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Der letzte Joker

Der letzte Joker

Titel: Der letzte Joker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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in einer Reihe auf den Kaminsims gestellt, nachdem der arme Kerl tot war.»
    «Na und?»
    «Offenbar hat es deswegen Aufregung gegeben. Alle Dienstboten wurden befragt und schworen, dass sie niemals diese ekelhaften Dinger angefasst hätten. Wirklich sehr rätselhaft. Der Coroner stellte bei der Untersuchung diesbezügliche Fragen, und du weißt ja, wie schwierig es ist, Leuten dieses Schlages etwas klar zu machen.»
    «Lauter Idioten», stimmte Bündel zu.
    «Natürlich ist es nicht einfach, hinterher die Zusammenhänge herauszufinden. Übrigens, Bündel, er ist in deinem Zimmer gestorben.»
    Bündel zog eine Grimasse. «Warum gerade in meinem Zimmer?», fragte sie indigniert.
    «Das sage ich ja!», meinte Lord Caterham triumphierend. «Rücksichtslos, verdammt rücksichtslos!»
    «Nicht dass es mir etwas ausmacht», sagte sie mutig, «warum auch!»
    «Mir schon! Ich würde schlecht träumen… von Geistern und klirrenden Ketten.»
    «Großtante Louisa starb in deinem Bett. Ich wundere mich, dass du sie nicht herumspuken siehst.»
    «Das tue ich ja manchmal», gestand Lord Caterham schaudernd, «besonders nach Hummer.»
    «Zum Glück bin ich nicht abergläubisch.»
    Trotzdem musste Bündel am Abend, als sie in ihrem Zimmer vor dem Kaminfeuer saß, unwillkürlich an jenen netten nichtssagenden Gerry Wade denken. Unvorstellbar, dass jemand, der so voll Lebensfreude steckte, Selbstmord begangen haben konnte. Nein, die andere Version musste stimmen. Er hatte ein Schlafmittel genommen und aus Versehen eine Überdosis erwischt.
    Ihr Blick fiel auf den Kaminsims, und sie erinnerte sich an die Geschichte mit den Weckern. Ihre Zofe war voll davon gewesen, und das zweite Hausmädchen hatte ihr gerade alle Einzelheiten haarklein erzählt. Bündel erfuhr ein Detail, das Tredwell offenbar nicht für wichtig gehalten und nicht an Lord Caterham weitergegeben hatte, das aber Bündels Neugier erregte.
    Auf dem Kaminsims hatten sieben Wecker gestanden. Den fehlenden achten fand man draußen auf dem Rasen, wohin er offensichtlich durchs Fenster geworfen worden war.
    Die Sache erschien so sinnlos. Man konnte sich vorstellen, dass eines der Hausmädchen die Wecker eingesammelt und es bei der Untersuchung aus Angst geleugnet hatte. Aber bestimmt würde kein Dienstmädchen einen Wecker in den Garten werfen!
    Hatte Wade es getan, als das erste Klingeln ihn weckte? Nein, unmöglich! Der Tod war angeblich in den frühen Morgenstunden eingetreten. Wade musste schon einige Zeit vorher bewusstlos gewesen sein.
    Die Sache mit den Weckern war wirklich merkwürdig. Sie musste Bill Eversleigh fragen. Er war übers Wochenende auch hier gewesen.
    Denken und Handeln war eins. Bündel stand auf und ging zu ihrem Schreibtisch. Es war ein schönes Stück mit Intarsien, dessen Deckel man zurückrollen konnte. Bündel setzte sich, nahm einen Bogen Papier und begann zu schreiben:
     
    Lieber Bill…
     
    Sie hielt inne, um die Schreibplatte herauszuziehen. Sie klemmte, wie häufig. Ungeduldig zog Bündel daran. Da fiel ihr ein, dass einmal ein vergessenes Kuvert dazwischengesteckt hatte. Mit einem dünnen Papiermesser fuhr sie in den schmalen Spalt. Sie hatte Erfolg. Die Ecke eines weißen Blatt Papiers kam zum Vorschein. Bündel ergriff es und zog es heraus. Es war die etwas zerknitterte Seite eines Briefes.
    Als Erstes fiel ihr das Datum auf. «Der einundzwanzigste September», sagte sie langsam, «da geschah doch…»
    Sie brach ab. Ja, am zweiundzwanzigsten September hatte man Gerry Wade tot aufgefunden. Diesen Brief musste er also am Tag der Tragödie geschrieben haben.
    Sie strich ihn glatt und las.
     
    Meine liebe Loraine, ich komme am Mittwoch. Ich fühle mich herrlich und bin sehr zufrieden mit mir. Dich wiederzusehen ist großartig! Hör mal, vergiss, was ich dir über Seven Dials e r zählt habe. Ich dachte, dass es mehr oder weniger ein Scherz sei – aber das ist es nicht, nicht im geringsten! Es tut mir leid, dass ich je etwas darüber verlauten ließ, – es ist nicht die Art von Angel e genheiten, in die du hineingezogen werden sollst. Noch etwas wol l te ich dir schreiben – aber ich bin so müde, dass ich meine Augen kaum noch offen halten kann…
     
    Hier brach der Brief ab.
    Nachdenklich saß Bündel da. Seven Dials… was war das? Ihre Aufmerksamkeit blieb an zwei Wendungen hängen: «… ich fühle mich herrlich…» und «… ich bin so müde, dass ich meine Augen kaum noch offen halten kann…»
    Das passte nicht zusammen! Denn

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