Der letzte Kuss
das.« Sie schüttelte den Kopf, kaum fähig, zu sprechen. Ein unermesslicher Schmerz beengte ihr Brust und Kehle. »Hör auf, genau die richtigen Sachen zu sagen, nur weil du etwas in Ordnung bringen willst, was nicht in Ordnung ist. Es geht nicht. Du hast mich also ausgesucht«, versuchte sie den Gesprächsfaden wieder aufzunehmen, ohne dass ihre Aufgeregtheit ihr dabei in die Quere kamen. »Weil die Anziehung so stark war. Und was wurde aus der Zuneigung, von der du sprachst?«
»Aus der wurde Liebe.«
Ihr stockte der Atem. Aber so sehr sie es auch glauben wollte, wollte sie auch der Wahrheit ins Auge sehen. »Die perfekten Worte, um mich zu überreden, dich zu heiraten und deiner Mutter das Enkelkind zu liefern, das sie sich wünscht.«
»Die Worte, die ich zuvor noch niemandem gesagt habe.
Worte, die ich nicht aussprechen würde, wenn ich sie nicht meinte.« Und das tat er. Aber er wusste, dass sie ihm nicht glaubte. Sie hatte ihn ausreden lassen; trotzdem würde ihr Entschluss nicht seine emotionalen Erklärungen berücksichtigen, sondern auf nackten Fakten beruhen.
Was für eine Ironie, dachte er. Als Journalist lebte und starb er mit den Fakten. Jetzt aber wünschte er sich, dass Charlotte alle Tatsachen außer Acht ließ und ihr zukünftiges Glück dem Ungewissen anvertraute. Er wollte, dass sie an ihn glaubte. An sein Wort. Egal, ob die Fakten in die entgegengesetzte Richtung wiesen.
Sie zog ihre Hand zurück und stützte ihren Kopf in beide Hände. Er wartete, um ihr Zeit zu geben nachzudenken und die Fassung wiederzugewinnen. Als sie wieder aufblickte, gefiel ihm weder der kalte Blick in ihren Augen noch der angespannte Gesichtsausdruck.
»Sag mir eins. Hattest du vor, mich in Yorkshire Falls zurückzulassen, während du zu deinem geliebten Job zurückkehrtest?«
Er schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, was ich geplant habe, nur so viel, dass ich unbedingt möchte, dass es funktioniert. Ich habe ein Angebot für einen Job bei der Washington Post , der mich hier in D.C. halten würde. Ich dachte, ich könnte das mal überprüfen – wir könnten es überprüfen«, sagte er, ganz erfüllt von dieser plötzlichen Idee. »Und zusammen würden wir zu einem erträglichen, funktionierenden Arrangement gelangen.« Ihm klopfte das Herz bis zum Halse, als ihm klar wurde, wie sehr er sich das wünschte.
Seine frühere Angst davor, seinen Lebensstil ändern zu müssen, war verschwunden und wurde ersetzt durch eine neue, viel berechtigtere Angst, nämlich Charlotte für immer
zu verlieren. Bei dem bloßen Gedanken daran brach ihm der Schweiß aus.
Traurige grüne Augen blickten in an. »Ein erträgliches, funktionierendes Arrangement«, wiederholte sie. »Um der Liebe oder der Münzwette willen?«
Er kniff die Augen zusammen, trotz allem verletzt. »Das solltest du allein beantworten können.«
»Tja, es tut mir Leid, aber das kann ich nicht.« Sie lehnte sich zurück und faltete die Hände im Schoß.
Er lehnte sich weiter vor, kam ihr näher, atmete ihren Duft. Gegen jede Vernunft war er auf Charlotte wütend, weil sie ihm nicht vertraute, obwohl er nichts getan hatte, um ihr Vertrauen zu verdienen. Er war auch wahnsinnig wütend auf sich selbst und gleichzeitig lächerlich erregt.
»Ich werde das jetzt nur ein einziges Mal sagen.« Im Gespräch mit Chase hatte er es schon einmal durchdacht. »Die Münzwette hat mich zu dir geführt. Sie war der Auslöser für alles, was seitdem geschehen ist. Aber der einzige Grund, warum ich jetzt hier mit dir zusammen bin – ist Liebe.«
Sie blinzelte. Eine einsame Träne lief ihr über die Wange. Aus einem Impuls heraus fing er sie mit der Fingerspitze auf und schmeckte das salzige Wasser auf seiner Zunge. Er hatte ihren Schmerz geschmeckt. Jetzt wollte er ihn beseitigen. Sie schien gerade etwas sanfter gestimmt. Er konnte es spüren, und er hielt den Atem an, während er auf ihre Antwort wartete.
»Wie soll ich das jemals wissen?«, fragte sie und traf ihn damit unvorbereitet. »Wie soll ich jemals wissen, ob du mit mir zusammen bist, weil du es möchtest, oder weil du deinen Brüdern versprochen hast, dass du derjenige sein wirst, der eurer Mutter zu einem Enkelkind verhilft?« Sie schüttelte den Kopf. »Die ganze Stadt weiß, wie stark sich die
Chandlers ihrer Familie verpflichtet fühlen. Chase ist dafür das beste Beispiel, und du folgst seinem Vorbild.«
»Ich bin stolz auf meinen großen Bruder. Es ist nicht schlecht, einem solchen Vorbild zu folgen.
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