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Der letzte Joker

Der letzte Joker

Titel: Der letzte Joker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Leberfleck kann man nicht allzu viel geben, Lady Eileen! Es ist durchaus möglich, dass zwei Frauen an der gleichen Stelle einen haben. Bedenken Sie, dass Gräfin Radzky in Ungarn eine sehr bekannte Frau ist.»
    «Dann ist sie nicht die echte Gräfin. Ich bin überzeugt, dass die Gräfin hier die gleiche Person ist, die ich im Seven Dials Club sah. Noch etwas. Als wir sie heute Abend fanden… ich glaube gar nicht, dass sie da ohnmächtig war.»
    «Das möchte ich nicht behaupten, Lady Eileen. Die Hülse, die neben ihr gegen das Bücherregal flog, hätte jede Frau zu Tode erschreckt.»
    «Aber was wollte sie dort überhaupt? Gewöhnlich sucht man nicht mit einer Taschenlampe nach einem Buch!»
    Battle kratzte sich an der Wange. Offenbar wollte er nicht antworten. Unruhig ging er im Zimmer auf und ab, als ob er einen Entschluss fassen müsse. Schließlich blieb er stehen. «Hören Sie, Lady Eileen, ich glaube Ihnen ja! Das Benehmen der Gräfin ist wirklich verdächtig. Das weiß ich auch. Sogar sehr verdächtig. Aber wir müssen vorsichtig sein. Es darf keinen Ärger mit der Botschaft geben. Solange wir nicht ganz sicher sind…»
    «Verstehe. Und wenn Sie es wären…»
    «Dann gibt es noch ein Problem. Während des Krieges herrschte große Aufregung wegen der deutschen Spione, die angeblich in unserem Land herumliefen. Übereifrige Leute schrieben deswegen einen Haufen Leserbriefe an die Zeitungen. Wir ließen uns nicht davon beeindrucken. Beschimpfungen konnten uns nichts anhaben. Wir störten die kleinen Fische nicht auf. Und warum wohl? Weil wir früher oder später den großen Fang machen und den Mann an der Spitze erwischen wollten.»
    «Was meinen Sie damit?»
    «Das tut nichts zur Sache, Lady Eileen. Aber vergessen Sie eines nicht: Ich bin über die Gräfin genau im Bilde. Und ich möchte, dass sie nicht behelligt wird.» Er schwieg einen Augenblick. «Und nun», fügte er bedauernd hinzu, «muss ich mir eine Ausrede für Sir Stanley Digby einfallen lassen.»

23
     
    E s war zehn Uhr morgens. Strahlend hell schien die Sonne durch die Terrassentür in die Bibliothek, wo Superintendent Battle seit sechs Uhr an der Arbeit war. Auf seine Bitte hin waren George Lomax, Sir Oswald Coote und Jimmy Thesiger gerade bei ihm erschienen, nachdem sie ihre Müdigkeit mit einem kräftigen Frühstück bekämpft hatten. Jimmys Arm steckte in einer Schlinge, die einzige Erinnerung an den Kampf der vergangenen Nacht.
    Der Superintendent betrachtete die drei Gentlemen wohlwollend wie ein freundlicher Museumsdirektor, der kleine Jungen durch eine Ausstellung führt. Auf dem Tisch neben ihm lagen verschiedene, säuberlich etikettierte Gegenstände. Jimmy entdeckte Leopold sofort.
    «Ach, Superintendent», sagte George Lomax, «ich bin neugierig, wie weit Sie gekommen sind. Haben Sie den Mann?»
    «Das wird wohl noch etwas dauern», erwiderte der Superintendent leichthin. Sein Versagen in diesem Punkt schien ihn nicht weiter zu beunruhigen.
    Lomax wirkte nicht gerade erfreut.
    «Ich habe alles genau rekonstruiert», fuhr der Superintendent fort und nahm zwei Gegenstände vom Tisch. «Hier sind die beiden Kugeln. Die größere ist eine 45er. Sie stammt aus Mr Thesigers Pistole und streifte den Fensterrahmen. Ich fand sie in dem Zedernstamm dort draußen. Dieser kleine Bursche wurde aus einer 25er Mauser abgefeuert. Er durchschlug Mr Thesigers Arm und blieb in dem Sessel hier stecken. Was die Pistole selbst anbelangt…»
    «Ja?», fragte Sir Oswald eifrig. «Irgendwelche Fingerabdrücke?» Battle schüttelte den Kopf. «Der Mann, der sie in der Hand hatte, trug Handschuhe», erwiderte er langsam.
    «Ein Jammer», meinte Sir Oswald.
    «Jeder Verbrecher, der sein Geschäft versteht, trägt Handschuhe. Stimmt es, Sir Oswald, dass Sie diese Pistole etwa zwanzig Schritte von der Terrasse entfernt fanden?»
    Sir Oswald trat an die Tür. «Ja, ziemlich genau zwanzig Schritte, würde ich sagen.»
    «Ich möchte Ihnen keinen Vorwurf machen, Sir, aber es wäre besser gewesen, wenn Sie sie liegen gelassen hätten.»
    «Tut mir leid», entschuldigte sich Sir Oswald steif.
    «Ach, es macht nichts! Es ist mir gelungen, die Vorgänge zu rekonstruieren. Wissen Sie, es gab ja Ihre Fußspuren, die aus dem Garten kamen und zu der Stelle führten, wo Sie offensichtlich stehen geblieben waren und sich gebückt hatten. Dann das verräterische flach gedrückte Gras! Übrigens, was ist Ihre Theorie über die Pistole, die Sie dort fanden?»
    «Ich nehme an,

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