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Der letzte Coyote

Der letzte Coyote

Titel: Der letzte Coyote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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mußte sich zurückhalten, seine Ermittlungen waren nicht autorisiert. Wenn er es zu weit trieb, würde man von seinen Aktivitäten hören und ihnen ein Ende machen.
    Sie ließ den Zettel über den Schreibtisch schweben. Er studierte ihn. Es standen zwei Adressen darauf: McKittricks Postfach und die Adresse von Enos Witwe. Ihr Vorname lautete Olive.
    Bosch fiel etwas ein.
    »Wann gehen die Schecks raus?«
    »Komisch, daß Sie fragen.«
    »Warum?«
    »Weil heute der letzte Tag im Monat ist. Sie gehen immer am Monatsende raus.«
    Das war ein glücklicher Zufall. Er fühlte, daß er ihn verdiente, weil er dafür gearbeitet hatte. Den Zettel, den sie ihm gegeben hatte, steckte er in seine Aktentasche und stand auf.
    »Es ist immer ein Vergnügen, mit Angestellten des öffentlichen Dienstes zusammenzuarbeiten.«
    »Ganz meinerseits. Und, Detective, könnten Sie den Stuhl wieder an den alten Platz zurückstellen? Wie ich schon sagte, Cassidy braucht ihn.«
    »Natürlich, Mona. Entschuldigen Sie meine Vergeßlichkeit.«

15
    N ach seinem Kampf mit dem Drachen der Bürokratie brauchte Bosch frische Luft zur Erholung. Er fuhr mit dem Aufzug zur Eingangshalle hinunter und ging durchs Hauptportal auf die Spring Street. Als er hinaustrat, wies ihn ein Wachmann an, die rechte Seite der großen Freitreppe zu benutzen, weil auf der linken Seite ein Film gedreht wurde. Bosch verfolgte das Geschehen, während er die Treppe hinunterging, und beschloß, eine Pause einzulegen. Er setzte sich auf die Begrenzungsmauer der Treppe und steckte sich eine Zigarette an. An der Szene war eine Gruppe von Schauspielern als Reporter beteiligt, die die Treppe hinunterstürmten, um zwei Männer zu befragen, die unten gerade aus dem Auto stiegen. Sie probten die Szene zweimal und drehten zwei Aufnahmen, während Bosch dasaß und zwei Zigaretten rauchte. Jedesmal schrien die Reporter das gleiche:
    »Mr. Barrs, Mr. Barrs, waren Sie der Täter?«
    Die zwei Männer weigerten sich zu antworten, drängten sich durch die Gruppe und eilten dann mit den Reportern im Schlepptau die Treppe hinauf. Bei einer der Aufnahmen stolperte ein Reporter beim Rückwärtsgehen und fiel hin. Die anderen trampelten über ihn her. Der Regisseur ließ die Szene weiterlaufen. Vielleicht dachte er, daß sie durch den Sturz realistischer wurde.
    Bosch schätzte, daß das Filmteam die Treppe und die Fassade des Rathauses als Gerichtskulisse benutzten. Bei den Männern, die aus dem Auto stiegen, handelte es sich anscheinend um einen Angeklagten und seinen prominenten Anwalt. Das Rathaus wurde oft für solche Szenen benutzt, weil es mehr wie ein Gericht aussah als jedes echte Gerichtsgebäude in der Stadt.
    Nach der zweiten Aufnahme verlor Bosch das Interesse, obwohl es sicher noch mehr geben würde. Er stand auf und ging zur First Street hinunter und dann zur Los Angeles Street, die zum Parker Center führte. Unterwegs wurde er nur viermal um Kleingeld angebettelt, was für Downtown wenig und eventuell ein Zeichen war, daß es mit der Konjunktur wieder aufwärts ging. In der Lobby des Polizeipräsidiums kam er an den Münztelefonen vorbei und wählte aus einer Augenblickslaune heraus die Nummer der Auskunft in Miami. Im Laufe der Jahre hatte er mehrmals mit der Polizei von Miami zu tun gehabt. Daher war 305 die einzige Vorwahl, die er in Florida kannte. Als er nach Venice fragte, wurde ihm gesagt, daß 813 die korrekte Vorwahl sei.
    Er wählte nochmals, und die Information in Venice meldete sich. Zuerst fragte er die Frau vom anderen Ende der Leitung, was die nächstgrößte Stadt sei. Als sie ihm antwortete »Sarasota«, fragte er, welche noch größere Stadt in der Nähe liege. Sie antwortete »St. Petersburg«, und er bekam eine genauere Vorstellung. Er wußte, daß St. Petersburg an der Westküste von Florida lag, weil die Dodgers manchmal während des Frühjahrstrainings dort spielten, und er es einmal auf der Karte nachgesehen hatte.
    Schließlich gab er der Frau McKittricks Namen und erhielt prompt die Tonbandansage, daß die Nummer auf Wunsch des Teilnehmers nicht im Verzeichnis stehe. Er fragte sich, ob einer der Detectives in Miami, mit denen er früher mal telefoniert hatte, ihm die Nummer besorgen könne. Aber er wußte immer noch nicht genau, wo und wie weit von Miami entfernt Venice war. Dann entschloß er sich, es zu lassen. McKittrick hatte es schwergemacht, ihn zu erreichen. Er hatte ein Postfach und eine Nummer, die nicht im Verzeichnis stand. Bosch wußte nicht,

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