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Der letzte Elf

Titel: Der letzte Elf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvana DeMari Silvana De Mari
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genug davon, sie ging hinaus, bevor Creschio und Moron sie aufhalten konnten, und als sie wiederkam, hatte sie den Brie in der Hand.
    »Zum Teufel«, sagte sie, »ich wollte ihn für mich behalten und ich hätte ihn auch verdient! Schaut nur, was für blaue Flecken... Der Trick dabei ist, die Aufmerksamkeit abzulenken. Als der Kessel heruntergefallen ist, haben alle einen Moment in die andere Richtung geschaut, und ich habe den Brie unter dem Wagen versteckt. Wenn es einem gelingt, die Aufmerksamkeit einen Moment lang abzulenken, kann man machen, was man will. Man muss nur schnell genug sein, dann kann man stehlen, was man will. Ich würde einem König die Krone vom Kopf stehlen … Den Brie habe ich später geholt, als keiner mehr hinschaute... Aber... jetzt hört ihr auf zu weinen... jeder darf davon nehmen... zum Maisbrei... wie zu Hause... Wenn ich ihn allein essen will, hält er zu lang vor, und früher oder später werde ich erwischt...«
    Ein Sturm der Begeisterung brach los.
    Ein Fest.
    Es war nicht, wie zu Hause zu sein, aber wenigstens gab es einen Abend lang keine Traurigkeit und keinen Hunger. Sogar Creschio und Moron waren überrascht, zu beeindruckt und erfreut, um handgreiflich oder lästig zu werden, die anderen einzuschüchtern oder ihnen ihre Sachen wegzunehmen, wie sie das sonst immer taten.
    Das Weinen hörte auf. Sogar die zwei Neuen, die sich fest umschlungen hielten, wurden etwas fröhlicher.
    Robi erklärte noch einmal, wie das mit dem Stehlen ging. Das eine oder andere führte sie auch praktisch vor. Dann wurde sie gefragt, wie sie gemerkt habe, wo der Brie war, und sie erklärte es ihnen: B wie das Beste zum Essen, R wie Robi und I wie Indigestion, BRIE. Das war wahrscheinlich noch besser als ihre Erläuterungen zu den Grundlagen des Diebstahls. Tatsächlich hatten alle, der eine mehr, der andere weniger, das Lesen als eine Art... wie sollte man sagen … als eine Art Magie betrachtet! Eine unergründliche, unerklärliche und unerreichbare Fähigkeit, die die Welt aufteilte in diejenigen, die sie beherrschten, in gewisser Weise höhere Wesen, und solche wie sie, denen sie verschlossen war und auf immer verschlossen bleiben würde. Nun zeichnete Robi, auf dem Lehmboden hockend, auf dem sie schliefen, immer wieder diese drei Buchstaben, und die Magie rückte in den Bereich des Möglichen. Robi kannte auch noch das M, weil es auf das Hochzeitskleid der Tochter des Dorfältesten aufgestickt gewesen war, die beiden Neuankömmlinge ließen sich ein Weilchen los und zeichneten ebenfalls mit dem Finger die beiden Gebirgsgipfel ihres Namens auf den Boden. Robi erinnerte sich auch an das A von Arstrid und da waren es schon fünf Buchstaben.
    Alle zeichneten noch lang, bevor sie sich endlich schlafen legten, und Robi hatte das Gefühl, diese Zeichen am Boden seien irgendwie wichtig, vielleicht sogar noch wichtiger als der Brie. Als wären sie alle in diesem Moment etwas weniger elend geworden.
    Dann bliesen sie ihre Kerzen aus und schliefen ein.
    Kaum schloss Robi die Augen, wurde es hinter ihren Lidern ganz grün, mit verschlungenen goldenen Mustern darin.

KAPITEL 12
    U m das Kleid nicht schmutzig zu machen, hatte Yorsch den Saum hochgeschlagen und in der Taille zu einer Art Knoten geschlungen. Das war das unbequemste Kleidungsstück, das er je angehabt hatte. Sogar die schauderhaften gelblichen Jutefetzen der »Elfenkleidung«, die er am Anfang seines Lebens getragen hatte, die furchtbar schwer gewesen waren und trotzdem überhaupt nicht warm gehalten hatten, waren bequemer gewesen als diese duftige Wolke aus weißem Leinen. Er hatte jedoch sein Möglichstes getan, das Kleid nicht zu beschmutzen oder zu zerknittern. So hatte er auf einer Fensterbank geschlafen, wo das Bernsteinglas unversehrt geblieben war; zuvor hatte er sie sorgfältig mit einem Wedel abgestaubt, den er sich notdürftig aus den Schwanzfedern der zahlreichen Elstern zusammengebastelt hatte, die nun ständig in den alten Rundbögen hausten.
     
     
    Am Morgen wachte er auf mit schrecklicher Angst, die ihm die Kehle zuschnürte. Er hatte eine Nacht voller Albträume hinter sich, er hatte das Dorf brennen sehen und vergebliche Hilfeschreie durch die Nacht gellen hören. Immer dringender wurde sein Bedürfnis, von hier wegzukommen.
    Sein großartiges Kleid war fast gar nicht schmutzig geworden. Der Drache lag draußen im Freien.
    Der Elf ging zu ihm und unterrichtete ihn von seiner festen Absicht, schnellstmöglich auf die Suche nach

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