Der letzte Exfreund meines Lebens
und die Mauer zwischen ihnen aufrechtzuerhalten, die vor all der Zeit von ihm errichtet worden war. Vielleicht konnte er ihm nie verzeihen, was er in der Vergangenheit verbrochen hatte, doch er könnte aufhören, ihn dafür zu strafen, da die ständige Bestrafung anstrengend und völlig sinnlos war und ihm einzig das Gefühl vermittelte, dass er mutterseelenallein und verloren war. Er wünschte sich, Kate könnte ihn begleiten, wenn er seinen Vater traf. Zwar war es wirklich jämmerlich, aber er hätte gerne ihre Hand gehalten, wenn er ihn nach all den Jahren wiedersah. Wollte ihre sanfte, beruhigende Gegenwart, ihren stillen Rückhalt, ihre bedingungslose Unterstützung und vor allem ihr Verständnis, denn auch wenn es vielleicht kindisch war, hatte er das deutliche Gefühl, dass es leichter für ihn wäre, wäre sie dabei – weil sie auf irgendeine Weise dafür sorgen könnte, dass es tatsächlich in Ordnung war.
Bis sie zum Nachtisch kamen, war es bereits spät, und die ersten abendlichen Gäste trafen ein. Das Essen war einfach fantastisch, und erfreut, da ihr Begleiter sich anscheinend nicht von ihrem Riesenappetit verschrecken ließ, langte Kate nach Kräften zu. Es war so viel amüsanter, als wenn Brian neurotisch jeden Bissen analysierte, den er aß, und anfing zu quengeln, wenn sie etwas anderes als Körner zu sich nahm.
Will genoss es richtiggehend, ihr beim Essen zuzusehen. Es war nämlich etwas völlig anderes, Tina gegenüberzusitzen,
während sie das Essen auf ihrem Teller kunstvoll arrangierte, damit es so aussah, als hätte sie es wenigstens angerührt. Aus irgendeinem Grund versuchte sie an dem Mythos festzuhalten, dass sie wie ein Scheunendrescher aß und auch durchaus ein Fan von Fast Food war. Vielleicht, weil es ihrer Ehre Abbruch tat, nur deswegen so dünn zu sein, da sie sich ständig zu Diäten zwang.
»Ich hoffe, Maria hatte nichts dagegen, das Kochen zu übernehmen!« Vor allem nach der letzten Nacht fühlte Kate sich noch immer etwas schuldig, einfach mit Will fortgefahren zu sein, statt ihrer Arbeit nachzugehen.
»Das hat sie sogar gern gemacht. Denn, weißt du, sie hat dich wirklich gern, und vor allem hast du einen freien Tag verdient. Seit du hierhergekommen bist, hattest du kaum einen Augenblick für dich. Ich wollte dich niemals derart versklaven, ich habe einfach nicht nachgedacht.«
»Ich habe wirklich keinen freien Tag gebraucht, schließlich macht mir die Arbeit einen Riesenspaß. Ich amüsiere mich dabei derart, dass ich das Gefühl habe, im Urlaub zu sein. Ich wünschte nur, es gäbe öfter solche Jobs.«
»Hast du schon eine Vorstellung davon, was du als Nächstes machen wirst?«
»Nicht wirklich. Conor denkt natürlich, ich sollte zum Fernsehen gehen und dort als Köchin groß herauskommen.«
»Natürlich«, stimmte Will ihr zu. »Mir hat er einen Riesenvortrag über die erste Single gehalten, die wir aus dem Album ausgekoppelt haben – er meinte, wir hätten den verkehrten Song gewählt.«
»Typisch Conor!«, lachte Kate.
»Das Problem war nur, er hatte recht.«
»Das ist das Ärgerliche an dem Kerl – er hat meistens recht.«
»Dann solltest du also vielleicht wirklich zum Fernsehen gehen?«
»Nein.« Kate schüttelte den Kopf. »Das würde ich nicht aushalten. Außerdem hasse ich diese Koch-Pornografie, wenn die Leute zuhause auf dem Sofa sitzen und anderen dabei zusehen, wenn sie es im Fernsehen machen, statt es selbst zu tun. Wenn ihnen bei der Lektüre von Kochzeitschriften und Kochbüchern das Wasser im Mund zusammenläuft, sie allerdings niemals selber einen Fuß über die Schwelle ihrer Küche setzen, weil das schließlich Arbeit macht.«
»So habe ich es bisher nie gesehen«, gab Will lachend zu. »Aber hast du irgendwelche anderen Pläne?«
»Nun, Brian möchte, dass ich in dem Schulungszentrum koche, das er irgendwann eröffnen will.«
Was für eine Vergeudung, dachte Will.
»Mum findet, ich sollte jemand Bedeutsamen heiraten und phänomenale Essen für seine wichtigen Freunde und Kollegen zubereiten, und Rachel meint, ich sollte phänomenale Essen für die wichtigen Freunde und Kollegen ihres Mannes zubereiten, die sie dann als ihre eigenen Kreationen präsentieren kann.«
»Und was möchtest du?«
Es war eine nette Abwechslung, dass mal jemand von ihr wissen wollte, was sie gerne machen würde, statt ihr zu erklären, was das Beste für sie war. Alle anderen dachten offenbar, das wüssten sie besser als sie selbst. »Was ich wirklich
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