Der letzte Kuss
Besonders, wenn es mich in die richtige Richtung führt.« Es gab nichts mehr, was er noch hätte sagen können. Er hatte ihr bereits erklärt, dass er seine Sache nur einmal vortragen würde. Nichts, was er jetzt noch vorbrachte, würde sie umstimmen, es sei denn, sie wollte ihm glauben.
»Geh ein Risiko mit mir ein, Charlotte. Geh mit mir zusammen ein Risiko ein.« Er streckte seine Hand aus. Seine Zukunft stand ihm vor Augen – würde sie erfüllt sein oder so leer wie jetzt sein Handteller?
Seine Eingeweide krampften sich vor echter Angst zusammen, als er sah, wie sie die Fäuste ballte. Sie war nicht einmal bereit, ihm auf halbem Wege entgegenzukommen.
»Ich … ich kann nicht. Du verlangst von mir Vertrauen, während ich verdammt gut weiß, dass ihr Chandlers eingefleischte Junggesellen seid. Keiner von euch wollte Verpflichtungen. Ihr musstet eine Münze werfen, um zu entscheiden, wer dieses Mal sein Leben für die Familie verändern muss.« Sie stand auf. »Und ich kann noch nicht einmal behaupten, ich sei der Preis, den du gewonnen hast, sondern bin eher die Strafe dafür, dass du alles verloren hast, was dir lieb war.«
Er bezweifelte, dass er die Mauern, die sie jetzt aufgebaut hatte, durchbrechen konnte. Jedenfalls nicht jetzt. Ein letztes Mal griff er nach ihrer Hand. »Ich bin nicht dein Vater.«
»Von meinem Standpunkt aus sehe ich keinen großen Unterschied.«
Das war das Problem, dachte er. Sie konnte ihre eigene schmerzliche Familiengeschichte nicht vergessen. Offensichtlich hatte sie Angst davor, das Leben und die Fehler
ihrer Mutter zu wiederholen. Er hätte Annie und Russell am liebsten verflucht. Nur konnte man sie nicht länger verantwortlich machen. Charlotte war eine erwachsene Frau, die imstande sein musste, die Wahrheit zu erkennen und ihre eigenen Entscheidungen zu treffen.
Der Drang, sie in seine Arme zu nehmen, war stark, aber er bezweifelte, dass das etwas nützen würde. »Ich hätte dich nie für so feige gehalten.«
Sie kniff die Augen zusammen und starrte ihn an. »Du bist ebenfalls eine Enttäuschung.« Sie drehte sich um, rannte aus der Küche und ließ ihn stehen.
»Mist.« Roman ging in den Außenraum und kickte den ersten Mülleimer, den er entdeckte, mit einem Fußtritt durch die Gegend. Das schwere Metall schepperte auf dem Fußboden und donnerte gegen die nächste Wand.
»Es scheint wohl nicht so gut gelaufen zu sein.« Chase wartete unten an der Treppe, die zu seinem oberen Büro führte.
»Das ist eine Untertreibung.« Er stöhnte auf. »So hatte ich mir das nicht vorgestellt.«
Chase warf die Tür ins Schloss. »Damit nicht noch mehr einfach so hereinkommen. Wer hat dir eigentlich gesagt, dass das Leben einfach sei? Du hast einfach eine Zeit lang Glück gehabt. Aber jetzt ist das süße Leben vorbei, kleiner Bruder. Das hier musst du dir jetzt erarbeiten.« Er drehte sich um und lehnte sich gegen den Türrahmen. »Wenn es das ist, was du dir wünscht.«
Roman hätte sich wünschen mögen, so schnell wie möglich diese Stadt zu verlassen und allem Schmerz und Ärger zu entfliehen. Vor der Herzgeschichte seiner Mutter und Charlottes gebrochenem Herzen zu flüchten. Unglücklicherweise gab es keinen Zufluchtsort mehr. Seinen Empfindungen
konnte er nirgendwohin mehr entkommen. Diese Reise zurück hatte ihn gelehrt, dass Yorkshire Falls kein Ort war, den er einfach nur besuchen konnte, nein, es war sein Zuhause mit all dem Ballast, den das Wort beinhaltete. Mit all der Last, vor der er sein Leben lang weggelaufen war.
»Verdammt richtig, es ist, was ich mir wünsche. Sie wünsche ich mir.« Aber die Frau, die er sich ersehnte, wollte nichts mehr mit ihm zu tun haben, gerade jetzt, wo er nach Jahren, in denen er Belastungen und Verantwortung ausgewichen war, bereit war, die Hochs und Tiefs einer festen Beziehung auf sich zu nehmen.
»Was willst du jetzt machen?«
Er hatte keine Ahnung. »Ich muss mir unbedingt die Sache in Washington D.C. ansehen«, sagte er zu Chase. Genau in dem Augenblick schloss Rick die Tür zum vorderen Büro auf.
»Was ist mit D.C.?«, fragte Rick.
»Roman will sich um einen Schreibtischjob kümmern«, antwortete Chase mit Überraschung in der Stimme. Er rieb sich mit den Fingern seinen Nasenrücken, während er offenbar die Nachricht zu verdauen versuchte.
»Jetzt übertreib mal nicht«, murmelte Roman. »Mir ist der Posten des Chefredakteurs bei der Washington Post angeboten worden.«
»Du verlässt die Stadt?« Rick steckte
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