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Der letzte Elf

Titel: Der letzte Elf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvana DeMari Silvana De Mari
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und sie wiedererkannt. Sie waren die mit dem Elfen. Die Beschützer des schrecklichen Elfen, der vor Jahren Daligar verwüstet hatte. Robi konnte es nicht glauben, ihre Eltern konnten so etwas Abscheuliches, wie einen Elfen zu beschützen, nicht getan haben. Das musste falsch sein.
    B wie das Beste zum Essen oder zum Trinken, wie Honig, Milch oder frischer Most.
    I wie Indigestion. Als Marsya, die Tochter des Dorfältesten, ihr wunderschönes Kleid aus mehreren Lagen Gaze und Schleiern, mit dem gestickten M vorn auf dem Mieder und dem Kragen aus gekräuselter Spitze getragen hatte, war so viel gegessen worden, dass sie eine Verdauungsstörung, eine Indigestion eben, bekommen hatte. Robi hatte auf die dritte Portion Nusstorte verzichten müssen. Wenn sie daran dachte, traten ihr vor Bedauern noch jetzt die Tränen in die Augen.
    Ohne die Kenntnis der vier Buchstaben wäre dies ein Morgen wie jeder andere gewesen, ein wenig herausgehoben vielleicht durch das Eintreffen des Fuhrwerks aus Daligar mit der üblichen Ladung lieber neuer Insassen des Waisenhauses. Diesmal waren die lieben neuen Insassen zwei schmächtige, blonde Jungs, unverkennbar Brüder, beide mit Segelohren und Sommersprossen im Gesicht. Die beiden hockten inmitten verschiedener Lebensmittel und eines großen, angeschlagenen, schmutzigen, aber intakten Kupferkessels, der offenbar den ersetzen sollte, in dem nun schon ewig die Suppe gekocht wurde, unzählige Male durchlöchert und ebenso unzählige Male geflickt, der nun wirklich nicht mehr zu gebrauchen war. Rings um den Kessel standen zahlreiche verschlossene Weidenkörbe und jeder war beschriftet. Tracarna liebte es, lesen zu können, und ließ keine Gelegenheit aus, sich damit zu brüsten, vor allem war es ja auch wirklich nicht erstrebenswert, dass der Käse in den Korb gelangte, in dem bei der letzten Fuhre eine lebende Gans transportiert worden war: Der Käse verändert Farbe und Geruch, und für jeden, der keine besondere Vorliebe für Gänsekot hat, nicht eben zum Besseren.
    Robis Herz tat einen Satz. Auf dem kleinsten Korb erkannte sie drei ihrer Buchstaben wieder.
    Kein Zweifel, da stand Brie.
    Brie war einer der wertvollsten Käse überhaupt, weiß wie Milch, weich wie eine Liebkosung. Brie war das, was Mama an Festtagen auftischte. Brie, das war der Traum vom normalen häuslichen Leben, der Geschmack von Überfluss.
    Robi konnte sich nicht einmal ausmalen, wie die Strafe für Briediebstahl aussehen könnte. Das überstieg wohl ihr Vorstellungsvermögen, leider aber nicht das Tracarnas. Oder doch? Wenn einen jemand verfolgte, weil man sich eine erbärmliche Brombeere in den Mund steckte, vielleicht kam es ihm dann gar nicht in den Sinn, man könne es wagen, sich an einem höchsten Gut, einem Hochgenuss, am Brie zu vergreifen.
     
     
    Einer der beiden Jungs, der kleinere, fing an zu weinen. Robi bekam den Befehl, ihn von dem Karren herunterzuholen, und stellte sich dabei so dumm und ungeschickt an - wie Tracarna ihr hinterher noch lange ins Ohr brüllte -, dass der Kupferkessel unter mordsmäßigem Getöse vom Karren rumpelte. Als alles wieder an seinen Platz gerückt war, war der Korb mit dem Brie verschwunden. Tracarna durchsuchte alles und jeden, vor allem Robi, aber der Brie hatte sich in Luft aufgelöst. Die einzige Erklärung, zu der man schließlich gelangte, war falsch. Vielleicht hatten sie den Brie aus Daligar gar nicht mitgeschickt. Robi wurde noch einmal durchsucht, für alle Fälle auch geschlagen, und damit wurde der Zwischenfall beigelegt, weil man nichts anderes tun konnte, als ihn beizulegen.
     
     
    Die beiden Jungs hießen Merty und Monty. Als es Abend wurde und sie sich in dem schmutzigen und baufälligen Schafstall wiederfanden, hatten die beiden schon gar keine Tränen mehr zum Weinen. Creschio und Moron hatten Äpfel und Maisbrei ausgegeben, und die Kinder hockten jedes auf seinem Mantel und versuchten, das Abendessen so sehr wie möglich in die Länge zu ziehen. Robi sah alle der Reihe nach an, die beiden Neuen, Creschio und Moron, Cala und alle anderen. Dann besah sie sich die blauen Flecken, die sie sich am Nachmittag eingehandelt hatte. Dann sah sie noch einmal die anderen an, dann wieder ihre blauen Flecken. Merty und Monty fingen wieder an zu weinen, Cala versuchte, sie zu trösten, ohne Erfolg, Creschio und Moron schnauzten sie an, sie sollten jetzt aufhören, was auch nichts nutzte, im Gegenteil, die beiden heulten nur noch lauter los. Schließlich hatte Robi

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