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Der letzte Coyote

Der letzte Coyote

Titel: Der letzte Coyote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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da schon lange tot. Sie war um Mitternacht gestorben. Der Anruf spielte keine Rolle.«
    Bosch nickte. Wenn er die Ermittlungen geführt hätte, wäre er diesem Detail dennoch nachgegangen. Es war sonderbar. Wer ruft so früh morgens in einem Pokersaloon an? Was für eine Nachricht hatte Fox veranlaßt, den Spieltisch zu verlassen?
    »Was war mit den Abdrücken?«
    »Ich habe sie trotz allem überprüfen lassen. Sie stimmten nicht mit denen auf dem Gürtel überein. Er war sauber. Das Schwein war sauber.«
    Bosch fiel etwas ein.
    »Du hast die Abdrücke auf dem Gürtel mit denen des Opfers verglichen, nicht wahr?«
    »Bosch, ich weiß, ihr denkt heutzutage, daß ihr die Größten seid, aber wir waren damals auch nicht auf den Kopf gefallen.«
    »Tschuldigung.«
    »Auf dem Gürtel gab es einige Abdrücke, die vom Opfer stammten. Aber die anderen gehörten eindeutig dem Mörder. Das ging zweifelsfrei aus den Abdrücken hervor. Wir haben vollständige Abdrücke sowie Teilabdrücke an zwei anderen Stellen sichergestellt, die klar zeigen, daß jemand den Gürtel mit der ganzen Hand gehalten hat. Das tut man nicht, wenn man einen Gürtel anzieht. Das tut man nur, wenn man ihn jemandem um den Hals legt.«
    Danach schwiegen beide. Bosch konnte mit dem, was McKittrick ihm erzählte, nichts anfangen. Er war enttäuscht. Er hatte gedacht, wenn er McKittrick dazu bringen könnte, offen mit ihm zu sprechen, würde er mit dem Finger auf Fox oder Conklin oder sonst jemanden zeigen. Aber er tat nichts dergleichen. Er half Bosch überhaupt nicht.
    »Warum erinnerst du dich an so viele Details, Jake? Es ist schon lange her.«
    »Ich hatte viel Zeit, darüber nachzudenken. Du wirst sehen, wenn du mal aufhörst, Bosch, dann wird es auch so einen Fall geben. Einen Fall schleppst du immer mit dir herum. Das hier ist meiner.«
    »Was ist dein abschließendes Urteil über diesen Fall?«
    »Mein abschließendes Urteil? Nun, ich habe nie das Treffen in Conklins Büro vergessen können. Du hättest dabei sein sollen. Es … irgendwie schien es, daß Fox die Fäden in der Hand hatte und den Ablauf bestimmte.«
    Bosch nickte. Er sah, daß McKittrick sich anstrengte, seine Gefühle zu erklären.
    »Hast du jemals einen Verdächtigen verhört, wenn dessen Rechtsanwalt ständig unterbricht?« fragte McKittrick.
    »›Beantworten Sie dies nicht, beantworten Sie das nicht.‹ Und ähnliche Mätzchen.«
    »Andauernd.«
    »Genauso war’s. Als ob Conklin, der kommende District Attorney, ein Winkeladvokat wäre, der gegen alle Fragen Einspruch erhebt. Wenn du nicht gewußt hättest, wer er war, hättest du gedacht, er arbeitet für Fox. Beide. Mittel auch. Ich war mir ziemlich sicher, daß Fox Arno in der Hand hatte. Irgendwie. Und ich hatte recht. Die Bestätigung kam später.«
    »Du meinst, als Fox starb?«
    »Ja. Als er für Conklins Wahlkampagne arbeitete, wurde er von einem Auto überfahren, dessen Fahrer flüchtete. Ich erinnere mich, daß der Zeitungsartikel seine Vergangenheit als Zuhälter und Schläger in Hollywood nicht erwähnte. Er war nur ein Unfallopfer. Johnny Unschuldslamm. Die Story muß Arno ein paar Dollar gekostet und einen Reporter etwas reicher gemacht haben.«
    Bosch merkte, daß noch mehr kommen würde, und sagte nichts.
    »Ich war inzwischen schon beim Wilshire-Revier«, fuhr McKittrick fort. »Als ich davon hörte, war ich neugierig. Also rief ich in Hollywood an, um zu sehen, wer zuständig war. Eno! Große Überraschung: Er fand nie einen Verdächtigen. Das bestätigte nur meine Meinung über ihn.«
    McKittrick starrte über das Wasser auf die Stelle, wo sich die Sonne allmählich dem Horizont näherte. Er warf seine leere Bierdose und verfehlte den Abfalleimer. Sie prallte ab und fiel über Bord ins Wasser.
    »Scheiße«, sagte er. »Ich glaube, wir sollten zurückfahren.«
    Er begann die Angelschnur aufzurollen.
    »Was, glaubst du, sprang für Eno dabei heraus?«
    »Das weiß ich nicht. Vielleicht hatte er nur einen Gefallen gut oder so was. Ich behaupte nicht, daß er reich wurde. Aber irgendwie zahlte es sich für ihn aus. Er hätte es nicht ohne Gegenleistung getan. Ich weiß nur nicht, was es war.«
    McKittrick nahm die Angelruten aus den Halterungen und legte sie auf Haken an den Seitenwänden des Hecks.
    »1972 hast du die Akte aus dem Archiv entliehen. Wieso?«
    McKittrick sah ihn fragend an.
    »Ich habe die Leihkarte vor ein paar Tagen unterschrieben«, erklärte Bosch. »Dein Name stand noch drauf.«
    McKittrick

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