Der letzte Krieg der Engel (German Edition)
der nächsten Sekunde schien die Realität zu flimmern, die Luft ballte sich zu einem dunklen Schatten, nahm immer mehr Form an, Konturen bildeten sich heraus, und als Helal kurz mit seinen gewaltigen Schwingen schlug, erschien er endgültig in dieser Realitätsebene.
Er hatte nicht mehr viel mit dem grauenerregenden Wesen aus Rauch und Schatten gemein, das Leandra in den Ruinen des Klosters gesehen hatte. Sie starrte Helal mit klopfendem Herzen an. Bisher hatte sie den Herrscher der Unterwelt immer nur als Schemen wahrnehmen können und trotz allem, was sie inzwischen über Engel und ihre finsteren Brüder wusste, war ihre Kultur doch stark genug in ihr verwurzelt, um ein Gesicht wie aus alten Teufelsdarstellungen zu erwarten: Hässlich, vielleicht mit Ziegenbart, abstoßend und beängstigend.
Aber Helal war ein Engel, Gottes ureigene Schöpfung, und trotz der unerbittlichen Härte in seinen Augen war sein Gesicht so schön, dass Leandras Knie weich wurden.
Er sah Arel auf eine schwer zu beschreibende Art ähnlich, so wie sich alle Engel irgendwie ähnelten, aber wo Arel weich und verschmitzt wirkte, war Helal kühl und selbstbewusst. Er war edler und kraftvoller als der Gregorie und geradezu überirdisch schön - und eiskalt.
„Ist es bei euch Menschen nicht unhöflich, jemanden so anzustarren?“, grollte er dunkel und seine Stimme war beängstigend. „Sollten wir nicht eher miteinander reden?“
„Na... natürlich.“ Leandra fing sich erstaunlich schnell wieder und blinzelte kurz, um dann an Helal vorbeizusehen, ihn nur noch aus den Augenwinkeln zu mustern, denn er gefiel ihr wirklich sehr gut. „Was willst du von mir?“
„Na ja, das ist so ein Thema ...“ Helal grinste und verblüffte Leandra damit, denn sie hatte nicht erwartet, dass er so menschlich sein würde. „Gott kann nicht so viel an dir liegen, wenn Er dir ausgerechnet Arel zur Seite gestellt hat“, spottete er, aber Leandra zuckte kurz die schmalen Schultern.
„Ich weiß inzwischen, dass er einer der Besten ist“, gab sie zurück – so einfach machte sie es ihm nicht.
„Ja, vielleicht“, schwenkte er um und grinste flach. „Er hat dich gut ausgebildet, hm?“
„Ja, gut und schmerzhaft“, maulte Leandra in Erinnerung an die Schmerzen und Helal lachte leise.
„Alles, was er dir beigebracht hat, hätte ich dir mit einer Handbewegung geben können - und noch viel mehr.“ Kein Spott war in seiner Stimme, keine Überheblichkeit und Leandra wusste einfach, dass Helal nicht log.
„Was willst du von mir?“, wiederholte sie deswegen ihre Frage und Helal legte den Kopf schief, ehe er ihr ein wirklich hübsches Lächeln schenkte.
„Ein Winziges bisschen Hilfe“, bat er und zeigte mit Daumen und Zeigefinger knapp einen Zentimeter. „Lass den Gregorie im Glauben, für ihn zu sein.“
„Das ist alles?“ Leandra hob erstaunt beide Augenbrauen. „Ich soll niemanden töten, oder ...?“
„Nein! Den Job machen andere“, gab Helal mit einem freundlichen Lachen zurück. „Der Gregorie soll bloß nicht wissen, für wen du bist.“
„Du willst nicht einmal Informationen von mir?“ Leandra konnte es ganz offenkundig nicht fassen, eine Belohnung für einen so winzigen Dienst zu bekommen.
„Dafür hab ich andere“, winkte Helal aber erneut ab. „Nur das, Leandra. Und dafür werde ich dir das Paradies zu Füßen legen, ewiges Leben, Macht ...“
Ein wohliger Schauer lief über Leandras Bauch und sie nickte langsam, aber nachdrücklich. „Ich bin einverstanden“, machte sie den entscheidenden Schritt.
Astratus trat näher. „Arel kommt“, unterbrach er die Unterhaltung.
„Gut, eines noch“, bat Helal und sah Leandra an. „Sei ihm zu Willen, in Ordnung? Das wird ihn ablenken.“
„In Ordnung“, nickte Leandra.
In der nächsten Sekunde war sie alleine, während Arels Schritte näher kamen.
„Alles klar bei dir?“ Seine Augen waren freundlich, als er Leandra ansah, und die spürte für eine Sekunde ein schlechtes Gewissen.
Dann war das aber wieder vorbei, sie lächelte breit und nickte, um dem Engel eine Hand an die Wange zu legen.
„Du bist ja da“, schnurrte sie und Arel küsste sie mit einem leichten Grinsen; er gewöhnte sich langsam an die Zärtlichkeiten.
27 . Kapitel
„Es gibt Gerüchte über deinen Gregorie.“ Die Stimme hatte Arameel zu einem Gespräch zu sich gebeten und so saßen sich die beiden alten Engel in einem schönen, hellen Zimmer hoch über der Stadt gegenüber.
„Was für
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