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Der letzte Joker

Der letzte Joker

Titel: Der letzte Joker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Schwierigkeiten gerät. Er hat es doch schon weit gebracht – sitzt beim alten Coote schön im Trocknen und scheint einen feinen Dauerjob zu haben.»
    «Superintendent Battle», mischte sich da Bündel ein.
    «Ja, Lady Eileen?»
    «Finden Sie es nicht merkwürdig, dass Sir Oswald gar nicht gesagt hat, warum er mitten in der Nacht im Garten rumspazierte?»
    «Aber! Sir Oswald ist ein bedeutender Mann – und ein bedeutender Mann weiß, dass es besser ist, Erklärungen erst dann abzugeben, wenn man danach gefragt wird. Sich schon vorher in sie zu stürzen ist immer ein Zeichen von Schwäche. Sir Oswald weiß das genauso gut wie ich. Freiwillig gibt er keine Erklärungen ab oder entschuldigt sich. Im Gegenteil – er kommt herein und schiebt mir den schwarzen Peter zu. Er ist ein großer Mann, dieser Sir Oswald.»
    In den Worten des Superintendenten schwang so viel warme Bewunderung mit, dass Bündel das Thema nicht weiter verfolgte.
    «Und jetzt», meinte Battle und sah sich augenzwinkernd um, «jetzt, da wir alle so friedlich hier versammelt sind, möchte ich doch gern erfahren, wieso Miss Wade genau im richtigen Moment die Szene betrat.»
    «Sie sollte sich schämen», warf Jimmy ein. «Uns so reinzulegen!»
    «Warum wolltet ihr mich auch als Einzige ausschließen?», rief Loraine leidenschaftlich. «Damit war ich nie einverstanden – niemals, schon vom ersten Tag an nicht, als Sie mir in Ihrer Wohnung erklärten, dass ich mich da schön raushalten solle. Ich habe nicht protestiert, aber schon damals stand mein Entschluss fest!»
    «Das hatte ich fast vermutet», sagte Bündel. «Sie waren so erstaunlich fügsam. Ich hätte wissen müssen, dass Sie was ausheckten.»
    «Ich hielt Sie für bemerkenswert vernünftig», meinte Jimmy.
    «Ach, Jimmy, es war so leicht, Sie zu täuschen!»
    «Besten Dank für diese lieben Worte.»
    «Als Sie anriefen und sagten, dass es eventuell gefährlich werden könne, war ich fester entschlossen denn je», fuhr Loraine fort. «Ich ging zu Harrods und kaufte eine Pistole. Hier ist sie.» Sie zog eine zierliche Waffe aus der Tasche.
    Superintendent Battle nahm sie ihr ab und untersuchte sie. «Ein ziemlich tödliches Spielzeug, Miss Wade», sagte er. «Haben Sie denn viel… äh… Erfahrung damit?»
    «Gar keine. Aber ich dachte, dass sie mir ein Gefühl der Sicherheit verleihen würde.»
    «Wirklich?»
    «Mein Plan war, herzukommen und festzustellen, was passierte. Ich ließ den Wagen an der Straße stehen, kletterte durch ein Loch in der Hecke und schlich hierher zur Terrasse. Gerade, als ich mich umsah, fiel etwas direkt vor meine Füße! Ich hob es auf. Es war ein Päckchen. Dann wollte ich feststellen, woher es gekommen war, und sah am Haus hoch. Da entdeckte ich einen Mann, der am Efeu runterkletterte, und rannte davon.»
    «So war es also», sagte Battle. «Nun, Miss Wade, können Sie uns den Mann beschreiben?»
    Das Mädchen schüttelte den Kopf. «Es war zu dunkel, um viel sehen zu können. Ich glaube, er war groß – aber das ist auch schon alles.»
    «Und Sie, Mr Thesiger», damit wandte Battle sich an Jimmy. «Sie haben mit dem Mann gekämpft – können Sie mir irgendetwas über ihn verraten?»
    «Ein ziemlich kräftiger Typ – mehr weiß ich nicht. Er krächzte irgendwas. So was wie ‹lass mich los, Kerl!›»
    «Ein ungebildeter Mann also?»
    «Ja, ich glaube schon. Er sprach jedenfalls so.»
    «Das mit dem Päckchen verstehe ich nicht», sagte Loraine.
    «Nun», erwiderte Battle, «ich habe da eine Theorie! Das Päckchen, Miss Wade, wurde absichtlich zu Ihnen hinuntergeworfen – wenigstens glaube ich das.»
    «Zu mir?»
    «Oder besser, zu der Person, für die der Dieb Sie hielt.»
    «Jetzt wird’s kompliziert», meinte Jimmy.
    «Haben Sie beim Betreten dieses Zimmers Licht gemacht, Mr Thesiger?»
    «Ja.»
    «Aber es war niemand im Raum?»
    «Nein, niemand.»
    «Doch vorher glaubten Sie, Geräusche gehört zu haben?»
    «Ja.»
    «Und dann, als Sie die Terrassentüren überprüft hatten, schalteten Sie das Licht wieder aus und schlossen die Tür zur Halle ab?»
    Jimmy nickte.
    Langsam blickte Battle sich um. Sein Blick blieb an einem großen Wandschirm aus spanischem Leder hängen. Plötzlich lief er mit großen Schritten darauf zu und sah hinter ihn. Er stieß einen kurzen scharfen Ruf aus.
    In tiefer Ohnmacht lag Gräfin Radzky zusammengekrümmt auf dem Boden.

22
     
    D ie Gräfin erlangte ihr Bewusstsein auf völlig andere Weise wieder als Jimmy Thesiger. Es

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