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Der letzte Coyote

Der letzte Coyote

Titel: Der letzte Coyote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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legte es zwischen zwei weiße Toastbrotscheiben, goß kalte Salsa-Sauce aus dem Kühlschrank darüber und aß das tropfende Sandwich über dem Spülbecken. Als er sich den Mund abgewischt und eine zweite Tasse Kaffee eingegossen hatte, meldete sich die Sachbearbeiterin endlich wieder.
    »Tut mir leid, daß es so lange gedauert hat.«
    »Kein Problem.«
    Dann erinnerte er sich, daß er Pounds war, und wünschte, er hätte es nicht gesagt.
    Sie teilte ihm mit, daß sie von Eno oder McKittrick keine Adresse oder sonstige Daten habe, und gab ihm dann Conklins und Mittels Adressen. Goff hatte recht gehabt. Conklin lebte in Park La Brea. Mittel wohnte oberhalb des Hollywood Boulevard auf dem Hercules Drive in einem neuen Viertel namens Mount Olympus.
    Bosch war schon in Gedanken woanders und zog die Pounds-Nummer nicht weiter durch. Ohne weitere Konfrontation bedankte er sich und legte auf. Er überlegte, was er als nächstes tun sollte. Eno und McKittrick waren entweder tot oder lebten in einem anderen Staat. Er konnte die Adressen vom Personalbüro bekommen, aber das würde den ganzen Tag beanspruchen. Statt dessen wählte er die Nummer von Raub-Mord und fragte nach Detective Leroy Ruben. Ruben war schon fast vierzig Jahre bei der Polizei, die Hälfte davon bei RM. Vielleicht wußte er etwas von Eno und McKittrick. Vielleicht wußte er auch von Boschs Suspendierung.
    »Ruben. Kann ich Ihnen helfen?«
    »Leroy, hier Harry Bosch. Hast du schon gehört?«
    »Nicht viel, Harry. Genießt du den Urlaub?«
    Er hatte Bosch sofort wissen lassen, daß er seine Situation kannte. Bosch wußte, daß er jetzt nur die Möglichkeit hatte, ihm die Wahrheit zu sagen – bis zu einem gewissen Punkt.
    »Es ist nicht schlecht. Aber ich stehe trotzdem jeden Tag früh auf.«
    »Tatsächlich? Warum?«
    »Ich untersuche gerade einen Fall auf eigene Faust. Deshalb rufe ich dich an. Ich muß ein paar alte Veteranen finden. Ich dachte, vielleicht kennst du sie. Sie waren in Hollywood.«
    »Wie heißen sie?«
    »Claude Eno und Jake McKittrick. Erinnerst du dich an sie?«
    »Eno und McKittrick. Nein … das heißt, ich erinnere mich an McKittrick. Pensioniert … vor zehn, fünfzehn Jahren. Er ist zurück nach Florida, glaube ich. Ja, Florida. Er war ein Jahr hier in RM. Von dem anderen, Eno, hab’ ich nie was gehört.«
    »Nun, es war einen Versuch wert. Mal sehen, was ich in Florida finde. Danke, Leroy.«
    »He, Harry. Worum geht’s?«
    »Es ist nur ein alter Fall, der noch in meiner Schublade lag. So hab’ ich was zu tun, während ich abwarte, wie es weitergeht.«
    »Gibt’s was Neues?«
    »Noch nicht. Sie haben mich zur Therapeutin geschickt. Wenn ich mich da herausquatschen kann, bekomme ich meine Stelle wieder. Wir werden sehen.«
    »Okay, und viel Glück. Weißt du, wir haben uns hier beinahe in die Hosen gemacht vor Lachen, als wir die Geschichte hörten. Wir kennen Pounds, er ist ein Arschloch. Du hast ein gutes Werk getan.«
    »Ich hoffe, es war nicht so gut, daß ich meinen Job verliere.«
    »Ach, dir passiert schon nichts. Die schicken dich ein paar Mal nach Chinatown, halten dir eine Standpauke und lassen dich dann wieder an die Front.«
    »Danke, Leroy.«
    Nachdem er aufgelegt hatte, zog Bosch sich ein frisches Hemd und den Anzug vom Vortag an.
    Er fuhr mit seinem gemieteten Mustang Richtung Downtown und verbrachte die nächsten zwei Stunden in einem bürokratischen Labyrinth. Zuerst ging er ins Personalbüro im Parker Center, erzählte einer Angestellten, was er wollte, und wartete dann eine weitere halbe Stunde auf einen Vorgesetzten, um es noch einmal zu erzählen. Von ihm erfuhr er, daß er seine Zeit verschwendet habe, weil er die gesuchte Information nur im Rathaus erhalten könne.
    Er überquerte die Straße zum Neubau der Stadtverwaltung, stieg die Stufen hinauf und fuhr mit der Straßenbahn über die Main Street zum weißen Turm des Rathauses. Mit dem Aufzug fuhr er dann in den achten Stock zur Finanzabteilung, zeigte einer Beamtin am Schalter seinen Ausweis und – um den Prozeß zu beschleunigen – fragte sofort nach dem Abteilungsleiter.
    Auf einem Plastikstuhl sitzend wartete er zwanzig Minuten auf dem Gang, bis er in ein kleines Büro geführt wurde, in das man zwei Schreibtische, vier Karteischränke und mehrere Kisten gezwängt hatte. Eine korpulente Frau mit käsiger Haut, schwarzem Haar, Koteletten und einem Anflug von Schnurrbart saß hinter einem der Schreibtische. Bosch bemerkte einen alten Essensfleck auf

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