Der letzte Drache
gezogen. Ich bin wieder zurückgekehrt. Aber mein Vater konnte mir nicht viel über unser Geschlecht erzählen. Mein Großvater ist schon lange tot.” Alberich kam ins erzählen. Kein Wunder, viele Menschen traf er hier sicherlich nicht und jetzt bot sich ihm die Gelegenheit, sich ein wenig Frust von der Seele zu reden. Jason wollte sich diesen Unsinn eigentlich nicht anhören, aber Lara lauschte gespannt und er wagte es nicht, sich gegebenenfalls ihren Zorn zuzuziehen.
“Und was haben sie herausgefunden”, fragte Lara.
“Noch nicht sehr viel. Ich müsste einen anderen Zwerg finden, der die Überlieferung kennt. Aber das ist mir noch nicht gelungen. Ich hab es mir hier in den Höhlen bequem gemacht und lebe von meinen bescheidenen Ersparnissen. Und wenn mir was fehlt, wandere ich eben in die Stadt und geh einkaufen.” Das klang ja nicht wirklich nach einem konventionellen Zwergenleben, fand Jason.
“Aber der Drache ist mir eine große Hilfe.” Alberich schaute versonnen zur Decke der Höhle.
“Der Drache?” Laras Augen blitzten. Spätestens jetzt änderte sie ihre Meinung, der Zwerg wusste irgendetwas.
“Oh, nein, Quatsch, der wache, äh, der wache Nachbar.”
“ Alberich, erzählen sie keinen Unsinn, Sie haben Drache gesagt.” Lara schaute ihn durchdringend an.
“Ich habe mich versprochen. Drachen gibt es doch gar nicht.” Lara spürte, dass er sich verquatscht hatte und sich jetzt herauszureden versuchte.
“Hören Sie, ich verstehe das ja. Sie dürfen darüber natürlich nicht sprechen. Aber wir sind Forscher und jedes Detail Ihrer Geschichte kann uns helfen. Und vielleicht finden wir eine Brücke zu mehr Informationen über die Zwerge. Uns stehen Bibliotheken offen, zu denen sie keinen Zugang haben. Und ..” Lara zog einen Bündel Geldscheine aus ihrer Tasche .. “Wir würden ihnen gerne bei ihrer Suche helfen und sie materiell ein wenig entlasten.” Sie hielt ihm zwei fünfhundert Euro Scheine hin und sah, wie er die Scheine mit seinen Augen gierig musterte.
“Na gut, aber sie dürfen mich um Gottes Willen nicht an den Drachen verraten.”
“Natürlich nicht, Ehrensache”, sagte Lara.
“Also, das hier ist eine Drachenhöhle. In der wohnt ein echter Drache. Da es aber viele Höhlen dieser Art gibt, ist er nicht immer hier. Sie haben mich eben gefragt, woran man denn Zwerge überhaupt erkennt. Mal abgesehen davon, dass sie klein sind. Nun, ein Merkmal ist, sie können mit anderen magischen Geschöpfen sprechen. Ich kann mit dem Drachen sprechen. Nicht auf die Art, wie wir hier miteinander reden, aber der Drache und ich, wir verstehen uns.” Jason hörte dem Unsinn mit offenem Mund zu. Auch Lara lauschte gespannt.
“Und was erzählt der Drache so?”
“Von ihm weiß ich so einiges über die Zwerge. Der Drache, der hier lebt, ist sehr alt. Sehr, sehr alt. Er hat die alten Zeiten noch erlebt.” Auch Lara glaubte dem Mann kein Wort, fühlte aber, dass er etwas wusste, was sie weiterbringen würde. Und er war ihre einzige Hoffnung. Ansonsten würden sie hier lange warten dürfen, bis ein Drache kam. Sehr lange.
“Ich will dir auch ein Geheimnis verraten, Alberich.” Lara sah ihn durchdringend an. “Es ist genau dieser Drache, den wir suchen. Wir müssen ihm eine wichtige Botschaft überbringen, um ihn zu schützen. Wir sind von der Drachenbruderschaft.” Lara setzte auf ein solides Halbwissen des Zwergs. Der schaute sie nun argwöhnisch an.
“Von der Bruderschaft? Dann würdet ihr ihn auch ohne mich finden. Denn nur den Mitgliedern der Bruderschaft zeigt sich der Drache. Sie finden ihn mit ihrem magischen Amulett. Es leuchtet, wenn der Drache in der Nähe ist. Doch damit nicht genug. Für normale Menschen bleibt der Drache unsichtbar. Aber wenn jemand das Mal trägt, dann gibt er sich zu erkennen. Dieses Mal haben aber eben nur die Drachenbrüder. Diejenigen, durch deren Adern Drachenblut fließt.”
Jason bekam nun eine Gänsehaut. Der Zwerg hatte eindringlich gesprochen und beide wussten, dass es die Wahrheit war.
“Ihr seid nicht von der Drachenbruderschaft, sonst hättet ihr das gewusst. Ihr habt andere Pläne, nicht wahr? Oh ich unglücklicher, ich hätte euch nichts verraten dürfen.” Alberich wurde kreidebleich. Einen Moment lang waren Lara und Jason ganz von den Enthüllungen des Zwergs gefesselt und bedachten die Konsequenzen. Lara wollte Jason etwas zuflüstern und neigte sich zu ihm. Diesen Moment nutzte Alberich um plötzlich in Richtung Berginneres zu
Weitere Kostenlose Bücher