Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der letzte Coyote

Der letzte Coyote

Titel: Der letzte Coyote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
Vom Netzwerk:
die Vergangenheit von Fox.«
    »Ich hab’ den Artikel gelesen.«
    »Das ist alles, was ich getan habe. Ich bekam den Job, und die Sache wurde nie mehr erwähnt.«
    Bosch versuchte ihn einzuschätzen. Kim hatte einen schwachen Charakter. Er begriff nicht, daß der Beruf eines Reporters – wie der eines Polizisten – eine Berufung darstellte. Man leistete sich selbst einen Eid. Kim hatte anscheinend keine Schwierigkeiten gehabt, ihn zu brechen. Bosch konnte sich nicht vorstellen, daß Keisha Russel so gehandelt hätte. Er bemühte sich, seine Abscheu zu verbergen, und fuhr fort.
    »Erinnern Sie sich an damals. Es ist wichtig. Als Sie Mittel zum erstenmal anriefen und ihm von Fox’ Vergangenheit erzählten, hatten Sie da den Eindruck, daß er schon davon wußte?«
    »Ja, er wußte es. Ich weiß nicht, ob die Polizisten es ihm an dem Tag gesagt hatten oder ob er es schon immer wußte. Aber er wußte, daß Fox tot war und was er zu Lebzeiten getan hatte. Ich glaube, er war dann etwas überrascht, daß ich Bescheid wußte, und er wollte einen Deal machen, damit es nicht in die Zeitung kam … Es war das erstemal, daß ich so etwas tat. Ich wünschte, ich hätte es nicht gemacht.«
    Kim schaute nach unten auf den Hund und den beigefarbenen Teppich, und Bosch ahnte, daß er vor sich eine Leinwand sah, die ihm zeigte, wie sein Leben damals abrupt die Richtung änderte und schließlich hier endete.
    »Ihr Artikel nannte keine Polizisten beim Namen«, sagte Bosch. »Erinnern Sie sich, wer zuständig war?«
    »Nein, es ist so lange her. Es werden wohl Detectives vom Mord-Tisch in Hollywood gewesen sein. Sie waren damals für tödliche Unfälle zuständig. Jetzt gibt es dafür eine eigene Abteilung.«
    »Claude Eno?«
    »Eno? Ich erinnere mich an ihn. Kann sein. Ich glaube … Ja, er war’s. Jetzt erinnere ich mich. Er hat den Fall allein bearbeitet. Sein Partner hatte sich versetzen lassen oder war pensioniert worden oder so was, und er arbeitete allein, bis er einen neuen Partner bekam. Also gaben sie ihm die Verkehrsfälle. Die waren ziemlich leicht, was die Ermittlungen betraf.«
    »Wieso können Sie sich an so viel erinnern?«
    Kim schürzte seine Lippen und suchte nach einer Antwort.
    »Ich schätze … Wie ich schon sagte, ich wünschte, ich hätte es nie getan. Deshalb denke ich wohl oft daran.«
    Bosch nickte. Er hatte keine Fragen mehr und versuchte bereits, Kims Informationen für seinen Fall auszuwerten. Eno hatte in beiden Fällen, Lowe und Fox, ermittelt. Er hatte eine Briefkastenfirma gegründet, die Conklins und Mittels Namen trug und über fünfundzwanzig Jahre monatlich tausend Dollar eingenommen hatte. Später hatte er sich pensionieren lassen. Verglichen mit Eno hatte Kim sich zu billig verkauft. Bosch wollte gerade aufstehen, als ihm etwas einfiel.
    »Sie sagten, Mittel hätte nie mehr über die Abmachung oder Fox gesprochen.«
    »Richtig.«
    »Hat Conklin je ein Wort über die beiden Themen fallenlassen?«
    »Nein, er hat ebenfalls nichts gesagt.«
    »Wie war Ihre Beziehung? Hat er Sie wie einen Erpresser behandelt?«
    »Nein, weil ich keiner war«, protestierte Kim mit geheuchelter Entrüstung. »Ich habe gute Arbeit für ihn geleistet. Er war immer sehr nett zu mir.«
    »Sie haben ihn in dem Artikel über Fox erwähnt. Ich habe ihn nicht dabei, aber es steht da, daß er Fox nie persönlich kennengelernt habe.«
    »Ja, das war gelogen. Das war meine Idee.«
    Bosch war verwirrt.
    »Was meinen Sie? Daß die Lüge Ihre Idee war?«
    »Für den Fall, daß sie die Abmachung brechen würden, habe ich geschrieben, Conklin habe behauptet, er kenne Fox nicht. Ich hatte nämlich Beweise für das Gegenteil, und sie wußten das. Wenn sie sich nach der Wahl nicht an unsere Vereinbarung gehalten hätten, hätte ich die Geschichte wieder aufgewärmt und geschrieben, daß Conklin fälschlicherweise behauptet habe, Fox nicht zu kennen, und den Schluß gezogen, daß er wohl auch dessen Vorgeschichte gekannt habe. Es hätte keinen großen Effekt mehr gehabt, weil er dann schon gewählt gewesen wäre, aber es hätte seinem Ruf geschadet. Es war meine kleine Versicherung. Verstehen Sie?«
    Bosch nickte.
    »Was für Beweise hatten Sie, daß Conklin Fox kannte?«
    »Ich hatte Fotos.«
    »Was für Fotos?«
    »Sie wurden von dem Fotografen für die Gesellschaftsseite der Times beim St.-Patricks-Ball der Freimauererloge von Hollywood aufgenommen. Ein paar Jahre vor der Wahl. Conklin und Fox sitzen an einem Tisch. Zwei Fotos.

Weitere Kostenlose Bücher