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Der letzte Elf

Titel: Der letzte Elf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvana DeMari Silvana De Mari
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diesmal war Yorsch nicht von der Sonne geblendet und konnte zahlreiche Menschen erkennen, die im Grünen umherliefen. Nicht alle: Bei einem Zaun waren zwei winzige Personen reglos stehen geblieben und sahen ihnen nach. Dann drehte der Drache ab und tauchte hinter den Schattenbergen hinab. Sie sahen den Gipfel mit ihrer Bibliothek und dahinter das Meer.

KAPITEL 13
    E rbrows Verletzung war nicht schwer, die Wunde nicht tief. Yorsch hatte während des Fluges nicht lang gebraucht, um sie zu heilen. Als sich der Drache über der Stadt Daligar in die Lüfte erhob, war der Pfeil abgefallen, und die Wunde hatte aufgehört zu bluten. Noch vor ihrer Ankunft bei der Bibliothek hatte sich eine Narbe gebildet, die nach der Ankunft allmählich völlig verschwand und durch ganz normale Schuppenhaut ersetzt wurde. Den Rest des Tages ging es Erbrow vorzüglich, er vertrieb sich die Zeit auf den schneebedeckten Gipfeln des Gebirges, quietschvergnügt tollte er im Schnee umher und machte Jagd auf Auerhähne, die er sich dann über einem prasselnden Feuer aus Pinienzapfen und Rosmarin röstete. Yorsch lag ausgestreckt auf dem Boden der Höhle. Er war vollkommen erschöpft, Ekel und Schüttelfrost plagten ihn. Die Energie, die erforderlich gewesen war, um Erbrows Wunde zu heilen, war gleichsam aus ihm herausgeflossen, und der Brustkorb tat ihm weh, als ob der Pfeil ihn selbst getroffen hätte. Viel schlimmer wurde alles aber noch dadurch, dass er Monser und Sajra nicht gefunden hatte, vorausgesetzt, sie waren noch am Leben. Das hatte ihn schrecklich enttäuscht. Erst gegen Abend erholte Yorsch sich etwas und schleppte sich hinaus zu der Wasserstelle, wo er von dem klaren, kalten Wasser trank. Sein Kleid war befleckt von dem Schlamm, mit dem man ihn beworfen hatte, von den Steinwürfen, von dem Blut, das ihm von der Stirn gelaufen war, und von ein paar Spritzern von Erbrows Blut, vor allem aber war es voller Kot von allen möglichen Vogelarten, vor allem Elstern und Käuzchen, womit der Höhlenboden bedeckt war; erschöpft war Yorsch vom Rücken des Drachen gestiegen und hatte sich darauf niederfallen lassen. Weiß waren nur ein paar winzige Stellen an der Spitze um den Halsausschnitt geblieben. Im Übrigen variierte die Farbe von Ziegelrot bis Rubinrot, dazwischen Braun, Schwarz, Grau, einschließlich dem unverwechselbaren hellen Erbsengrün der Kohlmeisen-Exkremente.
    Am nächsten Tag fühlte Yorsch sich wieder einigermaßen wohl und ihre Erkundungen gingen weiter. Sie beschlossen, noch einmal nach Arstrid zu fliegen.
    Sie brachen erst bei Sonnenuntergang auf, um weniger aufzufallen. Der Abend war nicht wirklich klar, aber auch nicht neblig. Sie flogen über die Lärchenwälder, die im letzten Licht still und starr dastanden wie Statuen, dann über die Kastanienwälder, deren gelbe Blätter in einem sanften Regen langsam zu Boden glitten und im Licht der wenigen Sterne schwach leuchteten.
    Träge bewegte der Drache seine Flügel, während er allmählich an Höhe verlor und begann, über der Ebene von Arstrid große Kreise zu ziehen. Klein ging der Mond auf und stand über der Flussbiegung. In dem Licht, das sich im Wasser spiegelte, zeichneten sich die verkohlten Überreste des Dorfs in all ihrer Trostlosigkeit ab. Eine Wolke schob sich vor den Mond und es wurde dunkel auf der Welt. Yorsch saß warm und bequem auf dem Rücken des Drachen. Er war untröstlich, dass es ihm nicht gelungen war, etwas in Erfahrung zu bringen. Er war ausgezogen zur Eroberung der Welt und zur Rettung seiner Freunde, zu dumm bloß, dass er nicht die geringste Idee hatte, welche Richtung er dabei einschlagen sollte.
    Der Drache landete. Der Mond war wieder hinter der Wolke hervorgetreten. Yorsch senkte den Blick, halb versteckt leuchtete da etwas zu seinen Füßen im Gras. Er bückte sich, um es aufzuheben. Es war ein kleines weißes Steinchen, das im Mondlicht glänzte. Er schaute auf, schob das Gras mit den Händen auseinander. Einen Schritt hinter dem ersten war ein zweites Steinchen, dann ein drittes und dann immer noch mehr. Von oben sah man sie nicht, aber sobald man auf allen vieren ging, glänzten sie im Mondlicht.
    Yorsch zeigte dem Drachen die Spur.
    »Man hat uns eine Spur gelegt«, sagte er triumphierend.
    »Uns? Aber die wissen ja nicht einmal, dass es uns gibt!«
    »Na ja, vielleicht haben sie sie nicht für uns gelegt, aber sie haben jedenfalls eine Spur hinterlassen!«, beharrte Yorsch.
    »Aber wer könnte denn so einfältig sein, für wer weiß

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