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Der letzte Coyote

Der letzte Coyote

Titel: Der letzte Coyote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Mitbürgerin werden«, unterbrach Bosch. »Damit sie mich aus dem Heim holen konnte.«
    Er kam sich naiv vor. Seine Behauptung klang nicht überzeugend.
    »Was auch immer«, sagte McKittrick. »Auf alle Fälle war Fox nicht sehr glücklich darüber. Deshalb stand er auf unserer Liste ganz oben.«
    »Aber ihr konntet ihn nicht finden. Im Logbuch steht, daß ihr seine Wohnung observiert habt.«
    »Ja, wir wollten ihn sprechen. Auf dem Gürtel – der Mordwaffe – waren Fingerabdrücke, uns fehlten jedoch Abdrücke von ihm zum Vergleich. Johnny war ein paarmal aufs Revier gebracht worden, aber nie formell verhaftet.«
    »Was hast du daraus geschlossen, daß man ihn aufs Revier brachte, aber nie ein Haftbefehl ausgestellt wurde?«
    »Ehrlich gesagt, es fiel mir damals gar nicht auf. Jetzt ist es natürlich offensichtlich. Er hatte einen Schutzengel.«
    »Wer?«
    »Nun, eines Tages, als wir die Wohnung von Fox observierten, um zu sehen, ob er auftauchte, bekamen wir über Funk die Nachricht, daß wir Arno Conklin anrufen sollten. Er wollte über den Fall sprechen. So bald wie möglich. Das war wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Und zwar aus zwei Gründen. Erstens war Arno dabei politische Karriere zu machen. Er leitete die Sonderkommission für Prostitution, Rauschgift und Glücksspiel zu der Zeit und hatte die kommende Wahl zum District Attorney schon so gut wie gewonnen. Zweitens hatten wir den Fall erst ein paar Tage und noch nichts an die Staatsanwaltschaft weitergereicht. Und auf einmal will uns der Obermacker dort sehen. Ich dachte … Eigentlich weiß ich nicht, was ich dachte. Ich wußte einfach … He, du hast einen an der Angel!«
    Bosch schaute zu seiner Angelrute und sah, wie sie sich nach einem plötzlichen, kräftigen Ruck bog. Der Fisch zog, und die Schnur rollte sich ab. Bosch griff nach der Angel und hielt dagegen. Der Haken saß fest. Er begann die Schnur aufzurollen, aber der Fisch kämpfte mit aller Kraft dagegen an und wickelte mehr ab, als Bosch aufrollen konnte. McKittrick kam herüber und schraubte den Widerstand der Rolle fester. Sofort begann sich die Rute stärker durchzubiegen.
    »Halt die Rute hoch, halt sie hoch«, rief McKittrick.
    Bosch folgte seinen Anweisungen und kämpfte fünf Minuten mit dem Fisch. Seine Arme begannen zu schmerzen, und irgend etwas hatte sich unten an seinem Rücken verrenkt. McKittrick zog sich Handschuhe an, und als der Fisch endlich aufgegeben hatte und neben dem Boot schwamm, steckte er seine Finger unter die Kiemen und hob ihn an Bord. Es war ein blauschwarz schimmernder Fisch, der wunderschön in der Sonne glänzte.
    »Wahoo«, sagte McKittrick.
    »Was?«
    McKittrick hielt den Fisch waagerecht.
    »Wahoo. Ich glaube, in den schicken Lokalen von L. A. heißt er Ono. Wir nennen ihn hier Wahoo. Sein Fleisch wird beim Garen so weiß wie Heilbutt. Willst du ihn behalten?«
    »Nein, wirf ihn zurück. Er ist schön.«
    McKittrick zog den Haken aus dem geöffneten Mund und hielt Bosch den Fisch hin.
    »Möchtest du ihn mal halten? Muß zwölf, dreizehn Pfund schwer sein.«
    »Nee, ist nicht nötig.«
    Bosch trat näher und fuhr mit dem Finger über die glitschige Haut des Fisches. In den Schuppen konnte er beinahe sein Spiegelbild erkennen. Er nickte McKittrick zu, und der Fisch wurde ins Wasser zurückgeworfen. Ein paar Sekunden lag er bewegungslos einen halben Meter unter der Oberfläche. Posttraumatisches Streßsyndrom, dachte Bosch. Schließlich schien der Fisch zu sich zu kommen und schoß in die Tiefe. Bosch hängte den Haken an einem der Ringe seiner Angelrute auf und steckte sie in die Halterung. Er wollte nicht mehr angeln und holte sich ein neues Bier aus der Kühlbox.
    »Wenn du ein Sandwich willst, nimm dir eins«, sagte McKittrick.
    »Nein, danke.«
    Bosch wünschte, der Fisch hätte sie nicht unterbrochen.
    »Du hast gesagt, ihr hättet einen Anruf von Conklin bekommen.«
    »Ja, von Arno. Allerdings hatte ich mich geirrt. Die Einladung galt nur für Claude, nicht für mich. Eno ging allein.«
    »Warum nur Eno?«
    »Ich wußte es nicht, und er tat so, als wisse er es auch nicht. Ich nahm an, daß sie sich von früher her kannten.«
    »Aber du weißt nicht, warum.«
    »Nein. Claude Eno war zehn Jahre älter als ich. Er war schon viel herumgekommen.«
    »Also, was passierte dann?«
    »Ich kann dir nicht sagen, was passiert ist. Nur was er mir gesagt hat. Verstehst du?«
    Er deutete damit an, daß er seinem eigenen Partner nicht traute. Bosch kannte das Gefühl

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