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Der letzte Beweis

Der letzte Beweis

Titel: Der letzte Beweis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Turow
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sage: >Ich spreche Englisch nicht gut. Verzeihung. Ich spreche langsam, damit Sie verstehen. Aber Fall geht nicht um mich. Geht um Zeugen. Um Opfer. Die Sie müssen verstehen.< Und die Geschworenen alle nicken. Okay. Und dann, zwei Tage, drei Tage, sie alle verstehen. Jedes Wort. Und ich gewinne. Habe Prozess gewonnen. Habe zehn Geschworenenprozesse hintereinander gewonnen, bevor ich verliere zum ersten Mal. Manchmal auf Geschworenenbank einer flüstert zum anderen: >Was er gesagt?< Aber ich ihnen immer sage: >Fall geht um Zeugen. Nicht um mich. Nicht um Verteidiger, auch wenn er spricht viel besser. Geht um Zeugen. Um Beweise. Hören Sie gut zu und dann Sie entscheiden.< Geschworene immer denken: Der Mann da, der nichts versteckt. Ich immer gewinne.
    Deshalb man weiß nie. Gerichtsverfahren oft unerklärlich, was Geschworene verstehen und was nicht. Wissen Sie?«
    Ich muss laut lachen. Ich mag Richter Yee.
    Wir unterhalten uns eine Weile über klassische Musik. Richter Yee kennt sich da aus. Ich erfahre, dass er Oboe spielt und im Stadtorchester von Ware ist und oft seine Mittagspause zum Üben nutzt. Er hat eine Oboe, die so gedämpft ist, dass die Töne nur ein paar Meter weit reichen, und er spielt mir sogar ein Stück von Vivaldi vor, als Verneigung vor dem Notenblatt an der Wand. Ich habe von Musik wenig Ahnung, obwohl sie mich als Kommunikationsform interessiert. Aber wie die meisten Kinder hab ich mich jahrelang mit Klavierunterricht gequält, bis meine Mom endlich ein Einsehen hatte. E-Musik steht bei mir mit auf der Liste von Dingen, mit denen ich mich beschäftigen werde »Wenn ich groß bin«.
    Als der Richter gerade ein weiteres Stück spielen will, klopft es an der Tür. Marta ist da.
    »Euer Ehren«, sagt sie, »wir brauchen noch ein bisschen Zeit. Mein Vater möchte mit Nat sprechen.«
    »Mit mir?«, frage ich.
    Ich folge ihr den Korridor hinunter zu einem Raum, der Anwälten für kurze Besprechungen zur Verfügung steht. Er ist fensterlos und kaum größer als ein Schrank, und das Mobiliar besteht aus einem ramponierten Schreibtisch und zwei alten Holzsesseln. In einem davon sitzt Sandy. Er sieht heute Morgen nicht besonders gut aus. Der Ausschlag ist besser, aber er wirkt erschöpft.
    »Nat«, sagt er, versucht aber gar nicht erst aufzustehen, um mich zu begrüßen. Ich gehe zu ihm und schüttele ihm die Hand, dann bedeutet er mir, Platz zu nehmen. »Nat, Ihr Vater hat mich gebeten, mit Ihnen zu sprechen. Wir haben uns mit der Anklagevertretung auf einen Kompromiss verständigt.«
    Seit das alles losging, hab ich schon oft gedacht, Menschenskind, so einen Schock werde ich nicht noch mal erleben. Und dann passiert wieder irgendwas, das mich glatt umhaut.
    »Ich weiß, das kommt jetzt überraschend«, sagt Stern. »Die Mordanklage gegen Ihren Vater wird abgewiesen. Dafür wird die Staatsanwaltschaft in wenigen Minuten eine Klage einreichen, die ihm Behinderung der Justiz zur Last legt, und er wird sich schuldig bekennen. Es ging heute Morgen ganz schön hin und her zwischen uns und Molto und Brand. Ich wollte ihnen anbieten, dass Rusty sich wegen Missachtung des Gerichts schuldig bekennt, womit die Möglichkeit bestanden hätte, dass er seine Pension behält, aber sie bestehen darauf, dass es eine Straftat sein muss. Unterm Strich kommt dasselbe dabei raus. Ihr Vater wird zwei Jahre in Gewahrsam genommen. Und dann kann er sein Leben weiterführen.«
    »>Gewahrsam    »Ja. Wir haben uns auf die staatliche Arbeitsfarm geeinigt. Unterste Sicherheitsstufe. Er wird nicht weit weg sein.«
    »>Behinderung der Justiz    Stern lächelt. »Tja, das war heute Morgen eines der Hauptprobleme. Er wird gestehen, dass er schuldig ist, dass er bewusst und vorsätzlich die Justiz in seinem Fall behindert hat. Aber er wird nicht ins Detail gehen. Ich vermute, er will niemand anderen mit hineinziehen, aber noch nicht mal das will er zugeben. Molto war nicht zufrieden damit, aber er weiß, dass diese Absprache wahrscheinlich das Beste ist, was er rausschlagen kann. Also haben wir uns geeinigt. Ihr Vater wollte, dass ich Ihnen das sage.«
    Ich zögere nicht. »Ich muss mit meinem Dad sprechen.«
    »Nat -«
    »Ich muss mit ihm sprechen.«
    »Wissen Sie, Nat, als ich in dieser Branche anfing, hab ich mir geschworen, niemals einen unschuldigen Menschen sich schuldig bekennen zu lassen. Dieser Vorsatz hat nicht mal mein erstes Berufsjahr überlebt. Ich vertrat

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