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Der letzte Karpatenwolf

Der letzte Karpatenwolf

Titel: Der letzte Karpatenwolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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die Wachen, olles … Immer kameradschaftlich! Teil'n ma jetzt a …«
    »Was?«
    »Dös Madl … reihum …«
    Kleinhans holte schnell aus und schlug Haindl in das fragende Gesicht. Der Bayer fiel nach hinten auf die Steine, aber er sprang nicht auf und schlug nicht zurück … er blieb liegen, mit kalten, plötzlich haßerfüllten Augen.
    »Wenn du Vera anrührst, lege ich dich um«, sagte Kleinhans eisig. »Wir alle legen dich um … kameradschaftlich!«
    Stumm kroch Haindl in die Höhle zurück und legte sich schwer atmend neben Michael Peters auf die Decke.
    Wieder zogen sie zwei Wochen durch die Karpaten, schossen ein Reh, sammelten Beeren oder schickten Vera zu einsamen Gehöften, wo sie Milch, Eier, Butter und einmal sogar einen großen, runden Schafskäse bettelte, von dem sie alle fast eine Woche lebten.
    Michael hatte Vera sein Wehrmachtshemd gegeben und selbst das Grünhemd der Eisernen Garde angezogen. Er wußte, daß er mit diesem Hemd keinerlei Chancen mehr hatte, das Leben zu retten, wenn er in russische Hände fiel … aber da Vera die einzige war, die in die Bauernhäuser gehen konnte, um zu betteln, und dies nur möglich war, wenn sie nicht mehr als Angehörige der verhaßten Organisation zu erkennen war, hatte er mit ihr getauscht.
    Einen Augenblick hatte ihn ein merkwürdiges Gefühl überkommen, als er Veras Hemd anzog und ihre Körperwärme, die noch im Stoff war, auf seiner Haut spürte. Doch dann überdeckten der Weitermarsch und sein schmerzender Fuß alle anderen Gedanken.
    Rührend sorgte Vera für die Soldaten. Sie verband jeden Tag Michaels Fuß, strich die grüne Salbe über die eiternden Geschwüre, ohne Ekel, ohne Scheu, als müßte es so sein. Sie kochte in Höhlen das Essen und entdeckte, daß das Bergwasser so salzig war, daß ein Braten, wenn er viel begossen wurde und das Wasser schnell verdunstete, so viel Salz bekam, daß er schmackhaft war und knusprig wie im feinsten Hotel.
    Selbst singen konnte sie. Manchen Abend lehnte sie an den Felswänden und summte leise ein rumänisches Volkslied, einen Tanz oder eine schwermütige Weise vom stürmischen Prut, dem Fluß, über den die russischen Armeen nach Rumänien gekommen waren.
    Die vier Soldaten saßen dann vor ihr und starrten zu ihr empor. »Wie ein Engel«, hatte Bornemann einmal geflüstert, als sie wieder vor ihnen stand und ein Lied sang und sich dabei leicht in den Hüften wiegte.
    »Wenn um uns nicht die Hölle wäre«, hatte Michael zurückgeflüstert, und Bornemann hatte plötzlich Tränen in den Augen und hatte sich abgewendet.
    Am siebzehnten Tag der gemeinsamen Wanderung nach Apata kamen sie endlich auf die Straße bei Ciceu.
    Sie blieben noch in den Felsen, starrten hinab auf das in der Morgensonne fahle Band und bemerkten die Schleifspuren von Raupenketten, tief in den Staub eingedrückt.
    »Panzer!« sagte Haindl als erster. »Kruzitürken!«
    »Wir müssen an der Straßä äntlang!« sagte Vera Mocanu. »Zwischen uns und Apata liegän Bergä, die selbst ein Wolf nicht übersteigt …«
    »Also los!« Kleinhans nahm das Gewehr in Anschlag. »Gehen wir …«
    Eine Woche … ein Monat … zwei Monate … drei Monate … es sind Zeitbegriffe, die im täglichen Leben vorbeirasen. Noch freut man sich über die Blüte einer Blume, da reift auch schon das Korn … und ehe man die gelben Erntepuppen richtig bewundert hat und langsam beginnt, sich auf die Reife zu besinnen, fällt schon der erste Schnee.
    Drei Monate aber in den Felsen, die nie ein Mensch betreten hat, immer wandernd, immer auf der Flucht, immer sich verbergend, immer den Tod im Nacken, vergehen nicht wie ein Flug, sondern wie drei Jahrhunderte.
    Bis November zogen die fünf durch die urweltlichen Schluchten der Karpaten. Sie hatten Apata nicht erreicht. Die Straßen nach dem Gebirgsstädtchen waren unter scharfer Kontrolle von russischen Soldaten und rumänischer Miliz.
    Vera Mocanu war einen Tag lang verzweifelt. Zwölf Kilometer weit lag Apata … nur ein paar Berge lagen dazwischen, drei Gebirgsflüsse und eine Straße … und doch war es unerreichbar wie ein Stern, der nachts so herrlich am Himmel funkelt und von dem man meint, man brauche nur hinaufzugreifen, um ihn in der Hand zu halten.
    »Wir gehen zu meinen Freunden«, sagte Vera, nachdem sie einen Tag lang geweint hatte. »In die Vrancei-Berge …«
    »Zu den Partisanen?« Kleinhans schüttelte den Kopf. »Wir sollten nach Ungarn durchbrechen. Nach Siebenbürgen und dann weiter …«
    Es waren

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