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Der letzte Coyote

Der letzte Coyote

Titel: Der letzte Coyote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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nickte.
    »Das war kurz nachdem ich meinen Abschied einreichte. Ich sah meine Akten durch. Die Karte mit den Fingerabdrücken vom Gürtel und den Gürtel hatte ich behalten .«
    »Warum?«
    »Du weißt warum. Ich fürchtete, sie wären im Archiv oder in der Asservatenkammer nicht sicher. Nicht solange Conklin Deputy Attorney und Eno ihm zu Diensten war. Also behielt ich das Zeug. Ein paar Jahre vergingen und es lag noch da, als ich nach Florida gehen wollte und meinen Kram ausräumte. Kurz bevor ich meine Dienstmarke abgab, heftete ich die Karte mit den Abdrücken in der Akte ab und legte den Gürtel zu den anderen Beweisstücken. Eno war schon in Vegas, pensioniert. Conklin war ausgebrannt und abgestürzt. Der Fall war seit langem vergessen. Ich legte das Zeug dahin, wo es hingehörte – wahrscheinlich in der Hoffnung, daß jemand wie du es sich eines Tages ansieht.«
    »Und du? Hast du dir die Akte angesehen, als du die Karte zurückgelegt hast?«
    »Ja. Und ich stellte fest, daß ich richtig gehandelt hatte. Jemand hatte Seiten entfernt. Die Vernehmung von Fox fehlte. Wahrscheinlich war es Eno.«
    »Als zweiter Mann mußtest du den Papierkram erledigen, nicht wahr?«
    »Das war meine Aufgabe. Größtenteils.«
    »Was stand in der Zusammenfassung von Fox’ Vernehmung, das Eno veranlaßt haben könnte, sie rauszureißen?«
    »Ich kann mich an nichts Besonderes erinnern. Nur daß ich die Ansicht vertrat, daß Fox log und Conklin sich nicht korrekt verhielt. Irgend so was.«
    »Fiel dir noch etwas ein, das fehlte?«
    »Nein, nur das. Ich glaube, er wollte nur Conklins Namen heraushalten.«
    »Nun, er hat was übersehen. Du hast den ersten Anruf in der Chronologie vermerkt. Daher wußte ich davon.«
    »Hab’ ich das? Gar nicht so dumm von mir. Und dadurch bist du jetzt hier.«
    »Ja.«
    »Okay, laß uns zurückfahren. Schade, daß sie heute nicht anbeißen wollten.«
    »Ich kann mich nicht beklagen. Ich hatte meinen Fisch.«
    McKittrick trat hinter das Steuer und wollte den Motor anlassen, als ihm noch etwas einfiel.
    Er ging zur Kühlbox und öffnete sie. »Ich will Mary nicht enttäuschen.«
    Er nahm die Plastikbeutel mit den Sandwiches heraus.
    »Bist du hungrig?«
    »Eigentlich nicht.«
    »Ich auch nicht.«
    Er öffnete die Beutel und warf die Sandwiches ins Wasser. Bosch beobachtete ihn.
    »Was hast du geglaubt, wer ich bin, als du die Pistole zogst, Jake?«
    McKittrick sagte nichts, während er die Beutel ordentlich faltete. Als er sich aufrichtete, sah er Bosch an.
    »Ich weiß nicht. Ich fürchtete nur, daß ich dich eventuell beseitigen und dann über Bord werfen müßte, wie das hier. Anscheinend habe ich mich die ganze Zeit versteckt und darauf gewartet, daß sie jemanden schicken.«
    »Glaubst du, sie würden sich nach dieser langen Zeit noch solche Mühe machen?«
    »Keine Ahnung. Je mehr Zeit verstreicht, desto mehr bezweifle ich es. Aber alte Gewohnheiten wird man nicht so leicht los. Ich habe immer eine Waffe in der Nähe. Es spielt keine Rolle, daß ich mich kaum noch an den Grund erinnere.«
    Mit heulendem Motor fuhren sie zur Küste zurück. Die Gischt spritzte ihnen ins Gesicht. Sie redeten nicht. Es gab nichts mehr zu besprechen. Manchmal schaute Bosch zu McKittrick hinüber. Der Schatten des Mützenschirms fiel auf sein altes Gesicht. Aber Bosch konnte seine Augen sehen. Sie betrachteten etwas, was vor langer Zeit passiert und nicht mehr zu ändern war.

26
    N ach der Bootsfahrt merkte Bosch, daß er von dem vielen Bier und der Sonne allmählich Kopfschmerzen bekam. Er schlug McKittricks Einladung zum Abendessen mit der Entschuldigung aus, daß er müde sei. Im Wagen nahm er ein paar Kopfschmerzkapseln aus seiner Reisetasche, schluckte sie ohne Wasser herunter und hoffte, daß sie helfen würden. Dann schlug er sein Notizbuch auf und überflog noch einmal, was er von McKittricks Geschichte aufgeschrieben hatte.
    Er mochte den alten Cop. Vielleicht erkannte er Züge von sich in ihm wieder. McKittrick wurde von Erinnerungen an den Fall heimgesucht, weil er damals aufgesteckt hatte. Er hatte versäumt, das Rechte zu tun. Bosch war des gleichen Versäumnisses schuldig. Er hatte den Fall, der auf ihn wartete, all die Jahre verdrängt. Jetzt versuchte er es wieder gutzumachen – und McKittrick ebenfalls, indem er mit ihm sprach. Aber sie wußten beide, daß es womöglich zu spät war.
    Bosch war sich nicht sicher, was er in Los Angeles als nächstes tun sollte. Es blieb ihm wohl nichts anderes

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