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Der letzte Coyote

Der letzte Coyote

Titel: Der letzte Coyote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Sektionschef, der ihn bekommt. Ich weiß nicht, was ausschlaggebend ist. Wahrscheinlich, wer dem District Attorney am tiefsten in den Arsch gekrochen ist.«
    Bosch lachte. Die Pointe war zwar nicht lustig, aber er war erleichtert zu hören, daß Conklin noch lebte.
    »Es ist nicht lustig, Bosch. Es ist verdammt traurig. Administrativer Staatsanwalt. Wo gibt’s denn so was? Ein Oxymoron. Andrew hat mit seinen Drehbüchern das gleiche Problem. Er muß mit diesen Mackern vom Film verhandeln, die sich – paß auf – Kreativdirektoren nennen. Das ist ein klassischer Widerspruch. Egal … du hast mich wieder auf achtzig gebracht, Bosch.«
    Bosch wußte, daß Andrew mit Goff zusammenwohnte, hatte ihn jedoch nie kennengelernt.
    »Entschuldigung, Roger. Aber was meinst du mit ›sie schieben ihn raus‹?«
    »Arno? Nun, sie schieben ihn raus. Er sitzt im Rollstuhl. Wie ich gesagt habe, er ist alt. Letztens habe ich gehört, er wohnt in einem Pflegeheim. Eines von den noblen in Park La Brea. Ich nehme mir immer vor, ihn mal zu besuchen, um mich zu bedanken, daß er mich eingestellt hat. Wer weiß, vielleicht könnte ich mich auch für den Preis bewerben.«
    »Du hast deinen Sinn für Humor noch nicht verloren. Weißt du, ich habe gehört, daß Gordon Mittel seine rechte Hand war.«
    »O ja, er war die Bulldogge vor der Tür. Hat seine Wahlkämpfe geleitet. So hat Mittel angefangen. Das ist wirklich ein übler … Ich bin froh, daß er nicht mehr Strafverteidiger ist und in die Politik gegangen ist. Als Gegner vor Gericht ist er ein verdammter Motherfucker.«
    »Das hab’ ich gehört«, sagte Bosch.
    »In Wirklichkeit ist er noch schlimmer, als man es sich erzählt.«
    »Du kennst ihn?«
    »Weder jetzt noch damals. Ich habe es verstanden, ihm aus dem Weg zu gehen. Er war schon nicht mehr Staatsanwalt, als ich anfing. Aber es gab Stories. Aus den Anfangsjahren, als Arno der designierte Nachfolger war und alle es wußten und um seine Gunst buhlten. Es gab einen Typen – Sinclair, hieß er wohl –, der Arnos Wahlkampf führen sollte. Eines Abends fand eine Putzfrau Pornofotos unter seiner Schreibunterlage. Es gab eine interne Untersuchung, und man fand heraus, daß sie aus den Akten eines anderen Staatsanwalts gestohlen worden waren. Sinclair wurde wie eine heiße Kartoffel fallengelassen. Er hat immer behauptet, daß Mittel das Ganze inszeniert hätte.«
    »Glaubst du das?«
    »Ja, das war Mittels Stil … aber wer weiß.«
    Bosch spürte, daß er nicht noch mehr sagen oder fragen durfte. Wenn er weiterbohrte, würde Goff mißtrauisch werden und es nicht mehr für Klatsch und Tratsch halten.
    »Also, hast du schon den Schlafanzug an oder gehst du mit ins Catalina?« fragte er. »Ich habe gehört, Redman ist hier für die Leno-Show. Ich wette ein Gedeck, daß er und Branford hinterher vorbeikommen und beim letzten Set mitspielen.«
    »Hört sich verlockend an, Harry. Aber Andrew macht gerade Abendessen, und wir werden wohl heute abend zu Hause bleiben. Das hatten wir verabredet. Tut mir leid.«
    »Macht nichts. Ich versuche sowieso im Moment, weniger Gläser zu stemmen. Ich muß etwas kürzertreten.«
    »Nun, mein Herr, das ist wirklich bewundernswert. Dafür sollten Sie ein Stück Holz mit Bronze bekommen.«
    »Oder einen Whiskey.«
    Nachdem er aufgelegt hatte, setzte Bosch sich wieder an den Schreibtisch und notierte die wichtigsten Punkte ihres Gesprächs. Dann nahm er sich Mittels Stapel vor. Die Zeitungsausschnitte waren jünger als Conklins, da Mittel sich erst in letzter Zeit einen Namen gemacht hatte. Conklin war die erste Stufe auf seiner Karriereleiter gewesen.
    Die meisten Artikel erwähnten Mittel lediglich, entweder als Gast bei einem der Galaabende in Beverly Hills oder als Gastgeber von festlichen Diners, bei denen Geld für Wahlkampagnen oder wohltätige Zwecke gesammelt wurde. Von Anfang an war er der Mann fürs Geld. Jemand, an den sich Politiker und karitative Organisationen wandten, wenn sie ihre Netze in den reichen Fanggründen der Westside auswerfen wollten. Er agierte auf beiden Seiten. Es war ihm egal, ob er mit Republikanern oder Demokraten zu tun hatte. Sein Einfluß wuchs, als er für bedeutendere Kandidaten zu arbeiten begann. Zu seinen Klienten gehörten der augenblickliche Gouverneur sowie einige Kongreßabgeordnete und Senatoren von anderen westlichen Staaten.
    Ein Porträt, das vor ein paar Jahren – anscheinend ohne seine Mithilfe – geschrieben worden war, hatte die Titelzeile: ›Der

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