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Der letzte Joker

Der letzte Joker

Titel: Der letzte Joker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Ich hatte meine kleine Taschenlampe mitgenommen. So durchforschte ich die Regale.»
    «Aha!», sagte der Superintendent.
    «Plötzlich», fuhr die Gräfin dramatisch fort, «hörte ich etwas, ein leises Geräusch. Schleichende Schritte. Ich knipste meine Taschenlampe aus und lauschte. Die Schritte näherten sich – entsetzliche, verstohlene Schritte! Ich verkroch mich hinter der spanischen Wand. Im nächsten Moment ging die Tür auf, und das Licht wurde angeschaltet. Der Mann – der Dieb war im Zimmer!»
    «Ja, aber…», begann Mr Thesiger.
    Ein großer Fuß trat auf den seinen, und Jimmy begriff, dass der Superintendent ihm einen Wink geben wollte. Er schwieg.
    «Ich wäre vor Angst fast gestorben», fuhr die Gräfin fort. «Ich versuchte, nicht zu atmen. Der Mann wartete eine Minute. Dann, immer mit diesem entsetzlichen Schleichen…»
    Wieder öffnete Jimmy den Mund, um zu protestieren, und wieder schloss er ihn.
    «… ging er zur Terrassentür und spähte hinaus. Nach ein oder zwei Minuten lief er wieder durchs Zimmer, löschte das Licht und schloss die Tür zur Halle ab. Ich war vor Schreck wie gelähmt. Er war noch immer da! Schlich verstohlen hin und her! Entsetzlich! Angenommen, er stieß im Dunkeln auf mich! Im nächsten Augenblick hörte ich ihn wieder an der Terrassentür. Dann Stille. Ich hoffte, dass er vielleicht hinausgegangen sei. Als die Zeit verstrich und ich nichts weiter hörte, war ich fast sicher, dass er verschwunden sei. Ich wollte gerade meine Taschenlampe wieder anknipsen, als – prestissimo – alles begann.»
    «Ja?»
    «Ach – es war entsetzlich! Ich werde es nie vergessen, niemals! Zwei Männer versuchten, sich umzubringen. Es war grauenvoll! Sie rollten im Zimmer umher, Möbelstücke flogen in alle Richtungen. Ich glaubte auch, eine Frau schreien zu hören – aber nicht im Zimmer, sondern irgendwo draußen. Der Verbrecher hatte eine heisere Stimme und krächzte mehr, als dass er sprach. Immer wieder rief er: ‹Lass mich los – lass mich los!› Der andere war ein Gentleman. Er sprach mit kultivierter Stimme.»
    Jimmy sah dankbar aus.
    «Er fluchte… hauptsächlich», fuhr die Gräfin fort.
    «Einwandfrei ein Gentleman», bestätigte Battle.
    «Und dann», schloss die Gräfin, «ein Blitz und ein Schuss. Die Kugel traf das Bücherbrett neben mir. Ich… ich glaube, ich wurde ohnmächtig.»
    Sie sah zu Bill auf. Er nahm ihre Hand und streichelte sie. «Sie Ärmste», flötete er. «Wie entsetzlich!»
    Idiot, dachte Bündel.
    Mit schnellen, geräuschlosen Schritten trat Superintendent Battle zum Bücherregal etwas rechts von der spanischen Wand. Suchend bückte er sich. Plötzlich beugte er sich vor und hob etwas auf.
    «Das war keine Kugel, Gräfin», meinte er, «sondern nur die Hülse. Wo standen Sie, als Sie schossen, Mr Thesiger?»
    Jimmy bezog in der Nähe der Terrassentür Posten. «Ungefähr hier.»
    Superintendent Battle stellte sich neben ihn. «Stimmt», sagte er. «Eine leere Hülse würde etwa dorthin fliegen. Es ist eine 45er. Kein Wunder, dass die Gräfin sie in der Dunkelheit für eine Kugel hielt. Sie traf etwa eine Hand breit neben ihr das Bücherregal. Das Geschoss selbst durchschlug den Fensterrahmen – wir werden es morgen draußen finden –, falls Ihr Angreifer es nicht mit sich herumträgt!»
    Jimmy schüttelte bedauernd den Kopf. «Ich fürchte, Leopold hat sich nicht mit Ruhm bekleckert», bemerkte er niedergeschlagen.
    Die Gräfin sah ihn mit schmeichelnder Aufmerksamkeit an. «Ihr Arm! Er ist verbunden! Waren Sie es etwa…?»
    Jimmy verbeugte sich. «Ich bin erfreut, dass die kultivierte Stimme mir gehört. Ich kann Ihnen versichern, dass ich solche Ausdrücke niemals verwende, wenn ich weiß, dass eine Dame in der Nähe ist.»
    «Ich habe ohnehin nicht alles verstanden. Obwohl ich als Kind eine englische Erzieherin hatte…»
    «Eine solche Ausdrucksweise lernt man gewöhnlich nicht von einer Erzieherin. Sie mussten sicher nur ‹die Schreibfeder des Onkels› oder ‹der Regenschirm der Nichte des Gärtners› übersetzen und solches Zeug.»
    «Aber was ist passiert?», fragte die Gräfin. «Das möchte ich nun wirklich wissen!»
    Es entstand eine Pause. Alle sahen den Superintendenten an.
    «Ganz einfach», erklärte dieser milde. «Versuchter Raub. Sir Stanley Digby wurden irgendwelche politischen Papiere gestohlen. Beinah wären die Diebe damit entkommen, aber dank dieser jungen Dame», er deutete auf Loraine, «gelang es ihnen nicht.»
    Die

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