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Der letzte Coyote

Der letzte Coyote

Titel: Der letzte Coyote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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warum ein pensionierter Polizist, der dreitausend Meilen von seinem alten Arbeitsplatz entfernt lebte, solche Maßnahmen ergreifen sollte. Er war sich jedoch sicher, daß es am besten wäre, McKittrick persönlich aufzusuchen. Ein Telefonanruf – falls Bosch die Nummer hätte – wäre leicht abzuwimmeln. Anders wäre es, wenn jemand vor der Tür stände. Außerdem hatte ihm das Glück einen Zufall beschert. Er wußte, daß McKittricks Scheck auf dem Weg zum Postfach war. Auf diese Weise konnte er den alten Cop finden.
    Er befestigte seinen Dienstausweis am Anzug und fuhr zu den kriminalwissenschaftlichen Labors hinauf. Der Frau am Schalter sagte er, daß er mit jemandem in der Abteilung für Fingerabdrücke sprechen müsse. Dann stieß er die Schranke auf und ging den Flur zum Labor entlang – wie immer, ohne erst auf ihre Erlaubnis zu warten.
    Das Labor war ein großer Raum mit Arbeitstischen, die in zwei Reihen unter Neonlampen standen. Hinten gab es zwei Schreibtische mit AFIS-Computer-Monitoren. Hinter einer beschlagenen Glaswand befand sich ein Großrechner in einem speziellen Raum, der kühler als der Rest des Labors gehalten wurde.
    Es war Mittagspause und nur ein technischer Assistent anwesend. Bosch kannte ihn nicht und wollte sich gerade umdrehen, um später wiederzukommen, wenn jemand da war, den er kannte, als der technische Assistent vom Computer-Monitor aufschaute und ihn sah. Er war groß und dünn, hatte eine Brille und ein von Akne vernarbtes Gesicht, was ihm einen permanent mürrischen Ausdruck gab.
    »Ja?«
    »Hallo, wie geht’s?«
    »Mir geht’s gut. Was kann ich für Sie tun?«
    »Harry Bosch, Hollywood-Revier.«
    Er streckte seine Hand aus, der andere Mann zögerte und schüttelte sie dann zurückhaltend.
    »Brad Hirsch.«
    »Ich glaube, ich habe Ihren Namen schon gehört. Wir haben noch nicht zusammengearbeitet, aber das wird sich sicher bald ändern. Ich arbeite am Mord-Tisch, und im Laufe der Zeit lerne ich hier jeden kennen.«
    »Wahrscheinlich.«
    Bosch setzte sich auf einen Stuhl neben den Monitor und legte die Aktentasche auf seinen Schoß. Er merkte, daß Hirsch es vermied, ihn anzusehen und auf den blauen Bildschirm starrte. Anscheinend schien er sich bei dessen Anblick wohler zu fühlen.
    »Ich bin hier, weil im Moment in Hollywood nicht viel los ist. Also habe ich mir ein paar alte Akten angesehen. Dabei bin ich auf einen Fall von 1961 gestoßen.«
    »Neunzehnhunderteinundsechzig?«
    »Ja, uralt. Weibliches Opfer … Todesursache: Schädelverletzung durch stumpfen Gegenstand. Um es als Sexualdelikt erscheinen zu lassen, wurde sie nachträglich erwürgt. Niemand wurde je deswegen belangt. Die Ermittlungen verliefen im Sand. Ich glaube, niemand hat sich den Fall nach dem Ermittlungsgutachten 1962 mehr angesehen. Lange her. Nun, ich bin hier, weil die Kollegen damals einige gute Fingerabdrücke am Tatort sicherstellen konnten. Ein paar Teilabdrücke und ein paar vollständige. Ich habe sie dabei.«
    Bosch holte die gelbe Karte mit den Abdrücken aus der Tasche und hielt sie dem Mann hin. Hirsch sah sie an, nahm sie aber nicht in die Hand. Er schaute wieder auf den Monitor, und Bosch legte sie ihm auf die Tastatur.
    »Wie Sie sicher wissen, war das, bevor wir diese Wundercomputer und diese ganze neue Technologie hatten. Damals hat man sie nur mit denen eines bestimmten Verdächtigen verglichen. Wenn sie nicht übereinstimmten, ließ man den Typen laufen und steckte sie in einen Umschlag. Diese Abdrücke haben die ganze Zeit in der Akte gelegen. Also dachte ich, wir könnten …«
    »Sie wollen sie durchs AFIS schicken.«
    »Genau. Nur ein Versuch, ein Schuß ins Blaue. Vielleicht haben wir Glück und gabeln einen Tramper auf der Datenautobahn auf. Alles schon vorgekommen. Edgar und Burns vom Mord-Tisch in Hollywood haben diese Woche einen alten Fall mit AFIS gelöst. Ich habe mit Edgar gesprochen, und er sagte mir, jemand – ich glaube, es war Donovan – hat ihm erzählt, daß in dem System Millionen Abdrücke aus dem ganzen Land eingespeichert sind.«
    Hirsch nickte ohne jeden Enthusiasmus.
    »Und das sind nicht nur die Daten von Kriminellen, nicht wahr?« fragte Bosch. »Außerdem sind dort die Fingerabdrücke von jedem, der beim Militär, der Polizei oder im öffentlichen Dienst war. Stimmt das?«
    »Ja, das stimmt. Aber, hören Sie, Detective Bosch, wir …«
    »Harry.«
    »Okay, Harry. Das ist ein wunderbares Werkzeug, das immer besser wird. Sie haben recht, aber Sie dürfen

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