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Der letzte Engel (German Edition)

Der letzte Engel (German Edition)

Titel: Der letzte Engel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoran Drvenkar
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Hände von seinem Gesicht. Mona und Esko haben Tränen erwartet, Lars’ Augen sind trocken, trocken und verwirrt.
    »Ich meine, warum habt ihr ihn sterben lassen?«
    »Motte sollte hingerichtet werden«, sagte Esko. »Wir haben ihm eine zweite Chance gegeben.«
    Lars lacht.
    »Was ist denn das für eine zweite Chance? Mann, ihr habt einen Engel aus ihm gemacht, da fragt man doch erst mal an, ob das okay ist. Außerdem glaube ich das alles nicht, Motte hat noch nie jemandem was getan. Wer sollte ihn töten wollen?«
    »Sein Name ist Dimitri Lazar«, sagt Mona. »Er hat meine Schwester getötet und ist seit …«
    Weiter kommt sie nicht, das Schaufenster hinter Esko zerbricht mit einem berstenden Laut. Ein Scherbenregen kommt auf sie herunter und etwas Dunkles landet mit einem dumpfen Laut auf den Tisch. Die Kellnerin schreit, und Esko bereut es sehr, den Raben losgeschickt zu haben. Der Vogel liegt reglos vor ihnen auf der Tischplatte und scheint nur Esko anzusehen. Seine Brust hebt und senkt sich. Der rechte Flügel hängt herunter. Esko sieht nach draußen. Durch das zerschlagene Schaufenster weht Vogelgezwitscher herein, eine S-Bahn verlässt den Bahnhof, eine Fahrradklingel bimmelt und dann nähern sich Schritte und betreten das Café. Das Knirschen von Glas, ein Stuhl wird herangezogen, ein alter Mann setzt sich zu ihnen an den Tisch und wischt mit einer Bewegung den Raben und die Scherben vom Tisch.
    »Wo sind wir stehen geblieben?«, fragt Lazar.

CEDRIC
    S echzehn Stunden bevor Lazar das Café unter den S-Bahn-Bögen betrat, saß Cedric im Auto vor Mottes Zuhause und wäre gerne alleine gewesen. Die Freitagnacht hatte sich verabschiedet und der Samstagmorgen brach nur zögernd an. Cedric beobachtete, wie die Zeit dahinschlich, und hatte das Gefühl, dass mit jeder Minute auch ein Teil seines Lebens im Nichts verschwand. Es war kurz nach fünf, und ohne dass es jemand ahnen konnte, würde das Zuhause des Jungen in genau zwölf Stunden in Flammen aufgehen. Und hätte Cedric das geahnt, wäre er längst im Haus gewesen und hätte die Waffe auf Mottes Kopf gerichtet und abgedrückt.
    Es war keine gute Mission. Nichts lief bisher so, wie es laufen sollte. Nicht in Irland, nicht während ihres Zwischenstopps in Edinburgh und erst recht nicht hier in Berlin.
    Nachdem sie das Haus der Kormorane niedergebrannt hatten, flog das Team am Donnerstagnachmittag von Irland nach Schottland. In Edinburgh befand sich das Archiv. Außer Leopold und Lazar wusste keiner vom Team, was das Archiv für eine Rolle spielte oder warum sie es beobachteten. Sie saßen den ganzen Tag und die Nacht dazu in der Culmer Street, aber niemand ließ sich blicken. Während Leopold weiter das Archiv im Auge behielt, machte sich Lazar mit Cedric am Freitagmorgen auf den Weg nach Berlin. Doch die Abreise wurde verschoben, weil der Flugverkehr wegen einer Bombendrohung lahmgelegt worden war. Acht Stunden hockten sie tatenlos auf dem Flughafen herum, und Cedric wollte eben vorschlagen, einen Wagen zu mieten und mit der Fähre überzusetzen, als Lazars Handy klingelte. Danach entschied sich Lazar, doch in Edinburgh zu bleiben und Cedric nach Berlin zu schicken. Dummerweise nicht allein. Lazar stellte ihm Paulsen an die Seite, und deswegen saßen sie an diesem Samstagmorgen zu zweit in diesem Wagen und hatten beide keine Ahnung, weswegen Lazar in Edinburgh geblieben war.
    »Behaltet den Vater und den Jungen im Auge«, waren seine letzten Worte gewesen.
    Cedric hatte damit kein Problem, Paulsen schon.
    »Sehe ich aus wie ein Babysitter?«
    »Du bist viel zu tough für einen Babysitter«, sagte Cedric.
    »Genau das meine ich doch.«
    »Und das war ironisch.«
    »Genau, das ist meine Rede, das ist doch ironisch, oder? Wir sollten reingehen und den kleinen Scheißer wegpusten. Genau das sollten wir machen, dann ist die Sache abgeschlossen und fertig.«
    Cedric sparte sich eine Erwiderung. Er hätte viel dafür gegeben, alleine zu sein. Er war definitiv zu alt für Smalltalk, und Paulsen war zu jung, um stundenlang tatenlos in einem Auto zu sitzen.
    »Wir könnten Radio hören«, sagte Paulsen.
    »Wir hören kein Radio«, sagte Cedric.
    Nach der Landung auf dem Flughafen Tegel hatten sie ein Taxi ins Hotel genommen, wo ein Koffer auf sie wartete. Sie mussten sich nicht umziehen, sie blieben in Zivil. Paulsen erinnerte an einen Sonnyboy, der es sich nach zehn Stunden Solarium in einem Club gemütlich macht und von einem Cocktail nippt – weißes Polohemd,

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