Der letzte Krieger: Roman
machen.
»Ihr habt die Menschen also gemieden, um euch vor weiteren Verlusten eurer Seelen zu schützen«, folgerte er.
Elanya nickte. »Jede Seele, die wir an das Schattenreich verlieren, kann nicht wiedergeboren werden. Deshalb weichen wir dem Kampf aus, wenn wir können. Wir dürfen unsere Leben nicht leichtfertig wegwerfen. Wir müssen an unser Volk denken, das dadurch schrumpft.«
»Und deshalb lasst ihr die Trolle für euch kämpfen.« Ein einleuchtender Weg, um das Leben der eigenen Leute zu schützen. Er hatte ihn ebenfalls gewählt, hatte die Drachen Schlachten für Theroia gewinnen lassen. »Es wird euch nicht bekommen. Sie werden sich dafür rächen. So wie sich die verfluchten Drachen gegen Theroia gewandt haben.«
»Deshalb dürfen wir niemals die Macht über sie verlieren«, gab Elanya zu.
»Eine Macht, die Theroia niemals hatte«, sagte Athanor und ärgerte sich sofort über seine Unbedachtheit. »Den Göttern sei dank!«, fügte er hastig hinzu.
In Uthariel kreischten die Harpyien ihm die Nachricht bereits entgegen, als er zur Festung hinaufstieg.
»Krieg!«
»Ein Heer!«
»Die Elfen rüsten ein Heer!«
Demnach hatte Mahalea den Hohen Rat davon überzeugen können, dass die Grenzwache der drohenden Gefahr nicht gewachsen sein würde. Sicher waren Kavarath und seine Brut höchst zufrieden mit diesem Beschluss. Sollten sie ruhig zeigen, ob sie wirklich so tatkräftig oder nur Maulhelden waren.
Athanor hätte auch gern vor dem Rat gesprochen. Garantiert dachten die Elfen nur an sich und vergaßen darüber das Wichtigste, ihre Trollkämpfer. Wenn er schon nicht nach Anvalon reisen konnte, weil er nun die Verantwortung für Uthariel trug, sollte er der Erhabenen wenigstens eine Botschaft zukommen lassen. Der Sieg über die Untoten stand und fiel mit den Trollen, und sie trugen nichts als schlecht gegerbte Felle um die Hüften. Ihre Haut mochte dick und zäh sein, aber der Kampf beim Heiligen Hain hatte gezeigt, dass dieser Schutz gegen eine solche Übermacht nicht genügte. Die Trolle brauchten Rüstungen. Sie brauchten Harnische für Brust und Rücken und vor allem verstärkte Stiefel, damit die Untoten sie nicht fällen konnten, indem sie die Sehnen durchtrennten. Am besten setzte er sich sofort an den Tisch im Empfangssaal und schrieb auch an Peredin, damit er die Forderung im Rat unterstützte.
Auf dem Hof der Festung kam ihm Valarin entgegen. Mit beiden Händen trug der Elf etwas Längliches vor sich her wie eine Kostbarkeit. Es war in schimmernden Stoff eingeschlagen, und zu Athanors Verwunderung neigte Valarin auch noch das Haupt vor ihm.
»Willkommen zurück in Uthariel, Athanor. Mahalea hat uns berichtet, dass Ihr die Ehre der Grenzwache gerettet und die Schlacht gewonnen habt. Zum Dank haben wir Euer Schwert neu geschmiedet, das der Troll zerbrochen hat.«
Sprachlos nahm Athanor die Waffe entgegen und nahm sie aus ihrer Hülle. Frisch poliert blitzte die Klinge im Sonnenlicht. Die Schneiden sahen so scharf aus, dass er sorgsam darauf achtete, sie nicht zu berühren. Der alte Griff war mit neuem Leder umwickelt worden, und ein silbernes Löwenhaupt bildete den Knauf. Besser ausgewogen denn je lag das Schwert in seiner Hand. Er blickte die Klinge entlang, doch es war keine Bruchstelle zu entdecken. Der Schmied musste den Stahl geschmolzen und neu geformt haben.
»Ich danke Euch«, sagte Athanor ernst. »Ihr hättet mir kein besseres Geschenk machen können.«
Obwohl es stimmte, denn nun musste er endlich nicht mehr mit der ungewohnten Elfenklinge kämpfen, gefiel ihm Valarins Respekt ebenso gut. Der Elf war immerhin ein Veteran der Wache, der selbst Mahalea wie eine alte Freundin behandelte. Ausführlich, aber nicht ausufernd berichtete Valarin, was in Athanors Abwesenheit vorgefallen war und welche Neuigkeiten sie aus Anvalon erreicht hatten. Der Hohe Rat rief dort ein Heer zusammen, wie es die Harpyien herumschrien. Alle vier Völker der Elfen waren aufgefordert, ihre besten Kämpfer und Magier zu entsenden, um ihre Heimat vor den Untoten zu schützen.
Ganz Uthariel war deshalb in Aufruhr. Die Harpyien kreischten beim abendlichen Appell noch wilder durcheinander als sonst und bestürmten Athanor mit Fragen. Der Junge, der sich um das Quartier des Kommandanten zu kümmern hatte, fuchtelte neuerdings mit einem Übungsschwert herum, und die Greife streiften im Hof auf und ab, statt faul in der Sonne zu liegen.
Als Athanor am nächsten Tag den schmalen Pfad hinabstieg, um die
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