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Der letzte Bissen

Der letzte Bissen

Titel: Der letzte Bissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo P. Ard
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Männer gegenüber. Willi wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Seit wann läufst du Streife?«
    »Man hat mich erwischt, ich fange wieder von vorne an.«
    »Du sollst deinen Stoff nicht von anderen Leuten kaufen, das habe ich dir oft genug gesagt.«
    Bastian winkte ab. »Ich erkläre es dir ein anderes Mal.«
    »Was ist mit der Tussi?«
    »Die ist hart drauf. Die hätte dich eingebuchtet.«
    Willi legte Bastian freundschaftlich die Hand auf die Schulter. »Danke, dass du mich gewarnt hast.«
    »Tut mir leid wegen deiner Ware.«
    »Geschäftsrisiko.«
    »Hau endlich ab!«
    Bastian trat ins Tageslicht. Sarah stand am Ufer und starrte auf das Wasser.
    »Er ist mir entwischt.«
    Sarah reagierte nicht.
    »Kollegin Kutah?«
    Sie trat zur Seite und gab den Blick frei. Am Ufer war eine männliche Leiche gestrandet.
     
    Sie brauchten zehn Minuten, bis sie den leblosen Körper an Land gezogen hatten. Er war aufgedunsen und stank erbärmlich.
    Die Kollegen vom Kriminaldauerdienst, die sie telefonisch informiert hatten, hatten darauf bestanden, dass sie den Toten sicherten.
    Der Hals des Mannes war von Ohr zu Ohr aufgeschnitten, Speise- und Luftröhre lagen frei. Sie drehten die vollständig bekleidete Leiche auf den Bauch, damit sie den grauenvollen Anblick nicht länger ertragen mussten.
    Bastian bemerkte an einer der Gesäßtaschen die Umrisse eines Portmonees. Er zerrte dem Toten die Geldbörse aus der Hose.
    »Überlassen Sie das der Spurensicherung. Wir haben unseren Job gemacht!«, meinte Sarah.
    »Nicht neugierig?«
    In der Börse befanden sich ein paar Geldscheine, Kreditkarten, Quittungen, eine Visitenkarte.
    »Artischocke - die Nummer eins in Berlin.«
    »Nicht untertrieben!«
    »Sie kennen das Restaurant?«
    »Berühmt für seine Kürbiscremesuppe.«
    Auf der Karte gab es eine handschriftliche Notiz: Dienstag, 14 Uhr. Ww. Bastian zeigte sie Sarah, sie zuckte mit den Achseln. Er steckte die Visitenkarte zurück und fand in einem anderen Fach einen Personalausweis.
    »Unsere Leiche heißt Peter Grieser.«
    »Ist nicht wahr!«, entfuhr es Sarah und sie trat neben Bastian. Sie nahm ihm den Personalausweis aus der Hand und starrte auf das Foto. »Den kenne ich. Wir haben zusammen studiert.«
    Sarah erinnerte sich gut an ihren Kommilitonen. Sie hatten die gleichen Fächer belegt, hin und wieder zusammen in der Bibliothek gesessen und auch die gleichen Unifeten besucht. Grieser hatte auf sie einen aufgeblasenen Eindruck gemacht, deshalb hatte sich der persönliche Kontakt in Grenzen gehalten. Aber es musste mehr als heiße Luft gewesen sein, was Grieser antrieb, denn er war die Karriereleiter zügig emporgestiegen. Das Letzte, was sie von ihm gehört hatte, war das Gerücht, er sei im Innenministerium für die Sicherheit der Kanzlerin zuständig. Herr über eine Armee von Bodyguards.
    Sarah erzählte Bastian, was sie von Grieser wusste.
    Zwei Kollegen vom Kriminaldauerdienst näherten sich und nickten ihnen wortlos zu, bevor sie die Leiche in Augenschein nahmen.
    »Die Spusi ist schon unterwegs«, sagte endlich einer der beiden. Bastian reichte ihm Portmonee und Personalausweis des Toten.
    Der Mann musterte ihn. »Wissen Sie, dass Sie Ähnlichkeit mit Hauptkommissar Bennecke von der Mordkommission haben?«
    »Ach!«
    »Fauler Sack. Aber den haben sie jetzt am Arsch gekriegt.«
    Bastian sparte sich einen Kommentar.
     

10.
     
    Bastian schob eine DVD in das Laufwerk seines Computers. Er hatte eine karge Mahlzeit in Form eines Salats mit Sojasprossen und zwei Dosen Bier eingenommen und wollte sich an ein paar Fotos von seiner letzten Reise erfreuen. Zwei Wochen Moskau. Sein Kollege Rippelmeyer glaubte ihn damals in Österreich, beim Wandern. Bastian hatte sogar dafür gesorgt, dass von dort eine Grußpostkarte abgeschickt wurde. Denn wer als Polizist in Russland Urlaub machte, war sofort für die Internen Ermittler verdächtig. Russland -das Paradies der Fleischfresser. Wer hätte früher gedacht, dass Russland einmal das beliebteste Urlaubsziel der Deutschen werden würde?
    Russland war das nächste Land an der Grenze zur EU, das sich der Prohibition nicht angeschlossen hatte, und gehörte damit zu einem knappen Dutzend Staaten weltweit, in denen der Fleischverzehr nicht unter Strafe fiel.
    Während seines Urlaubs war Bastian einmal im Ballett gewesen und einmal hatte er an einer Stadtrundfahrt teilgenommen, die mit der Besichtigung einer Schlachterei endete. Ansonsten hatte er sich zwei Wochen lang den Bauch voll

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