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Der letzte Drache

Der letzte Drache

Titel: Der letzte Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Schneider
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Baldur fand er war ein ganz schön launischer Drache. Er war doch nicht etwa ein Weibchen? In dem Moment blickte Fafnir ihn böse an und Baldur stammelte eine gedankliche Entschuldigung.
    “Sag mal Fafnir”, versuchte Baldur die schlechte Stimmung mit Pragmatismus und Tatendrang zu vertreiben, “was isst du denn noch außer Gold? Irgendetwas anderes muss es doch geben.”
    “Ich weiß es einfach nicht. Ich weiß es nicht.” Er betonte die letzten drei Wörter jeweils für sich und mit Nachdruck.
    “Ich habe jedenfalls noch nie etwas anderes gefunden, was ich vertrage. Ich kann auf jeden Fall das typische Menschenessen, Tiere und alle Pflanzen des Waldes ausschließen. Die hab ich alle durch. Widerwärtig.” Bei dem Gedanken an zahlreiche Speiseproben musste der Drache ausspucken. Es zischte und ein dickflüssiger Wasserklumpen schnellte aus seinem Hals und prallte an die gegenüberliegende Höhlenwand, an der er platzte und zäh an der Wand hinunterlief. Baldur und Ella wandten sich angeekelt ab.
    “Wir werden etwas für dich finden. Unsere eigenen Vorräte sind auch erschöpft. Das kriegen wir schon hin.”, tröstete Baldur das alte Echsentier.
    “Aber das ist ja noch nicht alles, buhu”, setzte Fafnir fort.
    “Ich bin sooo einsam, buhu.” Ella unternahm den törichten Versuch, ihm eine Träne abzuwischen. Sie hätte ebensogut in eine Pfütze fassen können.Iihr Ärmel war nun bis zum Oberarm pitschnass.
    “Es gab nie wirklich viele Drachen, aber früher als ich klein war, doch immerhin so einige. Erst waren es die Ritter. Die konnten ja nichts, aber einige von uns haben sie mit List und Tücke doch ermordet. Aber schlimmer als die Ritter war der Hunger. Der Hunger hat uns so geschwächt, dass wir uns nicht richtig wehren konnten. Zwar gibt es keine Ritter mehr und wir haben gelernt, wie wir uns von den Menschen fernhalten können. Aber im Verborgenen wirken die Drachenjäger. Es sind viele, sie sind gut bewaffnet und sie kennen kein Pardon.”
    “Ja gibt es denn nun gar keine Drachen mehr? Bist du der letzte?” Fafnir sah Baldur direkt an. Die Augen des Schuppentiers wirkten groß und ernst. Baldur meinte in ihnen sein hohes Alter, die ganze Erfahrung eines langen Drachenlebens, zu sehen.
    “Ehrlich Baldur, ich weiß es nicht. Ich hoffe es nicht. Hier jedenfalls, in meinem Höhlensystem, bin ich der letzte Drache. Ich habe sie alle durchsucht, mehrmals. Der letzte andere Drache, Fuchur, ist vor mehr als zwanzig Jahren bei einem Ausflug umgekommen. Er war so schwach. Er geriet in einen Sturm, konnte nicht mehr ausweichen und wurde vom Blitz getroffen. Er ist dann wie ein Stein vom Himmel gefallen und mitten in dem See gelandet, den ihr bei der anderen Höhle gesehen habt. Zwei Tage später sind die Drachentöter gekommen. Sie haben das als großen Sieg gefeiert. Sie haben seinen Körper aus dem See geholt und so getan, als hätten sie ihn erlegt. Abstoßend.” Bei dem Gedanken daran wurde Fafnir zornig. Die Farbe seiner Schuppen änderte sich in feuerrot und der gezackte Schuppenkamm auf seinem Rücken richtete sich auf. Er sah nun furchterregend aus. Aber so schnell der Zorn gekommen war, so schnell erlosch er auch wieder und machte wieder trüben Gedanken platz.
    “Aber ich gebe die Hoffnung nicht auf. Irgendwo da draußen muss noch ein anderer Drache sein. Ein Weibchen, mit dem ich unsere Art fortsetzen kann. Muss. Muss. Muss.” Baldur und Ella waren überrascht über die Vehemenz dieses Gedankens.
    “Warum ist das so immens wichtig?”, fragte Baldur.
    “Es geht nicht nur um mich. Wir Drachen sind nicht nur einfach irgendwelche Tiere, wie ihr Menschen sie jeden Tag ausrottet. Wir spielen in dieser Welt eine wichtige Rolle. Wisst ihr, ihr Menschen glaubt immer nur, was ihr seht. Aber es gibt eine andere Ebene, das Reich der Magie. Wir Drachen sind halb Fleisch, halb Magie. Ein Drachenbruder namens Albert hat uns einmal Dimensionspforten genannt. Wir sind die Verbindung zwischen der Welt, die ihr seht, und der anderen, die ihr nur fühlt. Und euren Gefühlen glaubt ihr ja eh nicht. Wenn nun der letzte Drache tot ist, sind die Pforten geschlossen. Dann ist die Brücke zum Reich der Magie für immer gekappt und die magischen Momente verschwinden aus eurem Leben. Dann wird nichts mehr von dem geschehen, was ihr für Wunder haltet. Einsame Männer werden ihre große Liebe nicht mehr in einem Bummelzug in Stettin treffen, bei Flugzeugabstürzen wird es keine Überlebenden mehr geben und im

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