Der letzte Coyote
Ausschuß. Eines Tages …«
»Was meinen Sie mit Ausschuß?«
»Sie wurden nicht veröffentlicht. Aber ich sah mir die alten Gesellschaftsfotos im Fotolabor an, um die High Society in L. A. näher kennenzulernen, mit wem sie verkehrten und so weiter. Ich habe viel dabei gelernt. Auf einem dieser Fotos entdeckte ich Conklin und einen Typen, der mir bekannt vorkam. Ich kam jedoch nicht auf seinen Namen, weil er nicht in diese Gesellschaft paßte. Als Fox dann starb und ich hörte, daß er für Conklin gearbeitet hatte, erinnerte ich mich an die Fotos und wußte, wer der andere Mann war. Fox. Ich ging ins Labor und suchte mir die Fotos wieder heraus.«
»Sie saßen bei diesem Ball zusammen?«
»Auf den Fotos. Ja. Und sie lächelten. Man sah, daß sie sich kannten. Sie posierten nicht extra. Deshalb wurden die Bilder auch nicht veröffentlicht. Sie waren nicht gut genug für die Gesellschaftsseite.«
»Saßen andere Personen dabei?«
»Ein paar Frauen, sonst niemand.«
»Okay, holen Sie die Fotos.«
»Ach, ich hab’ sie nicht mehr. Ich habe sie weggeworfen, als ich sie nicht mehr brauchte.«
»Verarschen Sie mich nicht, okay? Sie haben die Fotos die ganze Zeit gebraucht. Sie sind wahrscheinlich der Grund, warum Sie noch leben. Also holen Sie sie, oder ich loche Sie wegen Unterschlagung von Beweismaterial ein. Danach komme ich mit einem Durchsuchungsbefehl zurück und nehm’ die Wohnung auseinander.«
»Okay! Gott! Warten Sie. Ich hab’ eins hier.«
Er stand auf und ging nach oben. Bosch betrachtete den Hund. Der Pudel trug einen Pullover im Partnerlook mit seinem Herrchen. Oben wurde die Schiebetür eines Wandschranks geöffnet, und dann hörte Bosch Gepolter. Wahrscheinlich war ein Karton vom Regal gefallen. Nach ein paar Momenten waren Kims schwere Schritte auf der Treppe zu vernehmen. Als er an der Couch vorbeikam, gab er Bosch ein Schwarzweißfoto im Format zwanzig mal fünfundzwanzig, das an den Rändern vergilbt war. Bosch starrte es lange an.
»Das andere habe ich in einem Bankschließfach«, sagte Kim. »Die Aufnahme ist schärfer. Man kann sehen, daß es Fox ist.«
Bosch sagte nichts. Er sah immer noch das Foto an. Es war mit Blitzlicht gemacht worden. Die Gesichter waren alle schneeweiß. Conklin saß einem Mann gegenüber, von dem er annahm, daß es Fox war. Sechs Gläser standen auf dem Tisch. Conklin lächelte und hatte die Augen nicht ganz offen. Fox saß etwas abgewandt, seine Gesichtszüge waren kaum erkennbar. Wahrscheinlich mußte man ihn kennen, um ihn identifizieren zu können. Beide schienen den Fotografen nicht zu bemerken. Wahrscheinlich leuchtete andauernd irgendwo ein Blitzlicht auf.
Aber mehr als die Männer studierte Bosch die zwei Frauen auf dem Foto. Neben Fox beugte sich eine Frau in einem dunklen, engen Kleid zu ihm hinunter und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Ihre Haare waren oben auf dem Kopf zusammengeknotet. Es war Meredith Roman. Und auf der anderen Seite neben Conklin und von ihm halb verdeckt – saß Marjorie Lowe. Bosch nahm an, daß man sie nicht erkennen würde, wenn man sie nicht kannte. Conklin rauchte und hielt eine Hand hoch. Sein Arm verdeckte halb das Gesicht von Boschs Mutter. Es sah fast so aus, als schaute sie um eine Ecke in die Kamera.
Bosch drehte das Foto um. Auf der Rückseite befand sich ein Stempel: Times- Foto von Boris Lugavere. Das Datum war der 17. März 1961, sieben Monate vor dem Tod seiner Mutter.
»Haben Sie das Foto je Conklin oder Mittel gezeigt?« fragte Bosch endlich.
»Ja. Als ich ihn überzeugen wollte, mich zum Hauptpressesprecher zu machen. Ich gab Gordon eine Kopie. Er sah, daß es bewies, daß Conklin Fox kannte.«
Mittel mußte auch erkannt haben, daß es bewies, daß Conklin mit einem Mordopfer bekannt gewesen war. Kim wußte nicht, was er in der Hand hatte. Es war nicht erstaunlich, daß er den gewünschten Posten bekam. Du hast Glück, daß du noch lebst, dachte Bosch, sagte jedoch nichts.
»Wußte Mittel, daß es nur eine Kopie war?«
»O ja, das habe ich ihm klargemacht. Ich war nicht dumm.«
»Hat Conklin je das Foto erwähnt?«
»Nicht mir gegenüber. Aber ich nehme an, Mittel hat ihm davon erzählt. Ich sagte Ihnen doch, daß er wegen des Jobs zurückrufen mußte. Mit wem hätte er es sonst noch abklären müssen, schließlich leitete er den Wahlkampf! Also muß er mit Conklin gesprochen haben.«
»Ich werde es behalten.«
Bosch hielt das Foto hoch.
»Ich hab’ noch das andere.«
»Haben Sie immer noch
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