, ihr Chefsekretär, war vermutlich der Einzige aus ihrem Stab, der hartnäckig ›vergaß‹, über Thomas Theisman als ›Admiral Theisman‹ zu sprechen. Jeder andere hatte akzeptiert, dass Theisman als Anrede seinen militärischen Dienstgrad bevorzugte (der ihm immer noch rechtmäßig zustand, schließlich war er nicht nur Kriegsminister, sondern auch der Chef des Admiralstabs). Doch in dieser Hinsicht war und blieb Belardinelli eisern. Was ihn betraf, war eines der wichtigsten Charakteristika der wieder ins Leben gerufenen Republik, dass die gewählten Regenten auch tatsächlich wieder das Sagen hatten. Und genau deswegen bestand er darauf, Theismans zivilen Amtstitel zu verwenden. Sollte das dem Minister nicht recht sein, so konnte Belardinelli bestens damit leben. Schon seit den ersten Wahlen nach dem Putsch war dieser kleine Lapsus ein Streitpunkt zwischen ihm und Angela Rousseau, die persönliche Assistentin der Präsidentin. Obwohl ›die beiden A-s‹, wie Belardinelli und Rousseau häufig genannt wurden, höchst effiziente Arbeit leisteten und Eloise Pritchart treu ergeben waren, konnten sie einander absolut nicht ausstehen. Das mochte der wahre Grund dafür sein, dass Rousseau – die niemals vor einer Konfrontation zurückschrak, und schon gar nicht Belardinelli gegenüber – ganz auf der Seite des Militärs stand. Und wenn sie sich nicht darüber stritten, wie Theisman nun korrekt anzusprechen sei, fanden sie stets mühelos einen anderen Streitpunkt.
Pritchart selbst war eigentlich ganz dankbar, dass die beiden zumindest einen Teil ihrer überschüssigen Energie auf etwas derart Harmloses verschwendeten. Zudem wusste sie, dass Theisman das Ganze lediglich amüsierte.
»Gern geschehen, Madame Präsidentin«, erwiderte Belardinelli und verschwand von Pritcharts Display. Kurz darauf erschien das Gesicht Thomas Theismans.
»Wie geht es Ihnen heute an diesem herrlichen Morgen, Herr Minister?«, erkundigte sich Pritchart.
»Er hat es schon wieder getan, oder?«, fragte Theisman und lächelte.
»Wenn ich mich nicht täusche, war Angela gerade im Vorzimmer, als du anriefst. Und er hat sowieso nicht sein Flüstermikrofon benutzt. Ich habe mittlerweile den Eindruck, wann immer er das ›vergisst‹, ist das durchaus Absicht.«
»Hast du je in Erwägung gezogen, die beiden mal gemeinsam in einen leeren Raum zu sperren, in dem es ansonsten nur noch zwo Pulser gibt? Dann könnten die diese Sache ein für allemal erledigen.«
»Sogar ziemlich häufig«, erwiderte sie mit todernster Miene. »Bedauerlicherweise erlaubt mir Sheila nicht mehr, mit Waffen zu spielen.«
»Zu schade.«
»Allerdings. Und jetzt, nachdem das ausgesprochen wäre, Admiral: Was verschafft mir die Freude Ihres Anrufes?«
»Wir haben die Analyse abgeschlossen, die du erbeten hattest«, erwiderte Theisman deutlich ernsthafter. Ruckartig richtete sich Pritchart in ihrem Sessel auf.
»Ah ja. Und zu welchem Schluss seid ihr gekommen?«
»Ziemlich
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