Der letzte Drache
drückte. Auch wenn sie sich seit Tagen nicht geduscht hatten, für ihn roch sie gut und ihre Nähe erregte ihn. Ellas Hände aber sprachen eine nüchterne Sprache. Während ihre linke Baldur umarmte war die recht zur Innentasche gewandert, hatte das Buch ergriffen und wollte es zu Baldur schieben. Doch es war zu schwer für eine Hand und entglitt ihr. Während des Fallens öffnete es sich und blieb aufgeschlagen liegen. Genau auf der Seite der Karte, die sie am intensivsten studiert hatten, nämlich der ihrer Höhle. So schnell sie konnte ergriff Ella das Buch, schlug es zu und schob es Baldur unter das Hemd, den die Berührung von Ellas Händen auf seiner Haut elektrisierte, so dass ihm fast der Atem stehen blieb.
“Hoffentlich haben sie das nicht gesehen”, flüsterte Ella und Baldur nickte. Sie erwarteten jeden Moment, dass sich die Tür öffnen würde und ein Verhör startete, doch nichts geschah.
Jason und Lara saßen in einem der Nachbarzimmer, das ihnen als Arbeitszimmer diente. Es war der zentrale Raum des Hauptquartiers. Dragon Slayer strömten hinein und verließen den Raum mit neuen Befehlen. Lara war mit allen wesentlichen Kommandanten per Handy und PC verbunden. Von hier hielt sie auch den Kontakt zu den anderen befreundeten Stellen, wie zum Beispiel zu der Polizei. Sie hatten im Hotel, aber auch in der Stadt, an vielen Orten Webcams angebracht. Im Moment starrten sie auf ein Bild aus dem Gästezimmer, wie sie ihre kleine Zelle nannten.
“Endlich haben wir sie”, freute sich Lara und grinste teuflisch. Jason nickte nur.
“Dieses Mal werden sie uns zu dem Drachen führen und wir werden ihn erwischen, dieses Mal überlassen wir nichts dem Zufall.” Sie starrten auf den Bildschirm. Ellas Lippen klebten an Baldurs Ohr. Jetzt schlang sie sich um ihn.
“Diese kleine Schlampe”, entfuhr es Lara.
“Ich hab‘s doch gewusst, dass sie sich an ihn ranschmeißen wollte.” Jason schaute überrascht.
“Ich dachte du stehst nicht auf Baldur?” Lara bemühte sich um einen kalten Blick.
“Er ist schlau, er ist der größte Drachenexperte der Welt. Ihm ist etwas gelungen, was seit Jahrzehnten keinem Drachenbruder mehr gelungen ist, geschweige denn dir, du Waschlappen. Er hat einen echten Drachen gefunden und ist mit ihm geflohen.” Sie schaute sehnsuchtsvoll auf den Bildschirm.
“Ich hätte an ihm dranbleiben müssen. Es war naiv zu glauben, dass ich mit der Karte bereits am Ziel war. Machen wir uns nichts vor, ich hab aufs falsche Pferd gesetzt.” Jason erntete einen abschätzigen Blick, der ihn im Mark traf. Lara hatte ihn mehr als einmal spüren lassen, dass er für sie nur ein Spielzeug war. Dass sie Baldur ihm nun auch noch vorzog, ausgerechnet Baldur, der bei den Frauen der größte Tollpatsch war, den er überhaupt kannte, nagte an seinem Selbstbewusstsein. Allerdings hatte Jason nicht den Hauch einer Ahnung, wie er aus dieser Sache wieder herauskam. Es erschien ihm jedenfalls keine überragend gute Idee hier im Hauptquartier der Drachentöter gegen sie zu rebellieren. Er traute sich nicht einmal, ihr auf Augenhöhe zu begegnen und ihr seine Meinung zu sagen. Vor Lara kuschte er lieber. Genau deswegen verachtete Lara ihn, weil er nicht in der Lage war, ihr die Stirn zu bieten.
“Ach Baldur, wir hätten ein echtes Traumpaar werden können. Mit dir wäre ich längst am Ziel. Aber vielleicht geht da ja noch was, vielleicht müssen wir nur das blonde Flittchen aus dem Weg schaffen”, dachte Ella laut. Die Worte verletzten Jason und er überlegte sich, wie er sich am besten in Luft auflösen könnte. Doch es fiel ihm keine Lösung ein.
“Wie auch immer, ich geh jetzt rein und verhöre die beiden. Du passt hier auf mich auf und wenn irgendwas sein sollte, schickst du meine Leibwache, ok?” Jason nickte nur und Lara ging hinüber in das “Gästezimmer”.
Ella und Baldur waren nicht wirklich überrascht Lara hier wiederzusehen. Ihre Freude hielt sich allerdings in Grenzen.
“Baldur, Ella, wie schön euch wiederzusehen. Darf ich euch etwas zu trinken anbieten?” Ella und Baldur schüttelten gleichzeitig den Kopf.
“Tut mir Leid, dass wir euch direkt hierher bringen mussten, aber wir konnten ja nicht sicher sein, ob ihr sonst unserer Einladung gefolgt wärt.”
“Lara, komm zur Sache. Du weißt, dass wir niemals freiwillig hier wären. Du begehst ein Verbrechen, das ist Freiheitsberaubung.” Der kleine Baldur, er bot ihr die Stirn. Er hatte ganz schön an Selbstbewusstsein gewonnen,
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