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Der letzte Coyote

Der letzte Coyote

Titel: Der letzte Coyote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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A. gelandet?« fragte Bosch.
    »Wie heißt es noch: ›Geh nach Westen, junger Mann‹? Nun, nachdem Japan kapituliert hatte, kam ich auf der Heimfahrt durch L. A. und sah die Berge, die vom Meer bis in den Himmel stiegen … Am ersten Abend in der Stadt habe ich im Derby gespeist. Ich wollte meine Brieftasche platthauen. Nun raten Sie mal, wer mich dort in Uniform sieht und meine Rechnung bezahlt? Clark Gable, verdammt noch mal! Ich nehme Sie nicht auf den Arm. Ich hab’ mich in die Stadt verliebt, und es dauerte fast dreißig Jahre , bis mir die Augen aufgingen … Wissen Sie, Mary ist aus L. A. Dort geboren und aufgewachsen. Aber ihr gefällt es jetzt hier.«
    Er nickte, wie um die Richtigkeit seiner Entscheidung zu bestätigen. Bosch wartete ein paar Augenblicke. McKittrick hing seinen alten Erinnerungen nach.
    »Er war ein netter Typ.«
    »Wer?«
    »Clark Gable.«
    Bosch zerdrückte die leere Bierdose in seiner Hand und holte sich eine neue.
    »Erzählen Sie mir von dem Fall«, sagte er, nachdem er die Dose geöffnet hatte. »Was ist passiert?«
    »Sie wissen, was passiert ist, wenn Sie die Akte gelesen haben. Es steht alles drin. Der Fall landete im Papierkorb. An einem Tag ermitteln wir noch ernsthaft und am nächsten schreiben wir in den Bericht: ›Momentan keine Spuren.‹ Es war ein Witz. Deshalb erinnere ich mich so gut an den Fall. Die hätten das nicht tun sollen.«
    »Wer ›die‹?«
    »Sie wissen schon, die Obermacker.«
    »Was haben sie getan?«
    »Sie haben uns den Fall entzogen. Eno ließ es zu. Er hat sich kaufen lassen. Verdammt …«
    Er schüttelte bitter seinen Kopf.
    »Jake«, begann Bosch. Diesmal protestierte der andere nicht wegen der Anrede. »Warum fängst du nicht vorne an. Ich muß alles wissen, was du mir erzählen kannst.«
    McKittrick schwieg, während er die Schnur aufrollte. Der Köder war nicht angerührt worden. Er warf ihn wieder aus und steckte die Angel in eine der Halterungen am Bootsrand. Nachdem er sich ein neues Bier genommen und eine Baseballmütze aufgesetzt hatte, lehnte er sich gegen die Bootswand und schaute Bosch an.
    »Okay, Junge. Hör zu, ich hatte nichts gegen deine Mutter. Ich erzähle nur, wie es war. Okay?«
    »Mehr verlang’ ich nicht.«
    »Willst du eine Kappe? Du bekommst sonst einen Sonnenbrand?«
    »Es geht schon.«
    McKittrick nickte und begann endlich.
    »Okay, man rief uns zu Hause an. Ein Cop, der Streife ging, hatte sie gefunden. Sie war nicht in der Gasse umgebracht worden. Soviel war klar. Man hatte sie dort hingeschafft. Als ich von Tujunga ankam, war die Spurensicherung schon im vollen Gange. Mein Partner war ebenfalls dort. Eno war der Dienstältere, er war zuerst da. Er leitete die Ermittlungen.«
    Bosch steckte seine Angelrute in eine Halterung und ging zu seiner Jacke.
    »Hast du etwas dagegen, wenn ich mir Notizen mache?«
    »Nein, meinetwegen. Vielleicht habe ich die ganze Zeit darauf gewartet, daß sich jemand für den Fall interessiert.«
    »Erzähl weiter. Eno war für den Fall verantwortlich.«
    »Genau. Du mußt etwas wissen. Zu der Zeit waren wir seit drei, vier Monaten Partner. Wir waren nicht dicke Freunde. Und nach dem Fall war Freundschaft nicht mehr drin. Ich habe mich nach einem Jahr versetzen lassen. Im Wilshire-Revier war ich dann am Mord-Tisch. Danach hatten wir kaum noch miteinander zu tun.«
    »Okay, was geschah mit den Ermittlungen?«
    »Es lief zuerst wie üblich. Alles Routine. Wir hatten eine Liste der KPs – die meisten haben wir von der Sitte bekommen – und arbeiteten sie durch.«
    »Waren auch Kunden unter den Kontaktpersonen aufgeführt? In der Mordakte gab es keine Liste.«
    »Ich glaube, sie enthielt ein paar Kunden. Aber sie wurde nicht abgeheftet, weil Eno es so wollte. Und er war zuständig.«
    »Okay. Johnny Fox – war er auf der Liste?«
    »Ja, er stand ganz oben. Er war ihr … äh, Manager und …«
    »Ihr Zuhälter, meinst du.«
    McKittrick sah ihn an.
    »Ja, das war er. Ich war mir nicht sicher, was du, hm …«
    »Ist schon gut. Erzähl weiter.«
    »Ja, Johnny Fox war auf der Liste. Wir haben fast mit jedem gesprochen, der sie kannte, und er wurde von allen als brutaler Typ beschrieben. Er war der Polizei bekannt.«
    Bosch erinnerte sich an Meredith Romans Aussage, daß er sie geschlagen habe.
    »Wir hörten, daß sie ihn hatte verlassen wollen. Entweder um sich selbständig zu machen oder auf den Pfad der Tugend zurückzukehren. Wer weiß? Wir hörten …«
    »Sie wollte eine normale, ehrbare

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