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Der letzte Engel (German Edition)

Der letzte Engel (German Edition)

Titel: Der letzte Engel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoran Drvenkar
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die Hand genommen wird. Wer Mona widerstehen kann, der ist kein Mensch. Esko hält ihn am Arm zurück.
    »Und wer ist das?«
    Der Mann sitzt auf der anderen Seite von der Absperrung auf dem Bürgersteig. Er hat eine Hand auf den Mund gedrückt und sieht fassungslos auf die Ruine.
    »Das ist Mottes Vater.«
    Im selben Moment neigt der Vater den Kopf, als hätte er etwas gehört. Die Hand verschwindet von seinem Mund, er schaut sich um und sieht Esko an. Der Blickkontakt hält gerade eine Sekunde, die Augen des Vaters weiten sich, dann sieht er wieder auf das Haus. Esko hat ein ungutes Gefühl. Und es irritiert ihn noch immer, dass er den Raben nirgends sieht.
    Auf dem Weg zum Café erzählt ihnen der Junge, dass er Lars heißt und was passiert ist, nachdem ihn Motte am Nachmittag angerufen hat. Wie er zu ihm gefahren ist, wie er die Flügel berührt hat und der Vater reingeplatzt ist. Und wie Motte für seinen Vater unsichtbar war.
    »Er ist nicht wirklich unsichtbar«, sagt Esko. »Es kann ihn nur nicht jeder sehen.«
    »Und warum ich?«
    »Weil er dich ausgewählt hat. Der Erste, dem ein Engel vertraut, wird zu seinem Begleiter. Er wollte sich dir zeigen, und er wollte auf keinen Fall, dass ihn sein Vater sieht. Eigentlich solltest du auf ihn achtgeben und ihn beschützen.«
    Lars wird rot, als er das hört. Mona fragt, was passiert ist, nachdem der Vater reingeschaut hat. Sie erfahren, wie die Jungen Mottes Leiche im Bett entdeckt haben und wie Lars dann Schiss bekam und davonrannte.
    »Hätte ich gewusst, dass ich sein Begleiter bin, Mann, ich wäre dageblieben, Hand aufs Herz.«
    »Und was hat Motte gemacht?«
    »Er wollte nicht mitkommen. Ich meinte, ich würde im Park auf ihn warten, aber er kam nicht. Irgendwann muss er dann die Bude angezündet haben. Als ich die Explosion gehört habe, bin ich sofort zurückgekommen. Wäre ich doch nur bei ihm geblieben, dann hätte ich –«
    »Motte hat das Haus nicht angezündet«, unterbricht ihn Esko.
    »Nicht?«
    »Natürlich nicht«, sagt Esko verwirrt. »Wieso sollte er?«
    Lars denkt kurz nach.
    »Vielleicht aus Frust? Oder Panik?«
    »Oder vielleicht hatte er gar nichts damit zu tun«, gibt Mona zu bedenken.
    Sie finden einen Fensterplatz in dem kleinen Café unter den S-Bahn-Bögen. Sechs Tische, zwei davon sind besetzt. Lars sagt, hier würde es die besten Brownies der Stadt geben. Esko sagt, er hätte gerade andere Probleme. Mona lacht und will einen Kakao. Lars sieht von einem zum anderen.
    »Leute, jetzt mal ehrlich, wer seid ihr?«
    »Ich bin Mona.«
    »Und ich heiße Esko, aber eigentlich bin ich nicht wirklich hier.«
    »Ah, so was wie ein Geheimagent.«
    »So ähnlich.«
    Lars sitzt da und wartet, dass Esko zumindest die Mundwinkel verzieht. Nichts.
    »Und was habt ihr mit Motte zu tun?«
    Esko sieht Mona an, Mona zuckt mit den Schultern, Esko sagt:
    »Wir haben deinen Freund sterben lassen.«
    Lars springt auf, sein Stuhl knallt auf den Boden, seine Stimme ist ein Zischen.
    »Ihr habt was ?!«
    »Es tut mir leid, es ging nicht anders.«
    »Ihr habt Motte umgebracht ?!«
    »Um ihn zu retten.«
    Die Gäste im Café schauen zu ihnen rüber. Lars’ Stimme wird zu einem Flüstern:
    »Was ist denn das für eine bescheuerte Idee?!«
    »Es ging nicht anders«, wiederholt Esko. »Bitte setz dich, dann erkläre ich es dir.«
    Lars bleibt stehen.
    »Kamen die Mails dann von euch?«
    »Ich wollte deinen Freund warnen«, erklärt Esko. »Wir waren über tausend Kilometer entfernt. Irgendwas mussten wir ja tun. Wir hatten die Telefonnummer, aber der Anschluss war abgemeldet. Schließlich meinte Mona, wir könnten ihm ja schreiben. Es hat eine Minute gedauert, um seine Mailadresse im Internet zu finden. Die zweite Mail habe ich hinterhergeschickt, als wir an Hannover vorbeifuhren.
    »Weil ich es dir gesagt habe«, stellt Mona fest.
    »Ich habe ein Detail vergessen«, entschuldigt sich Esko.
    »Was für ein Detail?«, fragt Lars.
    Esko schweigt, Mona sagt:
    »Er hat vergessen zu schreiben, dass Motte der letzte Engel ist.«
    »Das ist für dich ein Detail ?«, regt sich Lars auf. »Mein bester Kumpel stirbt und wird zu einem Engel und das ist für dich nur ein Detail ? Oh Mann, das schafft mich wirklich.«
    Lars hebt seinen Stuhl auf und setzt sich wieder. Er stützt die Ellenbogen auf die Tischplatte und legt den Kopf in die Hände. So sitzt er eine halbe Minute. Mona und Esko wechseln einen Blick und wissen nicht, was sie sagen sollen.
    »Aber warum?«
    Lars nimmt die

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