Der letzte Exfreund meines Lebens
Wissen Sie, wer ich bin?« Rory zuckte innerlich zusammen. Diese Frage hatte er noch nie gestellt.
»Sicher – Sie sind Rory Cassidy von den Walking Wounded. Ich habe alle Ihre CDs.«
»Tja, hätten Sie dann vielleicht auch Lust, für uns zu arbeiten?« Er zog ein Blatt Papier aus seiner Tasche und schrieb eilig Louises Nummer auf. »Ich werde alles arrangieren. Rufen Sie einfach unter dieser Nummer an.«
Winston blickte erst das Stück Papier und dann wieder Rory an.
»Und was ist mit Miss Bond?«
Rory blickte noch mal dorthin, wo Tessa vergeblich mit den Journalisten rang. »Lassen Sie sie einfach hier. Sie hat noch alle Hände voll zu tun. Sie kriegen auch noch die beiden
versprochenen Riesen, aber fahren Sie jetzt bitte endlich los.«
Winston zögerte nicht länger, sondern wandte sich wieder nach vorn, ließ den Motor an, wendete den Wagen, trat das Gaspedal bis auf den Boden durch und schoss den Berg wieder hinab.
Rory erhaschte einen letzten Blick auf Tessas vor Zorn rotes Gesicht, ließ sie dann aber, als er an ihr vorüberfuhr, in einer dichten Staubwolke zurück.
14
Am zweiten Donnerstag im Dezember bahnte Kate sich einen Weg durch das spätnachmittägliche Gedränge in der Grafton Street. Ein buntes Lichterdach funkelte über ihrem Kopf, und alle paar Meter bellten irgendwelche Weihnachtssänger, begleitet vom Klimpern ihrer Spendendosen, alte Weihnachtshits wie Jingle Bells und Stille Nacht. Mit prachtvollen Farben und luxuriösen Stoffen dekorierte Schaufenster strahlten wie Leuchtfeuer der Wärme und des Überflusses in der kalten Dunkelheit. Voll beladen mit Taschen und mit Tüten und bis auf die Knochen durchgefroren sehnte Kate sich danach, zuhause zu sein, wo sie sich in ihrem Schlafanzug gemütlich auf das Sofa kuscheln könnte, setzte ihren Einkaufsbummel aber tapfer fort. Sie hatte noch längst nicht alle Geschenke besorgt, denn sie war erst in der letzten Woche von ihrer spontanen Weltreise zurückgekehrt.
Entschlossen, noch ein paar Einkäufe zu machen, ehe sie nach Hause ging, flüchtete sie aus der Kälte ins Brown Thomas, das ihr wie ein warmer, tröstlicher Kokon erschien, und schlenderte, geblendet von dem schwindelerregenden Überfluss an Produkten und bunt verpackten Schachteln, ziellos an den hell erleuchteten opulenten Auslagen der Kosmetikabteilung vorbei. Schließlich hielt sie am Verkaufstresen von Jo Malone und probierte ein Parfüm nach dem anderen aus. Als sie das Aftershave erkannte, das Will immer benutzte, sprühte sie sich etwas davon auf ihr Handgelenk und sog den Zitrusduft tief ein. Dabei lief ihr ein Schauder über den Rücken.
»Suchen Sie nach einem Geschenk?«, riss die Verkäuferin sie aus ihren Gedanken in die Gegenwart zurück.
»Oh ja.«
»Der Duft ist bei Männern ausnehmend beliebt.« Sie wies auf den Flakon, den Kate noch in den Händen hielt. »Ich kaufe ihn immer für meinen Freund. Weil er einfach unglaublich sexy ist.« Sie kicherte verschwörerisch.
»Ja, das stimmt.«
»Ist das Geschenk für Ihren Freund?«
»Oh nein.« Auch wenn es sie schockierte, kämpfte sie gegen die Tränen an. Wann würde es wohl endlich aufhören, derart wehzutun? »Ich suche was für meine Mum.«
»Tja, dieser Duft ist wunderbar, und die meisten Frauen lieben ihn …«
Sie hörte nur halb zu, als die junge Frau mit ihrer Verkaufsleier begann. Bisher hatte sie Weihnachten immer geliebt, inzwischen aber konnte sie verstehen, dass die Zeit für manche Menschen schwierig war. Alles daran schien einzig darauf abzuzielen, sie dazu zu bringen, Will noch stärker zu vermissen als bisher. All die Dinge, die sie für gewöhnlich liebte, waren ihres Glanzes und ihrer Magie beraubt und plötzlich völlig nutzlos, da sie sie nicht mit ihm zusammen sah. Sie schien ihren Geschmackssinn verloren zu haben, und sogar ihr Lieblingsessen kam ihr mit einem Mal langweilig und fade vor.
Sie bezahlte ihre Einkäufe, beschloss, den Bummel zu beenden, und war gerade auf dem Weg zur Tür, als ihr Handy klingelte.
»Hallo, Kate«, drang Lorcans Stimme an ihr Ohr. »Hast du heute Abend schon was vor?«
»Nein«, sagte sie argwöhnisch und dachte sehnsüchtig an ihre Couch.
»Tja, dann wirf dich in Schale und komm rüber ins Shelbourne, ja? Wir wollen dort nämlich ein bisschen feiern.«
»Was?«
»Carmens und meine bevorstehende Heirat.«
»Was?« Plötzlich war sie vollkommen erschöpft und lehnte sich müde an das Schaufenster, vor dem sie gerade stand.
»Du klingst ja echt
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