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Der letzte Bissen

Der letzte Bissen

Titel: Der letzte Bissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo P. Ard
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Zufriedenheit erfüllt. Er hatte seine Bewährungsprobe bestanden, bald würde die Zeit vorbei sein, in der er Hackbällchen und Mettwürstchen an windigen Straßenecken feilbot. Bald würde er in einer höheren Liga spielen.
    Mit einer lässigen Geste winkte er den Narbenkellner an seinen Tisch. »Was haben Sie denn so an Zigarren da?«
    »Ich bringe Ihnen den Humidor!«
    »Nee, eine kubanische wäre mir lieber«, sagte Froese.
    »Wollen Sie gleich rauchen oder mich erst begleiten?« Der Narbige beugte sich vertraulich zu dem Gast hinunter. »Herr Wollweber hat noch ein kleines Dankeschön für Sie. Eine Überraschung.«
    »Das ist ja hier wie auf einem Kindergeburtstag«, grinste Froese und erhob sich.
    »Dann wollen wir die Geschenke auch auspacken.«
    Der Kellner geleitete Froese zum Aufzug.
    »Wir fahren nach ganz oben.« Samtlebe schaute sich kurz zu den anderen Gästen um. Aber niemand interessierte sich für Froeses Fahrt ins Glück.
     

14.
     
    Sarah bezahlte die Eintrittskarte.
    »Viel Spaß bei den Löwen«, sagte die Frau an der Zoo-Kasse und grinste anzüglich.
    Sarah wandte sich ab und grübelte über den Sinn dieser Bemerkung.
    Es war 16.30 Uhr, sie hatte noch Zeit und schlug nach kurzem Zögern tatsächlich den Weg zum Löwengehege ein.
    Vor einer Stunde hatte sie sich von ihrem Kollegen getrennt, die Stimmung zwischen ihnen war auf das morgendliche Niveau zurückgefallen. Sarah hatte Bennecke im Unklaren darüber gelassen, ob sie in den Zoo fahren würde oder nicht.
    Sie passierte die Gehege mit dem Haus- und Schlachtvieh früherer Jahre. Eine Schulklasse stand vor einem Käfig, in dem sich ein Hausschwein an einem Stein kratzte. Fünf Ferkel versuchten, an die Zitzen zu gelangen.
    Ein Lehrer in Cordhose und Strickjacke, der bald das Pensionsalter erreicht haben würde, versuchte, seinen Schülern verständlich zu machen, dass die Menschen diese Tiere vor ihnen früher gegessen hatten. Fünfzig Millionen Schweine pro Jahr waren während der Fleischära dem deutschen Speiseplan zum Opfer gefallen.
    Einige der Kids verzogen angeekelt das Gesicht. Sarah schätzte, dass keines der Kinder älter als acht oder neun Jahre war. Da sich das Inkrafttreten der Prohibition zum vierten Mal jährte, war dies die erste Generation, die weitgehend eine ausschließlich vegetarische Ernährung und Erziehung genoss. Gesunde, glückliche Kinder, dachte die Kommissarin und empfand tiefe Zufriedenheit.
    Vor dem Löwengehege hatte sich eine große Menschenmenge eingefunden. Offenbar kannten sich viele Besucher, denn Händeschütteln und gegenseitiges Schulterklopfen waren keine Seltenheit.
    Ein Wärter erschien und hängte ein Schild auf. Nächste Fütterung: 17 Uhr!
    Beifall brandete auf.
    Im hinteren Teil des Geheges fuhr ein Lieferwagen vor. Zwei Männer öffneten die Schiebetür und hievten zwei verschlossene Kisten heraus. Sarah fiel auf, dass die beiden Männer bewaffnet waren.
    »Hierher! Hierher!«, riefen einige Scherzbolde.
    Sarah hob die Augenbrauen. Was war denn das für eine Show? Plötzlich dämmerte es ihr. Die Löwenfütterung war offenbar ein Treffpunkt für Spanner, die den Fleischfraß der königlichen Tiere wie ein Ritual feierten.
    »Ich habe Sie noch nie hier gesehen«, sagte eine Frau neben ihr die sehr elegant gekleidet war. »Zum ersten Mal dabei?«
    Sarah nickte. Ihre Nachbarin ließ die Kisten nicht aus den Augen. Sie wirkte eigentlich ganz sympathisch.
    »Sehen Sie die Pistolen der Wärter?«, fuhr die Frau fort. »Sie tragen sie, seit vor vier Wochen der Transporter auf dem Weg zum Löwengehege überfallen worden ist.«
    »Tatsächlich?« Sarah hatte davon nichts gehört. Zu welchen perversen Aktionen die Fleischfresser fähig waren! Stahlen den Löwen das Futter, um ihre primitiven Gelüste zu befriedigen.
    Die elegante Dame bediente sich aus einer Tüte mit Chips.
    Sarah schnüffelte. »Riechen gut.«
    »Ganz besondere Chips.«
    Die Frau sah sich sichernd nach allen Seiten um, dann näherte sich ihr Mund Sarahs Ohr. »Geröstete Schweinehaut!«, hauchte sie und hielt Sarah die Tüte hin.
    Sarah schluckte. »Nein, danke, ich bin Muslimin.«
    »Das tut mir leid«, sagte die Frau. »Eine Rarität. Ich habe Beziehungen zur Asservatenkammer der Polizei.«
    Sarah wusste zunächst nicht, was größer war, der Ekel oder die Neugier. Die Neugier siegte. »Asservatenkammer?«
    »Da werden die beschlagnahmten Sachen aufbewahrt.«
    »Interessant!« Die Kommissarin war der festen Überzeugung gewesen,

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