Der letzte Exfreund meines Lebens
sich in den Raum. Er schlief tief und fest. Da sie in der Dunkelheit
nichts sah, stieg sie aus ihren Jeans und kroch in ihrem T-Shirt neben ihm ins Bett. Dankbar, weil sie endlich wieder sicher war, beschloss sie, ihm den Vorfall mit dem Leitungswasser zu verzeihen. Als er sich etwas bewegte, schmiegte sie sich eng an seinen Rücken und versank in einen komatösen Schlaf.
6
Als Kate am nächsten Tag erwachte, brauchte sie einen Moment, um sich daran zu erinnern, wo sie war. Seit ihrer Rückkehr aus Afrika, wo sie beinahe jeden Tag an einem neuen Ort gewesen war, brauchte sie immer ein wenig, um sich zu orientieren. Sie war sich ziemlich sicher, nicht in einem Zelt zu liegen, hatte aber das deutliche Gefühl, dass sie auch nicht in ihrer Wohnung war. Vorsichtig schlug sie die Augen auf und sah sich auf der Suche nach irgendeinem Hinweis um. Als Erstes fiel ihr Blick auf einen riesengroßen aufblasbaren Hai, der sie lüstern anzustarren schien. Orangefarbene Wände und ein blank polierter Holzboden leuchteten im Sonnenlicht. Sie war in ihrem Zimmer in West Cork. Erleichtert ließ sie sich wieder auf das Kissen sinken. Jetzt fiel es ihr wieder ein. Brian und sie verbrachten das Wochenende hier. Sie hatten eine albtraumhafte Busfahrt hinter sich gebracht, und dann hatte Will sie abgeholt. Grace hatte ihnen das Gästezimmer zugewiesen …
Ihr gefror das Blut in den Adern, und sie riss entsetzt die Augen auf. Grace hatte Brian und ihr das Gästezimmer zugewiesen und an ihrer Stelle Will in ihrem Zimmer untergebracht. Deshalb gehörten der schwere Arm, der über ihrem Bauch lag, und der warme Atem, der auf ihren Hals traf, ganz eindeutig … Will.
Mist, Mist, Mist. Nun fiel ihr auch alles andere wieder ein – Josies Nigerianer, die nächtlichen Stunden im Pub, dass sie allein heimgewankt und todmüde ins Bett gefallen war.
Es hatte sie immer schon verblüfft, wie gut man auf Autopilot funktioniert, wenn man vollkommen hinüber war: Irgendwie brachte einen das interne GPS meistens unbeschadet heim. Dieses Mal jedoch hatte ihr Navigationssystem versagt, weshalb sie kopfüber in der Scheiße gelandet war.
Sie blickte traurig auf den Hai.
Erwischt, schien er zu sagen und schaute sie dabei mit einem bösartigen Grinsen an. Selbst die orangefarbenen Wände schienen sie jetzt zu verhöhnen, denn plötzlich fiel ihr ein, dass ein Freund von Brian, ein Feng-Shui-Fanatiker, ihr einmal erläutert hatte, dass Orange als Farbe für ein Schlafzimmer ausnehmend ungeeignet war. Bisher hatte sie Feng Shui immer als totalen Hokuspokus abgetan, aber vielleicht war ja doch was dran.
Wenigstens schlief Will noch tief und fest. Wenn sie vorsichtig zu Werke ginge, käme sie ja vielleicht aus dem Bett, ohne dass er etwas davon mitbekam. Sie drückte sich so flach es ging auf die Matratze, versuchte, unter seinem Arm hindurchzurutschen, ohne ihn zu stören, und hatte es fast bis an den Bettrand geschafft, als er sich mit einem Mal bewegte und sie wusste, dass die ganze Anstrengung umsonst gewesen war. »Kate?«, fragte er verschlafen.
Sie spürte, dass die Matratze nachgab, als er sich auf einem Ellenbogen abstützte und sich zu ihr umdrehte.
»Hi.«
»Hi«, grüßte er etwas verwirrt zurück. »Das ist aber eine nette Überraschung.«
»Für mich auch«, erklärte sie ihm schnell. Er sollte ja nicht denken, dass sie absichtlich in seinem Bett gelandet war. »Ich meine, dass es auch für mich eine Überraschung, wenn auch keine nette Überraschung ist«, schränkte sie umgehend ein. Hauptsache, er hielt sie nicht für irgendeine wahnsinnige Stalkerin, die sich zu ihm ins Bett geschlichen hatte, kaum
dass er eingeschlafen war. »Nicht dass sie nicht nett wäre«, verbesserte sie sich erneut, als ihr bewusst wurde, wie unhöflich sie klang.
Oh, halt die Klappe, Kate, halt einfach deinen Mund!, ermahnte sie sich.
Will sah sie mit einem nachsichtigen Lächeln an. »Wie bist du hierhergekommen?«
»Ich wurde letzte Nacht zu übertriebenem Alkoholkonsum verführt«, informierte sie ihn und ging dabei ein wenig auf Abstand zu ihm, damit er nicht ihren alles andere als frischen Atem roch.
»Ich hoffe doch wohl nicht, dass du mir deswegen Vorhaltungen machst?«
»Oh nein – das war ausschließlich Josies Werk. Ich war ziemlich angetrunken, als ich letzte Nacht nach Hause kam, und ich schätze, dass ich einfach automatisch hier gelandet bin. Weil das schließlich mein Zimmer ist.«
»Ich weiß – das ist durchaus verständlich«,
Weitere Kostenlose Bücher