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Der letzte Karpatenwolf

Der letzte Karpatenwolf

Titel: Der letzte Karpatenwolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Weiber!«
    »Dös macht unser Käs! Der gibt Kraft für hundert Jahre im voraus.« Der Haindl Anton grinste breit. Aber niemand ging auf seinen Witz ein. Der Hunger bohrte in den Mägen und brummte in den Köpfen, hämmerte gegen die Schläfen. Michaels Fuß brannte wie Feuer. Er schüttete aus seiner Feldflasche wieder Wasser auf die Tücher, obwohl er wußte, daß es nichts half. Aber er wollte etwas tun, er wollte nicht wehr- und tatenlos zusehen, wie sein Fuß immer mehr anschwoll, wie die Geschwüre aufbrachen und der Eiter neue Ekzeme erzeugte.
    In einer Linie, wie vor vierzehn Tagen noch in den Erdlöchern vor Yasi, lagen sie nebeneinander und sahen hinab auf das kleine, vierzehnjährige Mädchen, das seine Ziegen über die Bergwiese trieb. Es hatte lange, schwarze Haare, einen dünnen wollenen Rock, mit bunten Blumen bestickt, und eine Bluse, die die Schultern frei ließ, über die ihre Haare flatterten. Sie ging barfuß durch das Gras, ihre langen Beine waren sonnenbraun und schlank wie Rehläufe.
    Der Haindl Toni seufzte leise. »Dos Madl drei Joahr weiter …«
    »Schnauze, du Bock!« zischte Bornemann.
    Sie sahen stumm dem Mädchen zu. Es setzte sich auf einen vom Hang herabgerollten Felsblock und öffnete eine aus Maisstroh geflochtene Umhängetasche. Weißes Brot und ein Stück weißen Ziegenkäse nahm es in jede Hand und biß abwechselnd vom einen oder anderen ab. Der Haindl Toni seufzte wieder.
    »Dös frißt vor unsere Aug'n! Mir draht's die Därm um …«
    »Fragt doch mal, ob irgendwo ein Arzt wohnt«, stöhnte Peters.
    Willi Kleinhans nickte mehrmals. »Man sollte es einfach wagen. Bis sie uns verraten hat, sind wir längst wieder in den Schluchten. Und außerdem sieht man ja, wenn jemand vom Dorf heraufkommt.«
    Er richtete sich auf, bevor ihn Bornemann und Haindl festhalten konnten. Das Mädchen, das mit dem Rücken zu ihnen saß, konnte es nicht sehen. Erst als einige Steine sich unter den Stiefeln Kleinhans' lösten und ihm voraus den Hang hinabrollten und über die Wiesen tanzten, fuhr sie herum.
    Sie sprang auf, stopfte den Ziegenkäse und das Brot hastig in ihre Basttasche und schob eine Ziege zwischen sich und den fremden Mann, als könne das Tier sie wie ein Wall schützen. Mit großen, schwarzen Augen starrte sie auf die verwilderte Uniform und das stoppelbärtige Gesicht Kleinhans'. Sie drückte die Tasche an ihre Brust und senkte den Kopf wie ein Tier, das einen Schlag erwartet.
    »Keine Angst!« sagte Kleinhans. Er hob beide Hände, zeigte, daß sie leer waren, schüttelte dann den Kopf und zeigte auf sich. Er machte die Bewegung des Essens, drückte die Hände auf seinen Bauch und nickte dann dem Mädchen wieder vertrauenerweckend zu.
    »Ich Germanski!« sagte er. »Soldat! Verstehn? Weg von den Ruskis … nach Hause … zur Mama …«
    Das Mädchen nickte. Sie sah den Hang hinauf, den der fremde Mann herabgekommen war. Über dem Gras bemerkte sie im Flimmern der heißen Luft drei fahle Flächen und ein Stück grauen Tuches. Sie zeigte hinauf mit fragenden, klugen Augen. Kleinhans nickte und hob drei Finger hoch. Dann zeigte er auf sich und nahm noch einen Finger hoch.
    »Hunger –«, sagte er. »Und einen Arzt. Medico … Doktor …«
    Das Mädchen nickte. Es hob den Tragstrick der Basttasche über die langen schwarzen Haare und reichte sie Kleinhans hin. Dann schob es die Ziege, die als Bollwerk gedient hatte, weg und lief mit wehendem Rock den Hang hinab zum Dorf. Ihre langen Haare flatterten wie eine Fahne hinter ihr her.
    Anton Haindl war der erste, der sich auf die Tasche stürzte. Aber Kleinhans schlug ihm auf die Finger.
    »Wer weiß, ob die Kleine wiederkommt … und wenn, ob allein! Kochgeschirrdeckel her!«
    Dann begann er redlich zu teilen … den Ziegenkäse, das weiße Brot, ein Stück Wurst, die so hart war, daß er sie mit dem Seitengewehr kaum in Scheiben schneiden konnte. Dann holte er eine kleine Tonflasche aus dem Beutel. Als er den Lederkorken entfernte, schnupperte der Haindl Toni sachkundig.
    »Dös is Wein!«
    »Rotwein …«, sagte Kleinhans.
    »Hier werden die Kinder mit Wein g'säugt.« Haindl biß in die harte Wurst und hustete. Sie war scharf gewürzt. »Is dös a Land! Hier sollt' ma bleib'n …«
    »Aber man will uns nicht … das ist viel wichtiger.« Bornemann kaute an seinem Stück Brot und zerkrümelte den Käse, um recht viel und lange davon zu haben.
    Dann lagen sie wieder im Gras, die Gewehre vor sich und auf das Dorf gerichtet … eine Armee

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