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Der letzte Beweis

Der letzte Beweis

Titel: Der letzte Beweis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Turow
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supertolle Typ war Referendar am Obersten Gericht. Für das zufällig auch noch sein Vater kandidierte. Und dieser supertolle Typ kam doch tatsächlich regelmäßig mit Marihuana in der Tasche ins Oberste Gericht spaziert. Obwohl er wusste, dass die Sache Schlagzeilen gemacht hätte, falls er erwischt würde. Obwohl er wusste, dass er sofort seinen Job verloren hätte. Und vorübergehend auch seine juristische Zulassung. Und sein Vater vielleicht die Wahl verliert.«
    »Okay, aber in der Zeit ging es mir richtig schlecht.«
    »Deinem Vater vermutlich auch. Und auch der Frau, möglicherweise. Und ich verstehe, dass dein Dad dich enttäuscht hat. Aber wir machen alle manchmal seltsame, unglaubliche Sachen und verletzen die Menschen, von denen wir glauben, dass wir sie lieben. Wenn einer ständig so einen Scheiß baut, dann hast du alles Recht der Welt, ihn abzulehnen, aber wir haben alle unsere schwachen Momente. Sei froh, dass ich dir nicht alle meine idiotischen Sexgeschichten beichte.«
    »Und ob ich das bin.« Ein paar von Annas Geschichten haben mir gereicht. Sie hat viel zu lange bei den falschen Leuten nach Liebe gesucht. »Trotzdem gibt es einen Unterschied zwischen dem verkorksten Mist, den du in jungen Jahren baust, und dem verkorksten Mist, den du baust, wenn du eigentlich klüger sein solltest.«
    »Da machst du es dir aber ziemlich einfach, findest du nicht?«
    »Ich weiß nicht, was ich finden soll«, antworte ich. Es ist genug. Die Lichter, die auf der Nearing Bridge leuchten, verschwimmen. Ich werde weinen. Jeden Tag gelange ich an diesen Punkt, wo mir alles zu viel wird und ich so wahnsinnig gern einfach auf Vorlauf drücken würde, um mich mit einer sicheren Zukunft beschäftigen zu können. »Ich hasse das. Ich hasse diese ganze beschissene Situation.«
    »Ich weiß, Baby.«
    »Ich hasse das alles.«
    »Ich weiß.«
    »Lass uns nach Hause fahren«, sage ich dann. »Ich will einfach nach Hause.«
     

Kapitel 30
    Tommy, 23. Juni 2009
     
    Ein weiterer Tag im Gericht. Die Verteidigung machte eindeutig mobil. Trotz der Abreibung, die Rusty gestern kassiert hatte, sah er heute wieder gefasst aus. Er trug sogar eine frische Krawatte, ein flottes violettes Teil, das zu unterstreichen schien, dass sein Geist ungebrochen war. Marta und die Mitarbeiter der Sterns gaben sich überaus geschäftig, und Sandy erteilte von seinem Platz aus Anweisungen, als säße er auf einem Thron.
    Marta kam kurz an den Tisch der Anklagevertretung. Manche Menschen wurden mit zunehmendem Alter attraktiver, und das galt offensichtlich auch für Marta. Als Marta in Sandys Kanzlei mit eingestiegen war, hatte sie wie ein kochender Teekessel agiert, schrill und brodelnd. Aber seit sie Ehefrau und Mutter geworden war, wirkte sie irgendwie ruhiger. Sie konnte einem noch immer ganz schön aufs Dach steigen, aber meistens nur, wenn sie Grund dazu hatte. Nach dem letzten Baby hatte sie fast dreißig Pfund abgenommen und es auch geschafft, ihre Figur zu halten. Sie war keineswegs unattraktiv, obwohl sie ihrem nicht unbedingt gut aussehenden Vater wie aus dem Gesicht geschnitten war. Und sie war eine verdammt tüchtige Anwältin. Nicht so begabt für Showeffekte wie ihr Alter Herr, aber sie war clever und verbissen und hatte sehr viel von Sandys gutem Instinkt.
    »Wir werden Rustys Computer benötigen«, sagte sie zu Tommy. »Wahrscheinlich heute Nachmittag.«
    Tommy winkte großmütig mit einer Hand, als wäre ihm das vollkommen einerlei, als wären die Verteidigung und ihre Winkelzüge lediglich lästig wie Mücken. Aber als sie sich abwandte, notierte er auf seinem Block: »Computer???« und unterstrich das Wort mehrfach. Da die gelöschten Mails und die Internetrecherche so belastend waren, hatte die Anklage Wert darauf gelegt, Rustys PC jeden Tag mit ins Gericht zu bringen. Er war in rosa Folie eingeschweißt, seit sie ihn im Dezember aus Richter Masons Amtsräumen geholt hatten. Er stand die ganze Zeit auf dem Tisch der Anklagevertretung, direkt vor den Augen der Geschworenen.
    Lärmend wie ein ratternder Zug, schob Brand den Prozesswagen in den Saal, dicht gefolgt von Rory und Ruta, der Assistentin.
    »Wer zum Teufel ist die Frau?«, flüsterte Brand, als er den Tisch erreichte.
    Tommy hatte keine Ahnung, von wem Jim sprach.
    »Draußen auf dem Gang ist so eine füllige Latina. Ich dachte, du hättest sie vielleicht gesehen.« Brand winkte Rory heran und bat sie, möglichst viel über die Frau rauszufinden. Als Gissling ging,

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