Der letzte Drache
zuzuschreiben. Aber tief in seinem inneren war er ein Kämpfer, der niemals aufgab.
“Lara, ich gratuliere. Aber wie hast du uns gefunden?”
“Ihr fragt euch, wie wir euch gefunden haben?” Lara hatte jede Menge Hohn für sie übrig.
“Ihr wart zu sehr von euch überzeugt. Ihr wart überheblich. Und die Blondine war einfach zu ungeschickt. Wir haben euch gefilmt. Wir haben eure Karte rekonstruiert und dann haben wir eure Höhle gefunden. Und mit der Karte ist es uns auch gelungen, die Pforte zu aktivieren. Endlich. Schon so oft hatte ich von den Pforten gehört, und nun bin ich selbst durch eine geschritten. Das ist der Wahnsinn.” Baldur überlegte fieberhaft, wie er Lara dazu bringen konnte, weiterzureden. Er wollte nicht sterben. Währenddessen kam Jason aus dem Inneren der Höhle zurück.
“Da drinnen ist schon mal nichts, kein Zeichen von Ella. Ich schau jetzt mal nach vorne.”
“Lara, gestattest du mir noch eine letzte Frage?” Sie nickte großzügig. Es waren Momente des Triumphs wie dieser für die sie lebte. Das würde sie auskosten.
“Du bist ein Drachentöter und dein wichtigstes Ziel ist es auch Fafnir zu ermorden. Ist er der letzte Drache?” Baldur merkte, dass er den richtigen Knopf gefunden hatte. Lara strahlte vor Befriedigung.
“Fast. Es ist fast vollbracht. Er ist zwar nicht der letzte Drache auf dieser Welt, aber viele gibt es nicht mehr. Und weil es so wenige sind, wird es immer schwieriger sie aufzustöbern und zu erlegen. Umso schöner ist es dann, wenn es gelungen ist. Nicht jedem Drachenjäger ist dieser Moment des Sieges vergönnt. Aber ich, ich darf es erleben. Wenn wir den hier von den Beinen geholt haben sind es nur noch sehr, sehr wenige.” Jetzt lachte Lara. Es war ein tiefes, kehliges Lachen, das Baldur eine Gänsehaut bereitete. Es war ein Lachen, als ob tief in Lara noch ein anderes Wesen hauste. Ein älteres, böseres, schwarzes Wesen, das mit dieser hübschen jungen Frau wenig gemeinsam hatte. Vielleicht hatte Lara einfach eine alte böse Seele. Baldur schauerte. Fafnir hingegen hatte dem Gespräch interessiert gelauscht. Er hatte mit jeder Faser seines Seins gehofft, dass es noch andere Drachen außer ihm gab. Lara schien das zu wissen, was er nur gehofft hatte. Aller Spannung zum Trotz erfasste ihn eine Welle der Euphorie. Wenn es andere Drachen gab, würde er sie finden. Und dann würde er nicht hier sterben. Das konnte nicht sein. Fafnir fühlte, dass sich sein Schicksal noch nicht erfüllt hatte und dass noch eine große Aufgabe vor ihm lag. Die Aufgabe, das Drachengeschlecht zu retten. Mit einem geschickten und unerwarteten Satz wendete er sich um und hieb mit einer seiner Pranken nach Lara. Doch er verfehlte sie, denn sie sprang zur Seite. Im selben Moment, während des Sprungs, gab sie einen Schuss ab. Fafnir spürte überrascht den Aufschlag. Er hatte wenig Erfahrung mit Schusswaffen. Die meiste Zeit seines Lebens hatte er gegen Schwerter und Pfeil und Bogen gekämpft. Er wusste um die Gefahr der neumodischen Waffen. Er wusste, dass seinem Panzer nicht unbedingt zu trauen war und er hatte sich stets fern gehalten. Er kannte auch die Geschichten von Drachen, die weniger vorsichtig gewesen waren. Der Aufschlag riss ihn fast zu Boden, trotz seiner Größe. Er spürte Schmerz, erkannte aber daran, dass der Schuss nicht tödlich gewesen sein konnte. Tote Drachen spürten keinen Schmerz. Er registrierte, dass Baldur laut und verzweifelt seinen Namen schrie. Er musste diesen Moment nutzen, Lara würde keine Hemmungen haben ihr Werk zu Ende zu führen. Er würde sie jetzt mit einem gewaltigen Schwung seiner Tatze bezwingen. Doch zum ersten Mal in seinem Leben gehorchte ihm sein Körper nicht, er war paralysiert. Er hatte Lara unterschätzt. Zum einen kannte sie die Physiognomie der Drachen genau und wusste, wo sie einen Drachen treffen musste um ihn zumindest zu lähmen. Zum anderen war es ihr im Bruchteil einer Sekunde gelungen, so genau zu zielen. Sie war eine noch gefährlichere Feindin als er bisher schon gefürchtet hatte. Und nun hatte er ihr nichts mehr entgegenzusetzen. Fafnir schloss mit seinem Leben ab und wartete auf den nächsten, tödlichen Schuss aus Laras Hand.
42 Ring of Fire
Ella hatte nach dem Schreck einen Diner aufgesucht. Doch auch nach einem Kaffee und einem warmen Frühstück mit Bacon und Egg sah die Welt nicht besser aus. Der Himmel hatte sich zugezogen und so trübe wie das Wetter war nach wie vor ihre Laune. In ihr tobte ein
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