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Der letzte Kuss

Der letzte Kuss

Titel: Der letzte Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phillips Carly
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Vielen Dank, dass du mich nach Hause gefahren hast.«
    »Es war mir ein Vergnügen.« Er beugte sich zu ihr hinüber und legte eine Hand auf ihre Rücklehne. »Es gibt etwas, womit du dich revanchieren kannst.«
    »Und das wäre?«, fragte sie vorsichtig.
    »Setz meine Marianne auf deiner Höschenliste etwas nach oben.« Seine vollen Wangen nahmen ein gewaltiges Rot an. »Wenigstens zeitig genug für unsere Hochzeitsnacht.«
    Sie grinste und nickte. »Ich denke, das ließe sich machen.« Charlotte sprang aus dem Transporter, bevor sie laut loslachen und den armen Mann noch mehr in Verlegenheit bringe würde. »Nochmals vielen Dank, Fred.«

    »Gern geschehen. Und wenn deine Kundinnen zu dir kommen und über den Diebstahl reden, denk daran, ihnen zu sagen, dass Roman Chandler niemals etwas stehlen würde.«
    Mit Ausnahme meines Herzens, dachte sie traurig.
    Fred fuhr davon und ließ sie auf dem Bürgersteig zurück. Sie starrte zunächst auf ihren Laden, dann auf ihr Wohnungsfenster im ersten Stock. Beides konnte sie nicht locken. Seit Roman in ihrem kleinen Apartment die Nacht verbracht hatte, war es nicht länger der sichere Hafen, in den sie sich retten konnte. Ihr Büro roch abscheulich, im Laden würde Beths gesprächige Anwesenheit sie sehr schnell dazu bringen, schmerzhafte Geheimnisse zu enthüllen, und Zutritt Verboten galt für das Haus ihrer Mutter, weil Russell sich dort aufhielt.
    Sie fühlte sich wie eine Vertriebene ohne Obdach – bis ihr einfiel, dass es doch einen Platz gab, an dem sie sich zusammenrollen und ihren Frieden haben konnte. Sie schaute kurz im Laden vorbei, um Beth mitzuteilen, dass sie sich den Tag frei nehme, holte sich bei Norman ein Sandwich und Selters und betrat dann ihr Apartment. Dort zog sie sich schnell um, griff sich ihr geliebtes Buch Zauberhafte Zufluchtsorte und bückte sich, um auf die Feuerleiter bzw. Terrasse zu steigen.
    Manche Leute trösteten sich mit Essen. Charlotte hatte Trostbücher. Eines ganz besonders. Eine Brise fuhr durch die Seiten, und sie wandte sich ihrer liebsten Abbildung zu, der mit den riesigen HOLLYWOOD-Buchstaben. Sie saß da mit dem Rücken an der Mauer, die Beine vor sich ausgestreckt, das Buch auf den Knien. Seufzend folgte sie mit den Fingern den wohlvertrauten Zeichen. Dann stützte sie ihr Kinn auf beide Hände und starrte auf die Hochglanzseiten.

    Welche Ironie, dass dasselbe Buch, das ihr Frieden gab, gleichzeitig ihren größten Schmerz symbolisierte. Sie verstand, warum das so war. Zauberhafte Zufluchtsorte brachte sie in eine unkompliziertere Zeit zurück, eine Zeit, in der sie noch an Märchenprinzen und ein glückliches Ende jeder Geschichte geglaubt hatte. Eine Zeit, als Charlotte noch daran glaubte, dass ihr Vater nach Hause kommen würde, um sie und ihre Mutter mitzunehmen und in ein Flugzeug nach Los Angeles zu setzen. Das hätte ihr die Sicherheit zurückgeben, die ihr genommen war. Doch das hatte er nie getan.
    Deshalb müsste dieses Buch sie eher verunsichern, stattdessen beruhigte es sie in einer Weise, wie es nur unschuldiger Kinderglaube schaffte. Charlotte forschte da nicht weiter nach. Das Leben war schon kompliziert genug. Und die Münzwette der Chandler-Brüder hatte mit Sicherheit ihr Leben und ihre Gefühle derartig durcheinandergebracht, wie sie es nie für möglich gehalten hätte.
    Charlotte erging sich nicht in Selbstmitleid, noch glaubte sie, diese Wendung des Schicksals aus irgendeinem Grunde verdient zu haben. Wenn sie alles bedachte, konnte sie nicht sagen, dass sie überrascht war. Für die Psychiater war es ein großer Tag, als sie zu der Überzeugung gelangten, dass Mädchen sich in die Männer verliebten, die sie an ihre Väter erinnerten. Eine Feststellung, die sie einst mit voller Überzeugung bestritten hätte, für die sie jetzt aber der lebende Beweis war.
    Die Chandler-Brüder hatten viele Eigenschaften: Sie waren eingefleischte Junggesellen, ergebene Söhne und äußerst loyale Männer. Sie wusste, dass Roman niemals vorgehabt hatte, sie zu verletzen. Sie glaubte ihm, dass er sie von der Liste verfügbarer Frauen gestrichen hatte, weil er ihre Familiengeschichte
kannte. Aber sie hätte sein Leben mit Sicherheit vereinfacht, wenn sie in seine Arme gesunken wäre, die er doch eigentlich nur für ein Baby öffnen wollte.
     
    Nachdem Roman mit seinen Brüdern fertig war, schloss er sich in Chases Büro ein und vergrub sich in das, was er am besten konnte, ins Schreiben. Er schaltete alles andere aus und

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