DER LETZTE BESUCHER
schließlich a b sichern , d ann stieg er aus dem Wagen und blickte an der Fassade empor. Trotz des herrlichen Wetters waren alle Fenster im zweiten Stock fest g e schlossen. Becker zögerte einen Augenblick, dann klappte er en t schlossen die Autotür hinter sich zu und schloss den Wagen ab. Er holte noch einmal sein Handy aus der Tasche , schickte eine kurze SMS an seinen Assistenten und hoffte, dass er sich auf ihn ve r lassen konnte.
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Helen summte leise vor sich hin , als sie die Wohnung s tür aufschloss und die dämmrige Diele betrat. Sorgfältig schloss sie hinter sich wieder ab und ließ den Schlüssel im Schloss stecken. Man konnte ja nie wissen.
Die Tür zum Wohnzimmer stand halb offen , es roch nach kaltem Zigarette n rauch. Sie ging schnell du rch das Zimmer, zog überall die g e schlossenen Vorhänge zurück und öffnete die Balkontür zum Hof weit . Frische Luft strömte herein, und die Sonne tauchte den Raum in warmes freun d liches Licht. So war es besser.
Helen atmete tief du rch und erinnerte sich unwillkü r lich daran, wie oft sie selbst noch vor kurzer Zeit den halben oder manchmal auch den ganzen Tag bei g e schlossenen Fenstern und Vorhängen verbracht hatte. War das wir k lich erst etwas mehr als zwei Wochen her? Im Stillen dankte sie Beate, die sie so selbstverständlich und liebevoll unter ihre Fittiche g e nommen hatte, als sie unsicher und voller Angst allein nicht mehr weite r gewusst hatte.
Sie blickte sich um. Alles wirkte aufgeräumt , die Kissen, die über Couch und Sesseln großzügig verteilt waren, waren nicht ze r drückt. Aber Daniel liebte es ja ordentlich, das wusste sie. Sie hatte sich so manches Mal innerlich amüsiert über seinen peniblen Ordnungssinn , wenn er nach jedem Aufstehen die Sessel wieder gerade gerückt und die Kissen au f geschüttelt hatte. Sie ging hinüber in die Küche . Hier gab es im Gegensatz zum Wohnzimmer deutliche Gebrauch s spuren . Die Spü l maschine stand offen, b enutztes Geschirr stand auf der Abtropffläche der Spüle. Auf dem Küchentisch eine leere Müslischale und ein e schmutzige Kaffee tasse . Daneben ein Glasfläschchen mit irgendeinem Medik a ment und ein halb voller Asche n becher. Auf dem Boden ein Stapel Zeitungen. Wahrscheinlich hatte ihr Mann am Morgen ve r schlafen und war dann Hals über Kopf aus der Wohnung gestürzt. Die Küche war immer ihr Revier g e wesen, darum hatte sich Daniel nie g e kümmert.
Helen blickte auf die Uhr, schon fast halb zwölf. Sie du rfte keine Zeit vertrödeln und musste ihre Sachen z u sammenpacken . Bald würde Ulrich Becker mit seinem Kombi vor der Tür stehen , und bis dahin musste s ie en t schieden haben, was sie endgültig mitnehmen wollte. Am besten , sie kümmerte sich heute erst ein mal um den res t lichen Inhalt ihres Kleiderschranks und ihrer Wäsch e kommode.
D ann wollte sie unbedingt auch ihren Biedermeie r sekretär und vor allem das Kaffeegeschirr und d en Bestec k kasten in Sicherheit bringen. Vielleicht sollte sie doch besser damit a n fangen. Wer weiß, was Daniel sonst in seiner Wut alles anstellen würde, falls er irgendwann nach Hause käme und merkte, dass sie hier gewesen war.
D en Keller würde sie sich ein anderes Mal vo r nehmen. Dort stand en noch ein alter Kleiderschrank, in dem sie im Sommer immer ihre Wintersachen aufbewahrten, die Spü l maschine aus ihrer alten Jun g gesell innen küche und noch einige Dinge, von denen sie sich bei i hrer Heirat damals nicht trennen mochte . Ebenso ihr Fahrrad. Aber das hatte Zeit, so viel Platz hatte Beckers Kombi wah r scheinlich sowieso nicht.
Sie nahm den Stapel Zeitungen vom Boden und trug ihn ins Esszimmer. Ein Glück, an Zeitungen hatte sie nicht g e dacht. Im Esszimmer öffnete sie den Geschirrschrank und b e gann, ihr heiß geliebtes Kaffeegeschirr sorgfältig Stück für Stück in Zeitungspapier zu ve r packen.
Gerade wollte sie den leeren Wäschekorb aus dem Bad holen, um die G e schirrteile darin zu verstauen, als sie ein leises kratzendes Geräusch zu hören glaubte. Sie e r starrte , aber nichts g e schah. Dann wieder ganz kurz , es klang , als schabe Metall auf Metall. Ach was, dachte sie, reiß dich z u sammen , du du mme Gans, das sind nur die Nerven. Ich habe doch die Wohnungstür extra a b geschlossen , und de r Schlüssel steck t. Sie bückte sich nach dem Wäsch e k orb und wollte zurück ins Esszimmer, als sie entsetzt feststellte, dass die gerade noch geschlossene
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