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Der letzte Engel (German Edition)

Der letzte Engel (German Edition)

Titel: Der letzte Engel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoran Drvenkar
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dass Kolja vor dem hintersten Zimmer auf sie wartet.
    Sie stellen sich zu ihm.
    Die Jalousien sind runtergelassen, die Luft im Raum ist wohltemperiert und die Glasvitrine mit den Flügeln steht offen. Anstelle der Flügel liegt ein Handy auf dem Samt. Der Zar erkennt es sofort wieder.
    »Dieser Hurensohn«, flucht er.
    »Erik kannte den Alarmcode«, sagt Kolja.
    »Erik würde das nie tun«, sagt Pia. »Und wenn er es tun würde, wieso sollte er sein Handy dalassen?«
    »Damit wir ihn nicht lokalisieren, du dumme Gans!«, fährt sie der Zar an.
    »Aber …«
    Pia zeigt auf den Glaskasten.
    »… warum sollte er uns das antun?«
    Kolja hebt die Schultern, der Zar schaut unschuldig, dann verzieht er das Gesicht und schleudert Eriks Handy gegen die Wand. Die Einzelteile rollen über den Boden.
    »Ich muss mal pinkeln.«
    Sie drehen sich um. Das Mädchen steht verloren im Türrahmen. Koljas Weste geht ihr bis über die Knie, die Hände sind in den Ärmeln verschwunden.
    »Zumindest haben wir dich gefunden«, sagt Pia und geht zu Mona und nimmt sie bei der Hand, um ihr zu zeigen, wo die Toilette ist.
    Eine halbe Stunde später sitzen sie im großen Saal. Mona hat eine Dusche genommen und trägt einen Bademantel, während ihre Kleidung gewaschen und getrocknet wird. Mona weiß jetzt von der Kraft der Flügel.
    »Denn du bist Familie«, sagt Pia.
    »Denn du gehörst zu uns«, fügt Natascha hinzu. »Deswegen haben wir keine Geheimnisse.«
    Der Zar steht unter Strom. Ohne die Flügel spürt er wieder die Zeit, wie sie an seinen Knochen zieht. Die Muskeln sind unerträglich müde, die Elastizität der Haut lässt so schnell nach, dass der Zar es im Spiegel beobachten kann.
    »Wir brauchen die Flügel zurück«, sagt er, »bevor wir auseinanderfallen. Uns bleibt ein Tag, höchstens zwei, ehe diese Körper schlappmachen. Ich werde auf keinen Fall so lange warten. Ich sage, wir holen uns diesen verdammten Hüter, jetzt und sofort.«
    Der Zar ist so wütend, dass er Eriks Namen nicht einmal aussprechen kann. Er schickt Kolja in den Keller, um die Waffen zu holen. Pia macht eine Liste von Leuten, die mit Erik an der Uni arbeiten und sich auf der Gehaltsliste der Familie befinden. Es sind viele Namen, der Großteil der Freien Universität wird von der Familie finanziert.
    Während der Zar den Sicherheitsdienst anruft, läuft er unruhig durch die Villa, um die Fenster und Balkontüren zu überprüfen. Der Sicherheitsdienst will ihm sofort zwei Männer schicken, der Zar sagt, zwei Männer reichen nicht, er will vier. Er sagt auch, wo sie am Ufer des Wannsees nach einem Mann und einem Jungen suchen sollen. Als er mit dem Chef des Sicherheitsdienstes sprechen will, erfährt er, dass Philipp Drager mit Grippe im Bett liegt.
    »Bestellt ihm gute Besserung«, sagt der Zar und beendet das Gespräch.
    Im zweiten Stockwerk verriegelt er den Balkon in seinem Zimmer und sieht dabei auf das Grundstück und den See runter. Ein Mann in Shorts sitzt in einem der Liegestühle. Er hat den Stuhl so postiert, dass er auf die Villa schaut.
    Als würde er im Kino sitzen, denkt der Zar.
    Der Liegestuhl ist einer von diesen ergonomischen Stühlen, die ein Vermögen kosten und wie gemacht sind für müde Wirbelsäulen. Der Zar hätte den Stuhl nie sorglos am Wasser stehen lassen. Die Bediensteten wissen, dass so eine Dummheit sie den Job kosten würde.
    »Merde!«, flucht der Zar und stürmt die Treppe runter.
    Kolja erwartet ihn im Erdgeschoss mit einer Tasche.
    »Was hast du geholt?«, fragt der Zar.
    Kolja öffnet die Tasche. Zwei Pistolen, zwei Gewehre und zwei von diesen handlichen Elektroschockern. Der Zar nimmt eine der Pistolen und rauscht an den Gräfinnen und Mona vorbei. Er zieht die Terrassentür mit einem Ruck auf und kümmert sich nicht darum, ob der Mann ihn hört oder nicht. Mit großen Schritten schreitet er über den Rasen und spürt, wie der Tau seine Leinenschuhe durchnässt. Es riecht gut. Frisch und mild.
    Der Mann rührt sich nicht von dem Liegestuhl. Sein Gesicht wirkt zerschlagen und zerkratzt im schwachen Licht, das von der Terrasse herüberscheint. Sein eines Auge ist geschwollen, die Nase ist gebrochen. Er lächelt den Zaren an, wie man einen alten Mann anlächelt, der nach dem Weg fragt. Der Zar hasst dieses Lächeln. Er kann sehen, dass er ein Handy auf seinem Knie balanciert. Fünf Meter von ihm entfernt bleibt er stehen. Er ist außer Atem, aber das ist auch kein Wunder, denn sein Herz rast und sein Körper verlangt nach den

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