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Der letzte Bissen

Der letzte Bissen

Titel: Der letzte Bissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo P. Ard
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Tisch 4 ist verschwunden.«
    Sarah warf Bastian einen vorwurfsvollen Blick zu.
    »Sie waren lange weg. Ich habe mir Sorgen gemacht«, flüsterte Bastian.
    »Zechpreller können das nicht sein«, fuhr der Kellner fort.
    »Sie haben noch nicht gegessen, nur einen Drink gehabt. Sie sind beide nach hier hinten verschwunden.«
    Sie hörten, dass nebenan eine Klinke betätigt wurde. Bastian öffnete die Tür einen Spalt.
    Boris Wollweber stand rauchend auf dem Flur, während der Kellner offenbar die Damentoilette checkte. Leise schloss Bastian die Tür wieder.
    »Wir können jetzt nicht raus.«
    »Was nun?«
    Die Klinke bewegte sich.
    Bastian zog Sarah zu sich heran. Sie bekam keine Gelegenheit, Einwände zu formulieren, denn Bastians Lippen verschlossen ihren Mund. In den Augenwinkeln sah sie das überraschte Gesicht des Kellners, der nach der Schrecksekunde wortlos wieder verschwand.
    Weil Bastian keine Anstalten machte, die Kussattacke freiwillig zu beenden, entzog sich Sarah ihm durch einen Schritt zur Seite.
    Bastian grinste. »Hat geklappt!«
    Sarah fuhr sich mit dem Handrücken über die feuchten Lippen. »Was hat geklappt?«
    »Unser kleines Täuschungsmanöver.«
    »Und wenn ich ein Kollege gewesen wäre?«
    »Das war Notwehr. Völlig geschlechtsneutral und rein dienstlich.«
    »Ach?! Ich wusste gar nicht, dass Sie im Dienst so leidenschaftlich sein können.«
    »Frauen, die ich küsse, duze ich normalerweise.«
    »Duzt du viele Frauen?«
    »Die letzte vor zwei Jahren.«
    Sarah ordnete ihr Haar und öffnete die Tür. Wollweber und der Kellner waren nicht mehr zu sehen.
    Sie erinnerte sich an eine Notiz, die sie in einer Zeitung gelesen hatte. Ein Mann hatte die Stadt San Diego auf 5,4 Millionen Dollar verklagt, weil er während eines Konzerts in der Stadthalle gesehen hatte, wie eine Frau ein Herrenklo benutzt hatte. Dieses erschütternde Erlebnis habe bei ihm ein emotionales Trauma ausgelöst.
    »Können wir?«
    Bastian schüttelte den Kopf. »Warum nicht?«
    Bastian trat von einem Fuß auf den anderen.
    »Verstehe.« Sarah nickte, drehte sich um und prallte gegen einen älteren Herrn, der gerade den Raum betreten wollte.
    »Entschuldigung«, sagte Sarah. »Ich habe mich in der Tür geirrt.«
    Auf dem Weg zu ihrem Platz kam sie bei Froese vorbei, der gerade bei dem Kellner eine umfangreiche Bestellung aufgab. Den neugierigen Blick des Narbigen konterte sie mit einem verschmitzten Lächeln.
    Kurz darauf kehrte auch Bastian zurück und setzte sich. »Irgendwelche Reaktionen?«
    Sarah schüttelte den Kopf.
    Bastian goss ihr und sich aus der Karaffe Wein ein.
    »Ich würde zu gerne wissen, wer sich im Zoo trifft.« Sarah nippte an ihrem Glas.
    »Mir reichte die Aktion eben auf dem Klo«, sagte Bastian. »Zwei Adrenalinschübe am Tag verkraftet mein alternder Körper nicht.«
    Sarah stellte das Weinglas ab. »Du willst die Sache auf sich beruhen lassen?«
    Das Essen wurde serviert. Bastian suchte den Blick des Kellners und zwinkerte ihm verschwörerisch zu.
    Doch der wünschte nur: »Guten Appetit.«
    Bastian probierte die Suppe. »Nicht schlecht. Möchtest du mal...?«
    Sarah schüttelte den Kopf. Bastian war klar, dass er ihr eine Antwort schuldete.
    »Sarah, du hast irgendetwas von siebzehn Uhr Zoo gehört. Heute, morgen, übermorgen? Willst du eine Dauerkarte kaufen?«
    »Wir könnten es heute auf einen Versuch ankommen lassen.«
    Bastian war genervt. »Ich habe keine Lust, aufgrund einer Spekulation meine Freizeit im Zoo zu verbringen. Die Elefanten sind lethargisch, die Kamele stinken und einen Affen sehe ich jeden Morgen im Spiegel.«
    »Ha, ha«, sagte Sarah und spießte lustlos eine Bohne auf.
    Schweigend aßen sie zu Ende. Bastian zahlte und Sarah bedankte sich pflichtgemäß.
    Als sie zusammen die Artischocke verließen, warf Bastian einen Blick zurück. Wollwebers Gesprächspartner saß noch immer an seinem Tisch.
     
    Froese war kurz davor zu platzen. Er hatte sich bei seiner Bestellung an der Höhe der Preise orientiert und sich gewundert, dass ein Nudelgericht mit geriebenen Pilzen über einhundert Euro kosten konnte. Diese Pilze, Trüffel hießen sie wohl, hatten keine Ähnlichkeit mit den Dosenchampignons, die er sonst schon mal aß. Mit der Flasche Rotwein, die er geleert hatte, musste eine vierstellige Summe zusammengekommen sein. Aber Einladung ist Einladung. Nun nippte er an einem Sechzig-Euro-Cognac und stocherte mit einem Gäbelchen in einem Orangenparfait mit Mohnsauce.
    Froese war von tiefer

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