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Der letzte Beweis

Der letzte Beweis

Titel: Der letzte Beweis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Turow
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erwähnte Tommy das mit dem Computer.
    »Die wollen ihn einschalten?«, fragte Brand.
    »Sie hat gesagt, sie >benötigen< ihn.«
    »Wir müssen mit Gorvetich sprechen. Soweit ich weiß, gerät schon alles durcheinander, wenn man das Ding einschaltet.«
    Tommy schüttelte ablehnend den Kopf, aber Brand gab nicht nach.
    »Boss, das geht nicht. Schon wenn man den An-Knopf drückt, passiert irgendwas auf der Festplatte.«
    »Jimmy, das spielt keine Rolle. Es ist sein Computer. Und wir haben ihn als Beweismittel eingereicht. Yee würde niemals auf uns hören, wenn wir ihm sagen würden, sie mussten ein Duplikat verwenden. Wenn sie den Geschworenen irgendwas auf dem Rechner demonstrieren wollen, können wir sie nicht daran hindern, mit dem eigentlichen Beweismittel zu arbeiten.«
    »Was denn demonstrieren?«
    »Das haben sie mir nicht verraten«, sagte Tommy.
    Gissling kam mit einer Visitenkarte zurück, und sie beugten sich zu viert darüber. Rosa Belanquez war Leiterin der Kundenbetreuung in der Nearing-Filiale der First Kindle Bank.
    »Was wird sie denn aussagen?«, fragte Brand.
    »Sie behauptet, sie wäre nur hier, um eine Aussage über Kontobelege zu machen«, antwortete Rory. Darauf konnte sich keiner von ihnen einen Reim machen. Fast sämtliche Unterlagen der Bank, die Rory im vergangenen Herbst aufgetrieben hatte, waren aus der Beweisaufnahme ausgeschlossen worden, weil sie sich auf Rustys Affäre bezogen. Die einzige Ausnahme war der Barscheck, den Rusty an Prima Dana geschickt hatte. Brand sah Tommy an. Es war genau, wie Tommy am Vorabend gesagt hatte. Stern führte irgendwas im Schilde.
    »Was, wenn wir ihr Angst machen?«, fragte Brand. »Ihr sagen, ihre Aussage verstößt gegen die Neunzig-Tage-Sperre?«
    »Jimmy!«, entfuhr es Tommy lauter, als er beabsichtigt hatte, und Stern und Marta und Rustys Sohn starrten von der anderen Seite herüber. Aber Brands Idee war gefährlich und dumm. Rosa Belanquez würde sicherlich als Erstes bei Stern nachfragen, der daraufhin zum Richter gehen und der Anklagevertretung Behinderung der Justiz vorwerfen würde. Mit einer gewissen Berechtigung. Eine Aussage in einem Prozess hatte nichts mit der Neunzig-Tage-Sperre zu tun.
    Je weiter das Verfahren voranschritt, desto angespannter war Brand geworden. Der Sieg war näher gerückt, und die Tatsache, dass sie einen Fall gewinnen könnten, der anfangs alles andere als vielversprechend ausgesehen hatte, schien bei Jimmy eine ungesunde Erregung auszulösen. Tommys Zukunft, Tommys Vermächtnis stand auf dem Spiel. Jimmy war ein Samurai, der Tommys Interessen höher bewertete als seine eigenen. Das an sich war rührend. Doch Brands größte Schwäche als Anwalt war und blieb sein Temperament. Tommy wartete, bis Brand, wie er das immer tat, wieder zur Besinnung kam.
    »Tut mir leid«, sagte er nun und wiederholte es einige Male. »Ich weiß nur einfach nicht, was Stern vorhat.«
    Der Gerichtsdiener rief: »Erheben Sie sich«, und Yee kam aus der Tür hinter der Richterbank gefegt.
    Tommy tätschelte Brand die Hand. »Du wirst es gleich erfahren«, sagte er.
     

Kapitel 31
    Nat, 23. Juni 2009
     
    Mein Dad wählt die violette Krawatte aus, bindet sie sich im Spiegel der Herrentoilette um und blickt mich dann Zustimmung heischend an. »Perfekt«, sage ich.
    »Danke noch mal, dass ihr extra rausgefahren seid.« Eine Sekunde starren wir einander an, und eine unsägliche Trauer gleitet über sein Gesicht. »Was für eine gigantische Scheiße«, sagt er.
    »Hast du dir gestern Abend die Trappers angesehen?«, frage ich.
    Er stöhnt auf. »Wann kriegen die endlich mal einen vernünftigen Pitcher?« Das ist eine Frage für die Ewigkeit. Er mustert sich noch einmal kurz im Spiegel. »Auf geht's«, sagt er dann.
    Mein Vater, im Gericht stets formvollendet, wartet bis Richter Yee ihn auffordert, in den Zeugenstand zu treten, ehe er seinen Platz unter dem Walnussholzbaldachin einnimmt, damit die Geschworenen ihn dabei beobachten können. Stern und Marta und ihre Beraterin in Sachen Jury, Mina Oberlander, sind alle der Auffassung, dass sie mit den Geschworenen gut bedient sind. Sie wollten Schwarze aus der Stadt und Männer aus den Vororten, die sich mit meinem Vater identifizieren würden, und neun der ersten zwölf Sitze auf der Bank werden von Männern dieser beiden Kategorien eingenommen. Ich beobachte sie, um zu sehen, ob ein paar von ihnen bereit sind, meinen Vater nach den Prügeln, die er gestern einstecken musste, überhaupt noch

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