Der letzte Joker
dass der Mann sie auf der Flucht fallen ließ.»
Battle schüttelte den Kopf. «Nein, Sir Oswald! Dagegen sprechen zwei Punkte: Erstens einmal gab es nur Ihre Fußspuren auf dem Rasen – nur Ihre.»
«Verstehe», sagte Sir Oswald nachdenklich.
«Wissen Sie das genau, Battle?», warf Lomax ein.
«Ziemlich genau, Sir. Außerdem stellten wir nur noch Fußspuren viel weiter links fest, und das sind die von Miss Wade.» Battle machte eine Pause und fuhr fort. «Dann ist da noch das flach gedrückte Gras. Die Pistole muss mit Wucht auf dem Boden gelandet sein. Alles deutet darauf hin, dass sie geworfen wurde.»
«Warum auch nicht?», fragte Sir Oswald. «Angenommen, der Mann floh auf dem linken Gartenweg. Dort hatte er keine Fußspuren hinterlassen, von dort aus hätte er die Pistole mitten auf den Rasen schleudern können, was, Lomax?»
Lomax nickte zustimmend.
«Es ist richtig, dass der Weg keine Abdrücke aufnimmt», sagte Battle, «aber die Art, wie das Gras platt gedrückt wurde und in welche Richtung, lässt darauf schließen, dass die Pistole nicht von dort aus geworfen wurde. Ich bin überzeugt, dass dies von der Terrasse aus geschah.»
«Gut möglich», meinte Sir Oswald. «Spielt es eine Rolle, Superintendent?»
«Ja, eben, Battle», mischte sich Lomax ein, «ist das wirklich von… von Bedeutung?»
«Vielleicht nicht, Mr Lomax. Aber wir wollen doch genau sein! Würde einer der Gentlemen jetzt die Pistole nehmen und sie werfen? Sie, Sir Oswald? Sehr liebenswürdig. Stellen Sie sich hier an die Tür!»
Sir Oswald kam dem Wunsch nach und beförderte die Pistole mit einem kräftigen Schwung durch die Luft. Jimmy trat gespannt näher. Der Superintendent sprang wie ein gut dressierter Apportierhund los. Grinsend kehrte er zurück.
«Stimmt, Sir! Genau die gleiche Art von Vertiefung im Boden. Obwohl Sie sie, nebenbei bemerkt, gut zehn Schritte weiter schleuderten. Doch Sie sind ein sehr kräftiger Mann, nicht wahr, Sir Oswald? Entschuldigen Sie, aber ich glaube, da ist jemand an der Tür.»
Der Superintendent musste wesentlich schärfere Ohren besitzen als die anderen Anwesenden. Denn niemand hatte auch nur einen Ton gehört. Battle hatte Recht. Draußen stand Lady Coote, ein Glas Medizin in der Hand.
«Deine Arznei, Oswald», sagte sie und trat ins Zimmer. «Du hast vergessen, sie nach dem Frühstück einzunehmen.»
«Ich bin sehr beschäftigt, Maria», erwiderte Sir Oswald. «Ich will meine Medizin jetzt nicht trinken.»
«Wenn ich nicht wäre, würdest du sie nie einnehmen», sagte Lady Coote würdevoll und kam näher. «Sei kein Dickkopf! Du trinkst sie jetzt sofort!» Fügsam trank der große Stahlmagnat das Glas leer.
Lady Coote lächelte traurig und freundlich in die Runde. «Störe ich? Sie sind sicher sehr beschäftigt? Entsetzlich, diese Revolver! Hässlich und laut und mörderisch! Wenn ich nur daran denke, dass der Einbrecher dich letzte Nacht hätte erschießen können!»
«Sie müssen sich sehr aufgeregt haben, als Sie merkten, dass Ihr Mann nicht da war, Lady Coote», meinte Battle.
«Zuerst ist es mir nicht aufgefallen», bekannte Lady Coote. «Dieser arme Junge hier…», sie deutete auf Jimmy, «mit seiner Schusswunde… alles war so schrecklich und aufregend! Erst als Mr Bateman mich fragte, wo Sir Oswald sei, fiel mir ein, dass er vor einer halben Stunde einen kleinen Gang unternommen hatte.»
«Schlafstörungen, Sir Oswald?», erkundigte sich Battle.
«Gewöhnlich schlafe ich ausgezeichnet», erwiderte Sir Oswald. «Aber ich muss gestehen, dass ich letzte Nacht äußerst unruhig war. Ich dachte, die Nachtluft würde mir gut tun.»
«Sie gingen durch die Terrassentür hinaus, nicht wahr?»
War es Einbildung oder zögerte Sir Oswald tatsächlich einen Moment, bevor er antwortete? «Ja.»
«In den leichten Frackschuhen», tadelte Lady Coote. «Was tätest du nur, wenn ich mich nicht um dich kümmerte?» Seufzend schüttelte sie den Kopf.
«Maria, wenn es dir nichts ausmacht, uns allein zu lassen… wir haben noch eine Menge zu besprechen.»
«Ich weiß, Liebling, ich gehe ja schon!»
Lady Coote zog sich zurück und trug dabei das leere Medizinglas vor sich her wie einen Kelch, aus dem sie eben einen tödlichen Trank verabreicht hatte.
«Nun, Battle», sagte George Lomax. «Alles scheint klar zu sein. Ganz klar. Der Mann gibt einen Schuss ab, verletzt Mr Thesiger, wirft die Waffe weg, läuft über die Terrasse und stürzt den Kiesweg entlang davon.»
«Wo er von meinen
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